Nachgefragt bei: Michael Hippe
# 30.03.2016
Dipl.-Ing. Michael Hippe von der Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ..."
Dipl.-Ing. Michael Hippe ...
...ist Geschäftsführer der Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH und der Teamplan EDV GmbH sowie Vorstandssprecher der Teamplan Holding AG. Darüber hinaus leitet er als Vorstandsvorsitzender den Verband der zertifizierten Sanierungsberater für Entwässerungssysteme e.V. (VSB) sowie als stellvertretender Vorstandsvorsitzender den Landesverband Nordrhein-Westfalen des VBI und ist in verschiedenen Fachausschüssen aktiv.
Die Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH erbringt seit mehr als 50 Jahren Planungs-, Beratungs- und Überwachungsleistungen auf dem Gebiet der kommunalen Infrastruktur. Derzeit werden rund 100 Mitarbeiter an den Standorten des Unternehmens in Dortmund, Düsseldorf, Erftstadt, Ingolstadt, Koblenz, Solingen und Speyer beschäftigt.
In der übergeordneten Teamplan Holding AG sind nur aktive und ehemalige Mitarbeiter Aktionäre und damit Eigentümer des Unternehmens.
Herr Hippe, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?
Im letzten Jahr haben wir aufgrund des anhaltend hohen Auftragseingangs insgesamt 15 Mitarbeiter neu eingestellt. Diese müssen in Teams integriert werden und benötigen Unterstützung, um möglichst schnell in die Arbeiten unseres Büros hineinzufinden. Wir wollen, dass jeder Mitarbeiter seinen Platz hat, sich dort wohl fühlt und weiter entfalten kann. Diesbezüglich müssen wir aktuell die Niederlassungen in Düsseldorf und Koblenz ausbauen, um den Mitarbeitern adäquate Arbeitsplätze zu bieten und für die dort anstehenden Projekte gewappnet zu sein.
In einigen Fällen, z.B. bei Studien- oder Forschungsprojekten, bin ich auch in der Projektarbeit tätig. So stellen wir gerade die Arbeit an einem Forschungsprojekt zur Optimierung der Kanalsanierung und deren Refinanzierung fertig. Hinzu kommen die ehrenamtlichen Tätigkeiten in den Fachverbänden VSB, DWA und VBI sowie ein Lehrauftrag an der Fachhochschule Köln, welche mich zeitlich entsprechend beanspruchen.
Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?
Bauwesen habe ich zunächst studiert, weil mein Vater auch Bauingenieur war und ich die Tätigkeit interessant fand. In der Infrastrukturplanung bin ich seit 1991 tätig, habe dabei in unserem Büro mit der Kanalsanierung begonnen, der ich – neben anderen Fachdisziplinen – bis heute treu geblieben bin.
Nach wie vor empfinde ich die Tätigkeit als Bauingenieur als sehr vielseitig. Es ist schön, mit der eigenen Arbeit zur Reinhaltung und Aufwertung unserer Gewässer und zum Erhalt und zur Verbesserung unserer Straßen und Ver- und Entsorgungseinrichtungen beitragen zu können. Diese ständige Absicht soll mit unserem Unternehmens-Motto "Kreative Ingenieurleistung für eine intakte Umwelt" zum Ausdruck gebracht werden.
Welche Wege gehen Sie in punkto Personalgewinnung?
Absolventen gewinnen wir hauptsächlich über Praktika, studentische (Mit-)Arbeit sowie die Betreuung von Bachelor- und Masterarbeiten. Dies hat sowohl für uns als auch für den Bewerber den Vorteil, dass man sich bereits im Vorfeld kennenlernen und prüfen kann, ob man zueinander passt.
Berufserfahrene Mitarbeiter gewinnen wir vor allem über Stellenanzeigen auf unserer Homepage und hier im Internetportal (Gemeint ist hier der Stellenmarkt in bauingenieur24, Anm. d. Red.). In beiden Fällen kommen Mitarbeiter aber auch durch Initiativbewerbungen zu uns.
Wichtig ist uns, dass die Mitarbeiter langfristig, möglichst bis zur Rente bei uns bleiben. Nicht selten bleiben Mitarbeiter ihr gesamtes Berufsleben bei uns. Eine Reihe von Mitarbeitern hat dies in den nächsten Jahren hinter sich und geht in den Ruhestand, sodass wir unseren zuletzt recht erfolgreichen Weg der Personalgewinnung auch weiterhin fortsetzen müssen.
Auf wen hören Sie beruflich?
Ich denke, man ist gut beraten, viele Meinungen und Anregungen aufzunehmen. In einem Büro unserer Größe kann man flache Hierarchien leben und Statusdenken vermeiden, d.h. jede Meinung ist gefragt und wichtig. Wir haben ein formalisiertes Vorschlagswesen. Dies soll unter anderem die Möglichkeit eröffnen, den Vorschlägen noch mehr Nachdruck zu verleihen. Unabhängig davon gibt es auch viele Anregungen in Team- oder Niederlassungsbesprechungen.
Schließlich ist es wichtig, auch "schräge" Meinungen von Nichtfachleuten zuzulassen. Oft resultieren aus dieser unvoreingenommenen Sichtweise die besten Lösungsansätze. Natürlich bilde ich mir immer auch eine eigene Meinung und bringe diese in die Diskussion ein. Anregungen hierfür erhalte ich nicht zuletzt über die Tätigkeiten in den verschiedenen Fachverbänden.
In welche (Informations-)Technik investieren Sie und was kostet das?
Als eines der führenden Büros in unseren Fachbereichen muss unsere technische Ausstattung immer auf dem neuesten Stand sein. Eine adäquate Hardware-Ausstattung, z.B. mit Laptop und Mobiltelefon, für alle die unterwegs sind oder zuhause arbeiten möchten, ist für uns selbstverständlich und ohnehin kein gravierender Kostenpunkt.
Mit deutlich höheren Kosten schlägt die Software zu Buche, sowohl bei der Anschaffung als auch bei der Wartung sowie bei ergänzenden Eigenentwicklungen. Hier liegen die jährlichen Kosten regelmäßig im sechsstelligen Bereich.
Ein Schwerpunkt ist dabei die Ausstattung der Arbeitsplätze mit der aktuellen CAD- und GIS-Software sowie dem durchgängig eingesetzten Dokumentenmanagementsystem. Einen anderen Schwerpunkt bilden die Fachprogramme auf neuestem Stand, z.B. für die gekoppelte Berechnung von Kanalisation, Gewässer, Grundwasser und Oberflächenabfluss oder für die Zustandsprognosen mit Alterungsmodellen.
Aktuelle eigene Programmierungen betreffen die Grundstücksdatenverwaltung, die Kanalsanierung und die Vermögensbewertung.
Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?
Mein wichtigstes Anliegen ist die konsequente Umsetzung des Prinzips der Vergabe nach Leistung, welches der Honorarordnung zugrunde liegt. Man kann unmöglich gleichzeitig der Beste und der Billigste sein. Wenn wir also den Anspruch haben, den Kunden eine optimale Leistung zu bieten, dann können wir das dauerhaft nur, wenn dies auch angemessen honoriert wird.
Eine Vergabe nach niedrigstem Honorar, wie sie leider gar nicht so selten zu beobachten ist, führt zwangsläufig zu einer qualitativen Abwärtsspirale. Die Folgen zeigen sich – leider – oft erst Jahre später, wenn eine Anlage nicht vernünftig funktioniert oder jemand merkt, dass man diese hätte viel günstiger errichten können oder, im schlimmsten Fall, gar nicht gebraucht hätte.
Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?
Ich lese recht konsequent die einschlägige Fachliteratur und studiere gezielt aktuelle neue oder geänderte Regelwerke und Gesetze bzw. Verordnungen. Für Letzteres bleibt in der Regel nur am Wochenende oder im Urlaub Zeit.
Durch die Mitarbeit in den Fachgremien, wozu z.B. die Weiterentwicklung von Regelwerken gehört, bin ich in den jeweiligen Fachgebieten grundsätzlich auf dem neuesten Stand. Darüber hinaus halte ich häufig Vorträge und kann bei diesen Veranstaltungen durch die Verfolgung der anderen Vorträge und ergänzenden Ausstellungen weitere fachliche Anregungen aufnehmen.
Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?
Eines meiner Hobbys ist das Reisen. Darüber hinaus bin ich, wenn es das Wetter erlaubt, gerne draußen. Meine Kinder sind inzwischen aus dem Haus, dafür kommt jetzt meine Enkelin regelmäßig zu Besuch. Hin und wieder spiele ich etwas Klavier und einmal in der Woche Basketball.