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Nachgefragt bei: Ralf Sebastian

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 27. März 2018

# 06.04.2018

Dipl.-Ing. (FH) Ralf Sebastian von der Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Bauingenieure und Experten ihres Faches liefern dabei im Interview aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Dipl.-Ing. (FH) Ralf Sebastian ...

Dipl.-Ing. (FH) Ralf Sebastian leitet die Niederlassung der Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH in Koblenz. Foto: Fischer
Dipl.-Ing. (FH) Ralf Sebastian leitet die Niederlassung der Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH in Koblenz. Foto: Fischer

...ist Niederlassungsleiter der Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH am Standort Koblenz. Das Unternehmen erbringt seit 1961 Planungs-, Beratungs- und Überwachungsleistungen auf dem Gebiet der kommunalen Infrastruktur. Derzeit werden rund 130 Mitarbeiter an den Standorten in Coesfeld, Dortmund, Düsseldorf, Erftstadt, Ingolstadt, Koblenz, Solingen und Speyer beschäftigt.

An der übergeordneten Teamplan Holding AG sind ausschließlich aktive und ehemalige Mitarbeiter als Aktionäre und damit Eigentümer des Unternehmens beteiligt.

Ralf Sebastian hat seit 2014 einen Lehrauftrag an der Hochschule Koblenz im Bereich Straßenplanung.


Herr Sebastian, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?

Derzeit sind wir dabei, unseren Standort Koblenz auszubauen. Daher nimmt die Akquisition aktuell für mich viel Zeit in Anspruch. Die Weiterentwicklung eines Standorts ist eine tolle Herausforderung. Es macht Spaß, neue Kunden zu gewinnen, die wir bei ihren Infrastrukturprojekten unterstützen können.

Die Standortentwicklung beinhaltet auch die Suche nach neuen Mitarbeitern. Außerdem werden wir in Koblenz in den nächsten Monaten neue Räumlichkeiten beziehen, die nun eingerichtet werden müssen.

Neben diesen Tätigkeiten darf natürlich der Blick für das Tagesgeschäft nicht verloren gehen, da ich auch in vielen Projekten im Straßen- und Leitungsbau involviert bin.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Ich bin schon seit der Kindheit handwerklich sehr interessiert. Im jugendlichen Alter habe ich während der Schulferien jahrelang bei Baufirmen gearbeitet. Man kann also sagen, dass ich dadurch schon in die Baubranche hineingewachsen bin. Hinzu kommt, dass mein Vater auch Bauingenieur ist, dadurch war der Berufsweg für mich vorgezeichnet.

Zum Zeitpunkt meines Abiturs wurde an der Fachhochschule Köln gerade das duale Studium eingeführt. Dies war für mich die ideale Möglichkeit, handwerkliches Interesse und Studium zu verbinden.

Nach meinem Abschluss der beruflichen Ausbildung innerhalb des Studiums begann ich dann bei der Franz Fischer Ingenieurbüro GmbH als studentische Hilfskraft. Dies war eine gute Entscheidung, da ich somit schon während des Studiums bei zahlreichen Projekten mitarbeiten konnte. Seit meinem Diplomabschluss Anfang 2011 bin ich bei Fischer als Bauingenieur angestellt.


Welche Wege geht Ihr Unternehmen in punkto Personalgewinnung und -sicherung?

Wichtig bei der Personalsuche ist natürlich die Aufrechterhaltung einer gesunden Mitarbeiterstruktur aus jungen und berufserfahrenen Mitarbeitern. Letztere gewinnen wir über Stellenanzeigen, die wir auf unserer Homepage und Interportalen wie bauingenieur24.de veröffentlichen. Seit Januar 2017 haben wir im gesamten Unternehmen 30 neue Mitarbeiter eingestellt. Wir sind weiterhin auf der Suche nach zwölf neuen Mitarbeitern für sechs Standorte.

Zur Entwicklung von Berufsanfängern beschäftigen wir die Absolventen von morgen bereits während des Studiums. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass dies eine Win-Win-Situation für Unternehmen und Student ist.

Hierfür haben wir vor kurzer Zeit das Studentenentwicklungsprogramm STEP gestartet, mit dem wir an zahlreichen Hochschulen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz werben. Wir zeigen dabei konkret den Weg von Praktika über studentische Mitarbeiten, die praxisbezogene Betreuung von Bachelor- oder Masterarbeiten bis hin zur Tätigkeit als Projektingenieur im Anschluss an ein Studium auf.


Auf wen hören Sie beruflich?

In erster Linie auf unsere Kunden, weil wir natürlich sehr kundenorientiert arbeiten. Ich denke, man sollte generell stets offen für Anregungen aus allen Richtungen sein. Es ist gut, auch mal eine zweite Meinung einzuholen. So tausche ich mich in unserem Büro gerne und regelmäßig mit den Kollegen meines Fachbereichs aus.

In einem Büro unserer Größe hat man zudem den großen Vorteil, in vielen unterschiedlichen Fachrichtungen Spezialisten zu haben, die einem bei Fragen zur Verfügung stehen.

Außerhalb des Büros profitiere ich durch die Teilnahme an Fachseminaren und dem Austausch mit externen Kollegen sowie durch meinen Kontakt zur Hochschule Koblenz.

Zudem habe ich das Glück, dass mein Vater als Bauingenieur in der gleichen Fachrichtung tätig ist. Auch von seinem Erfahrungsschatz profitiere ich sehr.


In welche (Informations-)Technik investiert Ihr Unternehmen?

Die Pflege und Aktualisierung der zahlreichen genutzten Programme wird durch unser EDV-Team in allen Standorten sichergestellt. Durch unsere EDV sind auch eine Reihe von Eigenentwicklungen, darunter Programme für die Grundstücksdatenverwaltung, die Kanalsanierung und die Vermögensbewertung, entstanden.

Aktuell befassen wir uns im Büro selbstverständlich auch intensiv mit dem Thema BIM, um hier als Planungsbüro künftig gut aufgestellt zu sein. So haben wir beispielsweise im Fachbereich "Straße und Verkehr" zuletzt mit einer Softwareaktualisierung die Grundlage geschaffen, um BIM-konform planen zu können.

Neben der Software muss unser Blick auch stets auf unsere Hardware gerichtet sein. Dabei ist es unerlässlich, dass unsere Ausstattung immer auf dem aktuellen Stand ist. Um zudem ein flexibles Arbeiten zu gewährleisten, sind für uns Investitionen in Laptops und Mobiltelefone für die Mitarbeiter selbstverständlich.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Ich wünsche mir zum einen, dass man den Ankündigungen nachkommt und zukünftig noch stärker in die Infrastruktur investiert. Da es in dieser Thematik ja aktuell einen spürbaren Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung gibt, bin ich vorsichtig optimistisch.

Zum anderen sollte der Gesetzgeber im Hinblick auf die Honorierung von Ingenieurleistungen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass nicht immer der billigste Anbieter den Auftrag erhält und die Qualität der Büros stärker in die Bewertung einfließen kann. Hier spart man bislang häufig an der falschen Stelle.

Es wird oftmals vernachlässigt, dass man durch eine sehr gute Planung auch Baukosten einsparen kann. Diese Einsparungen sind nicht selten ein Vielfaches höher als die Differenz der Angebotssumme zum Mindestbietenden.

Ein Anfang wäre getan, wenn es gelingt, die HOAI bei Ingenieurleistungen noch konsequenter zugrunde zu legen. Hier müsste im Bereich der öffentlichen Auftraggeberschaft mehr Aufklärungsarbeit betrieben werden. Konkret sollten Honorarzone und exakter Leistungsumfang bereits bei der Angebotsaufforderung durch den Auftraggeber festgelegt werden. Hierdurch könnte man schon mal die Anzahl der "Stellschrauben" bei der Angebotsbearbeitung minimieren.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Weiterbildung hat bei mir einen hohen Stellenwert, da unsere Branche so umfangreich ist und sich stetig entwickelt. Meine persönliche Fortbildung gelingt mir zum einen durch den regelmäßigen Kontakt mit Fachliteratur und aktuellen Regelwerken im Rahmen der täglichen Arbeit.

Zudem nehme ich mehrmals im Jahr an Weiterbildungsveranstaltungen teil. Als Mitglied der Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure VSVI nutze ich gerne die angebotenen Fachseminare. Darüber hinaus besuche ich Inhouse-Seminare, die in unserem Büro in regelmäßigen Abständen zu unterschiedlichen Themen stattfinden und von Kollegen durchgeführt werden.

Neben der fachlichen Weiterbildung lege ich auch viel Wert auf meine Entwicklung im Bereich Persönlichkeit und Führungskompetenz. Dies sind wichtige Komponenten, die meines Erachtens neben der fachlichen Weiterbildung leider häufig vernachlässigt werden.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Ich reise gerne mit meiner Frau. In meiner Freizeit spielt zudem Sport eine große Rolle.

Ich habe mit einigen Freunden im Jahr 2012 ein privates Fitnessstudio eröffnet. Dies ermöglicht es mir, zu allen Tageszeiten und auch bei vollem Tagesprogramm Sport zu treiben, gerne auch mal morgens vor der Arbeit. Zudem spiele ich im Sommer Tennis und gehe im Winter Skifahren.

Einen Ausgleich finde ich auch samstags bei der Arbeit im Weinberg, den ich in meinem Heimatort im Ahrtal hobbymäßig bewirtschafte.