Nachgefragt bei: Marius Sobkowiak
# 26.10.2018
Dipl.-Ing. (FH) Marius Sobkowiak von der IPW Ingenieurplanung GmbH & Co. KG - Jeder Planer tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Bauingenieure und Experten ihres Faches liefern dabei im Interview aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.
Dipl.-Ing. (FH) Marius Sobkowiak ...
...ist Geschäftsführer der IPW Ingenieurplanung GmbH & Co. KG aus Wallenhorst nahe Osnabrück.
74 Mitarbeiter bieten den Kunden Ingenieurleistungen vom Gutachten über die Planung bis hin zur Überwachung der Bauabläufe in neun Fachbereichen an. Im Bereich Infrastruktur sind dabei bis auf den Brückenbau sämtliche Abläufe aufeinander gestimmt.
Marius Sobkowiak ist seit 2009 im Unternehmen und dort für den Fachbereich Bauüberwachung zuständig. Nach 6 Jahren in der Abteilungsleitung ist er seit April 2015 der erste geschäftsführende Gesellschafter der dritten Generation.
Herr Sobkowiak, was fordert Sie gerade besonders in ihrem Job?
Bei der IPW ist kein Tag wie der andere, man ist ständig in geistiger Bewegung. Das ist auch das Besondere an meinem Job. Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen, sie fordern mich einfach immer wieder aufs Neue. Wir lernen auch sehr viel voneinander, wie zum Beispiel in den seit 2014 eingeführten, regelmäßig stattfindenden Qualitätsregelkreisen.
Dabei stellt ein Kollege oder eine Kollegin den anderen Mitarbeitern das jeweilige individuelle Fachwissen vor. Kristallisiert sich dabei ein Schulungsbedarf heraus, schicken wir nicht nur eine Person zur Weiterbildung sondern lassen den Referenten zu uns kommen und gleich ganze Abteilungen schulen.
Genau das fordert mich, nämlich immer "up to date" zu sein, um, egal ob Klein- oder Großprojekt, für unsere Kunden das Optimum herauszuholen. Seit über 40 Jahren setzen wir dabei erfolgreich auf kreative und innovative Lösungen, geprägt mit Erfahrung, Fachwissen aber auch mit Kostentransparenz und Terminsicherheit.
Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?
Begeistert hat mich das Bauwesen schon immer. Ich fand es spannend, etwas wachsen zu sehen, sei es ein Haus, eine Bahnstrecke oder eine Straße. Vor meiner Zeit bei IPW war mein Werdegang sehr abwechslungsreich.
Ich habe Bauzeichner im Hochbau gelernt und jede freie Zeit auf der Baustelle mit Nebenjobs verbracht. Praxiswissen war für mich immer ein sehr wichtiger Faktor, um mitreden zu können. Bis zum Studium arbeitete ich als Techniker bei einem Bauträger in der Nähe von Oldenburg. In dem Unternehmen war ich zwei Jahre für die Planung und Bauleitung von Ein- und Zweifamilienhäuser zuständig. Das war mir nicht genug, also studierte ich Baumanagement und spezialisierte mich auf Baurecht.
Nach dem Studium wollte ich etwas ganz anderes ausprobieren und landete in Berlin als Projektsteuerer bei einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn AG. Für die Projektleiter der Berliner S-Bahn war ich als einziger für die Erstellung von Inbetriebnahmekonzepten zuständig. Zu meinen Projekten zählten der Ringschluss der Berliner S-Bahn und die Teilinbetriebnahme des Berliner Hauptbahnhofs im Jahr 2006.
Auf einer der vielen Baustellen bin ich dann von STRABAG Rail abgeworben worden. Innerhalb der Organisation habe ich 2007 die Berliner Niederlassung bzw. Gruppe übernommen. Ein hartes Stück Arbeit, wobei ich sehr viel über Projektleitung in Großprojekten aber vor allem über die Führung von Menschen gelernt habe. Da war schon die eine oder andere schlaflose Nacht dabei.
Aber auch hier fühlte ich, dass ich nicht angekommen bin und wollte mit Mitte 40 auch keinen Herzinfarkt erleiden (lacht). So entschied ich mich mit Mitte 30, nach dem ich die Seite des Auftraggebers und die der ausführenden Firma kennengelernt habe, für ein Ingenieurbüro als "goldenen Mitte" und damit auch wieder mal für ein völlig neues Fachgebiet in der Baubranche.
Ich suchte immer nach der Herausforderung, mich selbst zu messen und fand diese schließlich bei der IPW. Es hat nicht lange gedauert, bis ich gemerkt habe, dass mich die Arbeit bei der IPW langfristig herausfordern wird und ich zum ersten Mal wirklich Spaß an der Arbeit habe. Tiefbau und Straßenbau machen mir heute besonders viel Spaß. Ich schaffe buchstäblich neue Wege und kann dabei meine Stärken in allen Facetten entfalten.
Welche Wege geht Ihr Unternehmen in punkto Personal?
Zum 40. IPW-Jubiläum 2016 konnten wir auf der gemeinsamen Feier bei 74 Mitarbeitern eine durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von 14,7 Jahren pro Mitarbeiter/in verzeichnen. Ich denke die Zahl spricht für sich.
Die Fachkräfte werden auch im Bauingenieurwesen mittlerweile immer weniger. Umso wichtiger ist es, auch jungen Menschen bzw. den Absolventen die Chance zu geben. Sicher ist dabei die Gefahr, dass die Jungingenieure nach ein paar Jahren weiterziehen. Das Risiko gehen wir gerne ein und sorgen dafür, dass junge Leute auch bei uns bleiben.
Auf wen hören Sie beruflich?
Neben der großen Welt der Vorschriften, die wir in der Baubranche nun mal beachten müssen, höre ich sehr viel auf mein Team. Die Meinung meiner Kollegen und Kolleginnen ist mir sehr wichtig. Ihre Köpfe sind das Kapital des Unternehmens.
In welche (Informations-)Technik investiert Ihr Unternehmen?
In einem Ingenieurbüro gehört die moderne Technik zu den wichtigsten Werkzeugen. Auch hier scheuen wir keine Kosten. Brisant ist aber die schnelle Weiterentwicklung. Manchmal ist das schon ein wenig nervig. Ständige Entwicklung begrüße ich, aber nicht unbedingt in diesem Tempo.
Neben der eigentlichen Software, die wir jeden Tag für unsere Arbeit benötigen, kommen immer mehr Softwareprogramme dazu, um den eingeführten Verordnungen gerecht werden. Nehmen wir alleine im Moment das aktuelle Thema "Datenschutzverordnung".
Um einem großen Teil der Vorgaben aus der Verordnung gerecht zu werden, haben wir die Software "DocuWare", die eine revisionssichere Speicherung von Daten ermöglicht, eingeführt. Ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen.
Ich frage mich manchmal, wie weit das noch gehen wird. Die digitale Welt wird immer rasanter und dabei leider immer unübersichtlicher.
Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?
Allgemein gesehen ist ein politischer Wandel spürbar. Ich finde das in so einem tolerant und multikulturell gewordenen Land sehr gut.
Die Politik überlasse ich immer noch gern anderen Menschen. Dabei wünsche ich mir von den Damen und Herren mehr Entschlossenheit und grundsätzlich schnellere Entscheidungen über die debattierten Themen. Bei dem bisherigen Entscheidungstempo wäre das eine oder andere Unternehmen doch schon längst insolvent (lacht).
In Bezug auf die Baubrache finde ich es gut, dass die Politik endlich sehr viel in unsere Infrastruktur investiert. Das war mehr als notwendig. Gleichzeitig bringt das nicht nur den Ingenieurbüros Aufschwung.
Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?
In jüngeren Jahren hatte ich den Doktortitel im Hinterkopf. Das habe ich längst abgeschrieben. Natürlich halte ich mich mit Schulungen, Vorträgen etc. auf dem neuesten Wissensstand.
Das einzige, was für mich heute wichtig ist, ist, dass ich in dem was ich tue gut bin, ganz nach dem Motto von Steve Jobs: "Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, besteht darin zu lieben was man tut".
Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?
Ich achte darauf, mir Auszeiten zu nehmen, egal wie viel ich um die Ohren habe. Um abzuschalten sind mir die Wochenenden heilig. Im Urlaub - und da staune ich selbst - denke ich kaum an die Arbeit und der Laptop etc. bleiben aus.
Um den Kopf frei zu bekommen, treibe ich unter der Woche sehr viel Sport unterschiedlicher Art, darunter Fitness und Kampfsport. Außerdem entschleunigen mich die Spaziergänge mit meinem Hund Toni, einem Australien-Terrier, der mich seit langem auf Schritt und Tritt begleitet und im Büro bereits zum "Inventar" gehört (lacht).