Nachgefragt bei: Philipp Hahn
# 21.10.2020
Philipp Hahn, M.Sc., von der Baurconsult Architekten Ingenieure GbR - Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Bauingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Erfahrungen für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Die Experten ihres Faches liefern dabei aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.
Philipp Hahn, M.Sc., ...
...ist Tragwerksplaner und Gesellschafter der Baurconsult Architekten Ingenieure GbR. Das 1961 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Haßfurt und acht weiteren Niederlassungen beschäftigt aktuell 260 Mitarbeiter, 30 davon in der Abteilung Tragwerksplanung.
Für überwiegend öffentliche Auftraggeber erbringt die Baurconsult Leistungen in den Bereichen Hochbau, Städtebau, Freiraumplanung, Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung.
Herr Hahn, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?
Aktuell fordern mich als Tragwerksplaner in der Projektarbeit der Bau einer Sporthalle, eines Schulkomplexes sowie eines Feuerwehrgebäudes, jeweils in unterschiedlichen Holzbauweisen.
Da ich diesen Gebieten bisher nur wenige Erfahrungen gemacht habe, ist für mich die ingenieurmäßige Erschließung der Holzrahmenbauweise und des Holzmodulbaus erforderlich, um mit der notwendigen Qualität zur erfolgreichen Projektabwicklung beitragen zu können.
Als einer von insgesamt acht Gesellschaftern unseres mittelständischen Ingenieurbüros habe ich seit Januar 2020 erkannt, dass der Fokus nicht allein auf den aktuellen Projekten und Herausforderungen liegen darf, sondern viel mehr auch auf den richtigen strategischen Entscheidungen, um weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber und zuverlässiger Dienstleister bleiben zu können. Diesen nötigen Weitblick zu entwickeln ist eine spannende Aufgabe für einen jungen Menschen wie mich.
Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?
Nach meinem Abitur im Jahr 2011 absolvierte ich ein duales Bachelorstudium Bauingenieurwesen an der Berufsakademie Glauchau und bei Baurconsult. Ich konnte somit direkt in den Beruf einsteigen.
Im Anschluss folgte eine Tätigkeit als Werkstudent während meines Masterstudiums an der Universität Stuttgart. Seit 2017 bin ich als Tragwerksplaner bei Baurconsult festangestellt und Anfang dieses Jahrs folgte der Eintritt in die Gesellschaft.
Mein Arbeitgeber hat mir während meiner Ausbildung immer die notwendige Unterstützung gegeben und neue Herausforderungen sowie die entsprechenden Perspektiven aufgezeigt. Diese berufliche Partnerschaft, die ich bisher zu keiner Zeit bereut habe, erlaubt es mir, Teil des komplexen Planungs- und Bauprozesses zu sein, mit den jeweiligen Fachleuten der verschiedenen Disziplinen im Team zu arbeiten und dabei die Fähigkeiten und Erfahrungen des eigenen Verantwortungsbereichs einzubringen.
Ich glaube eine grundlegende Entscheidung zu einem Beruf gibt es nicht. In meinem Fall entwickelte sich das Interesse an Bauwerken und deren Errichtung zu einer beruflichen Leidenschaft. Diese Entwicklung war geprägt von Erfahrungen während erster Praktika auf Baustellen, den Einflüssen während des Studiums, die zum ersten Mal die ganze Bandbreite des Tätigkeitsfeldes aufzeigten sowie die ersten beruflichen Eindrücke, die mir die Entscheidung erlaubten, mich in Richtung des Fachbereichs Tragwerkplanung zu entwickeln.
Welche Wege geht Ihr Unternehmen in punkto Personalgewinnung bzw. wie können sich Unternehmen der Baubranche heute den Nachwuchs von morgen sichern?
Selbstverständlich können Mitarbeiter über Anzeigen, Messen und gezielte Personalsuche gewonnen werden. Mir persönlich ist es jedoch wichtig, neuen Mitarbeitern ein angenehmes Arbeitsumfeld, fordernde Aufgaben und ein funktionierendes Team, in das sie sich integrieren können, zu bieten. Denn viel wichtiger als die Akquise eines neuen Mitarbeiters ist es, diesen im Unternehmen zu halten.
Ich persönlich freue mich daher, wenn Mitarbeiter aus eigenem Antrieb eine zusätzliche fachliche Qualifikation und Weiterentwicklung anstreben und werde dies immer unterstützen und mein Wissen sehr gerne weitergeben.
Bitte vervollständigen Sie den Satz: "Um erfolgreich zu planen und zu bauen kommt es in Zukunft darauf an, dass..."
...es gelingt, den komplexen Planungs- und Bauprozess klar zu durchdringen und zu strukturieren, um richtige Entscheidungen treffen zu können und die Planungs- bzw. Bauaufgabe wirtschaftlich und nachhaltig zu lösen.
Die entscheidende Rolle dabei spielen die Qualitäten der Projektbeteiligten, deren Ausbildung sowie die aus abgeschlossenen Projekten gewonnenen Erfahrungen. Im Kontext der Projektabwicklung muss es dann gelingen, dass diese Erfahrungen zum richtigen Zeitpunkt in die Planung und Ausführungen der konkreten Bauaufgabe einfließen, um einen erfolgreichen und wirtschaftlichen Projektablauf zu gewährleisten.
In welche Technik bzw. IT investiert Ihr Unternehmen?
Hier möchte ich zunächst die Entwicklung im Fachbereich der Tragwerksplanung nennen. Seit mehreren Jahren erfolgt die Erstellung von Schal- und Bewehrungsplänen sowie Konstruktionsplänen mittels Anwendung eines 3-D-Zeichenprogramms.
Als Generalplaner ist es uns gelungen, die Gebäudemodelldaten der Fachdisziplinen Architektur, Technische Gebäudeausrüstung HLS und Elektro sowie Tragwerksplanung durch Nutzung eines einheitlichen Software-Basissystems für eine integrale Planung zu verwenden. Unsere Fachabteilungen setzen entsprechende Branchensoftware ein, welche die Modelldaten teilweise direkt für Berechnungen und Analysen verwenden kann.
Neben der Software selbst ist die Umstellungs- und Einarbeitungszeit in die BIM-Arbeitsweise als große Investition zu nennen. Im Detail geht es hier um Mitarbeiterschulungen, Prozessdefinitionen, Zusammenarbeit, Qualitätssicherung und die Erstellung von Leitfäden.
Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung haben wir uns verstärkt mit den Themen Online-Kommunikation bzw -konferenzen sowie dem Thema standortneutraler Arbeitsplatz auseinandergesetzt.
Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?
Ich wünsche mir einen Abbau der Bürokratie sowie die Förderung des Mobilfunkausbaus und der Breitbandversorgung.
Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?
Die Teilnahme an fachlichen Fortbildungen des konstruktiven Ingenieurbaus sowie baujuristische Weiterbildung sehe ich als persönliche Pflichtaufgaben.
Unabhängig davon lege ich persönlich großen Wert auf die stetige Weiterentwicklung der Persönlichkeit durch die Teilnahme an jeglichen Diskussionsformen und Veranstaltungen berufspolitischer Organisationen. Dazu informiere ich mich durch Zugang zu berufsbezogenen Social-Media-Kanälen und die Lektüre von Fachzeitschriften.
Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?
Fast jeden Tag trainiere ich für meine sportliche Leidenschaft, den Triathlon. Aber über allem steht der Kontakt zum Freundeskreis und der Familie.