Nachgefragt bei: Ralf Engel
# 21.08.2015
Ralf Engel von der ErkaPfahl GmbH - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ..."
Dipl.-Ing. Ralf Engel ...
...ist geschäftsführender Gesellschafter und Technischer Leiter der ERKAPfahl GmbH mit Sitz im nordrhein-westfälischen Baesweiler.
Das Unternehmen bietet unterschiedlichsten Bauherren durch ein patentiertes hydraulisches Einpressverfahren die Möglichkeit der nahezu setzungsfreien Tief- bzw. Nachgründung, beispielsweise für den Sanierungsfall oder auch zur Unterfangung benachbarter Gebäude als Baugrubensicherung.
Engels Aufgaben umfassen alle Bereiche der projektbezogenen Bauplanung und -leitung, wozu erdstatische Berechnungen und das Heben, Absenken und ggf. Verschieben von Bauwerken zählen. Mit Ralf Engel sprach bauingenieur24-Redakteur Fabian Hesse.
Herr Engel, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?
Mich beschäftigen aktuell zum einen die ständigen Änderungen der technischen Vorschriften bzw. des Regelwerks im Rahmen der Einführung des Eurocodes.
Zum anderen sehe ich mich regelmäßig mangelnden Planungsvorleistungen seitens der Auftraggeber oder der Projektleitung gegenüber. Bauherrenseitige Planungsaufgaben werden zu oft auf die Auftragnehmer abgewälzt.
Ein stets aktuelles Thema ist für uns auch die Arbeitssicherheit. Hier stehen Theorie und Praxis sehr häufig im Widerspruch, da die Vorschriften oftmals nicht umsetzbar sind. Tatsächlich begegnen einem auch schlichtweg Fehler in den Normen. Wir suchen dann Mittelwege, um eine Machbarkeit herzustellen, die aber gleichzeitig auch z.B. von SiGeKo und Berufsgenossenschaft akzeptiert werden, obwohl es in den Vorschriften manchmal anders steht.
Bei Gründungsproblemen agiert ERKA Pfahl oftmals als "Feuerwehr". Wir sorgen z.B. bei standsicherheitsrelevanten Unterspülungen für die schnellstmögliche Objektsicherung. Das bedeutet für mich in gewisser Weise eine ständige Bereitschaft.
Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?
Ich habe in Karlsruhe Bauingenieurwesen mit der Vertiefungsrichtung Grundbau studiert. Nach dem Studium war ich zunächst noch kurze Zeit am Lehrstuhl für Bodenmechanik und Grundbau tätig. Ich wollte im Berufsleben mit Tiefgründungen und Spezialtiefbau zu tun haben und bin so durch eine Initiativbewerbung im Juli 1998 bei ERKA Pfahl gelandet. Hier macht mir die Arbeit Spaß und ich werde mit Sicherheit dabei bleiben.
Welche Wege gehen Sie in punkto Personalgewinnung und -sicherung?
Mit unserem Nachgründungsverfahren bewegen wir uns in einer Marktnische. Es gibt keinen direkten Ausbildungsberuf, der die in unserem gewerblichen Bereich geforderten Tätigkeiten komplett abdeckt, weshalb wir selbst Stahlbetonbauer ausbilden. Oftmals werden diese dann von uns übernommen.
Ansonsten erhalten wir im gewerblichen Bereich Nachwuchs durch Empfehlungen der Mitarbeiter. Das sind dann Verwandte, Freunde oder Bekannte der Mitarbeiter, oftmals auch Quereinsteiger. Bei offenen Stellen in der Verwaltung (auch Planung und Bauleitung) sind wir für alle Möglichkeiten offen. Wir wenden uns z.B. an das Arbeitsamt, inserieren eine Stellenausschreibung oder suchen selbst im Internet nach geeigneten Kandidaten.
Auf wen hören Sie beruflich?
Ich höre auf kompetenten Sachverstand, also in unserer Branche auf kompetente Bodengutachter, das heißt Geotechniker, und Statiker.
In welche Informationstechnik haben Sie zuletzt investiert?
Die letzten Updates im EDV-Bereich betrafen die Programme Autocad und Mathcad. Vor allem Autocad – Architecture 2015 – ist sehr teuer. Wenn bei diesen Programmen nicht regelmäßig Updates gekauft werden - in der Regel durch Submissions- bzw. Wartungsverträge -, werden sie für kleinere bis mittelständische Unternehmen als Upgrade irgendwann unbezahlbar.
Hat man kein entsprechendes Programm, bekommt man zugesandte Pläne nicht zufriedenstellend geöffnet bzw. bearbeitet.
Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?
Wichtig ist mir zum einen der Schutz der mittelständischen Unternehmen, da diese für Deutschland so wichtige Arbeitgeberschicht nach und nach vernichtet wird.
Ich habe das bei mehreren befreundeten Unternehmern gesehen, die einen Nachfolger für ihre Firma gesucht haben. Wenn die Weitergabe innerhalb der Familie nicht möglich ist, bleibt nur der Verkauf an größere Firmen. Nach und nach verschwinden die mittelgroßen Unternehmen in immer größeren Firmen bis hin zu Konzernen.
Andere Interessenten, z.B. Ingenieure, die nicht über das erforderliche Kapital verfügen, haben da keine Chance.
Die Zinsbelastung möglicher Kredite ist so hoch, dass das erforderliche Gehalt den Interessenten möglicherweise schon durch die Zinsbelastung - noch ohne Tilgung - in den Bereich der Spitzenverdiener bringt, obwohl er eigentlich nur ein "Pseudo-Spitzenverdiener" ist. Hier fehlt es an Modellen.
Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?
Die persönliche Weiterbildung und auch eigene Vorträge sind fester Bestandteil meines Berufsalltags. Dabei sind wir mit den Normen schnell auf dem neuesten Stand. Ich informiere mich hier zeitnah und regelmäßig durch Fachzeitschriften, aber auch Seminare, Workshops und andere Veranstaltungen, solange es in den zeitlichen Rahmen passt.
Auch bei Gesprächen mit anderen sachverständigen Personen lernt man stets dazu, wenn man die Ohren offen hält.
Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?
Meine Frau und meine beiden Kinder - zehn und zwölf Jahre - helfen mir, vom Berufsalltag abzuschalten. Hobbys verfolge ich zurzeit eigentlich keine. Wir sind bei unserem Haus gerade am An- und Umbauen. Das kostet viel Zeit … und Nerven.