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Nachgefragt bei: Rainer Barth

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 19. Mai 2016

# 29.06.2016

Dipl.-Ing. Rainer Barth von der Ed. Züblin AG - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ..."

Dipl.-Ing. Rainer Barth ...

Dipl.-Ing. Rainer Barth ist Direktionsleiter für Bau Prozess Management innerhalb der Zentralen Technik (ZT) der Ed. Züblin AG. Foto: Züblin
Dipl.-Ing. Rainer Barth ist Direktionsleiter für Bau Prozess Management innerhalb der Zentralen Technik (ZT) der Ed. Züblin AG. Foto: Züblin

...ist Direktionsleiter Bau Prozess Management innerhalb der Zentralen Technik (ZT) der Ed. Züblin AG. Die ZT beschäftigt ca. 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist Dienstleister aller operativen Einheiten im Unternehmensverbund der STRABAG SE, zu welchem Züblin gehört.

In Barths Direktion sind ca. 140 Beschäftigte in den Bereichen Kalkulation, Arbeitsvorbereitung, 5D-Planung, Unterstützung baubetrieblicher Prozesse und LEAN Construction tätig.

Die Ed. Züblin AG, gegründet 1898, mit heute ca. 14.000 Beschäftigten, gilt als führendes Bauunternehmen für Hoch- und Ingenieurbau in Deutschland. Die Bauleistung beträgt ca. drei Milliarden Euro pro Jahr.

Die STRABAG SE ist einer der führenden Baukonzerne Europas, mit einer Bauleistung von ca. 14 Milliarden Euro pro Jahr.


Herr Barth, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?

Derzeit stehen die Themen BIM (Building Information Modelling), LEAN Construction und Digitalisierung der Bauprozesse im Fokus unserer Tätigkeiten. Dazu erweitern wir unter anderem die entsprechenden Unternehmensbereiche durch neues Personal. Darüber hinaus begleiten wir anspruchsvolle Projekte im In- und Ausland in der Angebots- und Ausführungsphase.

Für unseren Bereich der Zentralen Technik gilt, dass wir jederzeit bereit und offen für die Themen Forschung und Entwicklung sein müssen. Wir haben einen eigenen Bereich, der sich speziell nur mit diesen Aufgabenstellungen beschäftigt. Hier wäre im Fachgebiet des Verkehrswegebaus das Projekt "SmartSite" (siehe unten, "Quellen und Verweise" - Anm. d. Red.) beispielhaft zu nennen, welches Züblin maßgeblich begleitet und das kurz vor dem Abschluss steht.


Mit welchen Voraussetzungen sind Sie in die Branche eingestiegen und was begeistert Sie heute noch dafür?

Ich bin heute seit ziemlich genau 24 Jahren bei der Firma Züblin und damit genauso lang in der Baubranche tätig. Meine Laufbahn innerhalb des Unternehmens war geprägt von gezielten eigengesteuerten Entwicklungen, aber auch von Zufälligkeiten.

Um die Grundlage für meine berufliche Arbeit zu schaffen, habe ich Bauingenieurwesen an der TH (heute TU) Darmstadt mit den Schwerpunkten konstruktiver Ingenieurbau und Baubetrieb studiert. Viele der nötigen Fähigkeiten konnte ich aber erst im Tagesgeschäft erwerben.

Wie mein gesamtes Team, lasse ich mich immer wieder von unseren unterschiedlichen Aufgabenfeldern begeistern. Hierbei kann man feststellen, dass manche eher von Innovationsthemen und manche eher vom technischen Support komplexer Bauprojekte "gepackt" werden. Beide Bereiche spielen bei uns eine große Rolle, weshalb ich davon überzeugt bin, dass die Ed. Züblin AG für Nachwuchskräfte ein tolles Angebot und vielfältige Karrierewege bereithält.


Wo sehen Sie aktuell die wichtigsten Betätigungsfelder für Nachwuchskräfte?

BIM ist bei den Innovationen derzeit sicherlich ein führender Treiber, es gibt aber immer noch ausreichend Studienabgänger, die sich besonders für die technischen Spezialgebiete des Bauingenieurwesens interessieren.

Wir haben in den letzten Jahren in meiner Direktion ca. 15 neue Beschäftigte pro Jahr eingestellt, in Summe ca. 100 Beschäftigte bezogen auf die gesamte Zentrale Technik. Als Unternehmen müssen wir alles dafür tun, damit wir sowohl in den klassischen als auch den modernen Themenfeldern für junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interessant bleiben.


Auf wen hören Sie selbst beruflich und was raten Sie anderen, vor allem jungen Bauingenieuren?

Zuallererst hören mein Team und ich auf unsere Kunden, also die operativen Einheiten der STRABAG-Gruppe. Als Vorgesetzter muss ich persönlich auch auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hören. Darüber hinaus gilt es, sich mit den Entwicklungen im Markt (BIM 5D, LEAN, Digitalisierung) und der Forschung & Entwicklung proaktiv zu beschäftigen.

Ich rate den jungen Bauingenieuren, eine Weile im Ausland zu arbeiten, am besten recht früh zu Beginn der Berufstätigkeit. Neben den sprachlichen Fähigkeiten, die man sich aneignen kann, ist das Arbeiten und Leben in einem fremden kulturellen Umfeld eine wertvolle Erfahrung, die man mitnehmen sollte. Ich habe dies leider bei meiner Entwicklung versäumt.

In Bezug auf die Fachrichtung bieten die bereits mehrfach genannten neuen Technologien jungen Menschen große Möglichkeiten der Entwicklung. Aber auch das klassische Baugeschäft mit den Themen Planung, Ausführung und Betreiben von Bauwerken aller Art ist weiterhin spannend für junge wie auch erfahrene Kolleginnen und Kollegen. Wer bereit ist, sich den vielfältigen und unterschiedlichen Aufgaben zu stellen, findet auch seinen "Traumjob" im Bauingenieurwesen.


Welche (Informations-)Technik nutzen Sie bei der täglichen Arbeit?

Die Bauindustrie ist im Themenfeld der Digitalisierung gerade dabei, Fahrt aufzunehmen. Wir betrachten uns diesbezüglich als einer der Treiber in der Baubranche, wie die Beteiligung am erwähnten "SmartSite"-Projekt zur intelligenten Vernetzung auf der Baustelle belegt.

Der Einsatz mobiler Endgeräte nimmt in unserem Haus stark zu. Dabei kommen einschlägige Apps zur Anwendung, die wir von externen Anbietern beziehen. Unsere konzerneigene IT rundet das große digitale Angebot ab.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Bleiben wir beim Thema BIM: BIM muss von der öffentlichen Hand massiv gefördert (und auch eingefordert) werden, damit wir als Standort Deutschland nicht den Anschluss verlieren. Erste erfreuliche Schritte hat es bereits gegeben, jetzt gilt es, das Thema flächendeckend zu verfolgen.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Meine hauptsächliche Weiterbildung erfolgt als learning on the job. Darüber hinaus bietet unser Konzern ein umfangreiches Weiterbildungsangebot für alle Mitarbeiter zu technischen, kaufmännischen und sonstigen Themen an, das auch intensiv genutzt wird. Externe Schulungen und Weiterbildungen runden das Angebot, soweit sinnvoll, ab.

Zudem bietet Züblin die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten, was wie gesagt eine große persönliche Weiterentwicklung bedeuten kann.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Der Ausgleich zum Beruf ist mein erfülltes Privatleben, das glücklicherweise trotz einer nicht vorhandenen 40-Std.-Woche nicht leidet.



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