Nachgefragt bei: Wolfgang Harttig
# 02.01.2015
Wolfgang Harttig von der Bauer Spezialtiefbau GmbH - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat Nachgefragt bei ...
Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Harttig...
...ist Mitarbeiter der Bauer Spezialtiefbau GmbH mit Hauptsitz im bayrischen Schrobenhausen. Das international tätige Unternehmen realisiert Gründungs-, Verbau- und Abdichtungsmaßnahmen für Projekte öffentlicher und privater Kunden. Harttig verantwortet im Bereich Corporate Services unter anderem die Präsentation der Firma nach außen und besucht dabei als Öffentlichkeitsvertreter Firmen, Hochschulen und Messen zu verschiedensten Veranstaltungen. Mit ihm sprach bauingenieur24-Redakteur Fabian Hesse.
Herr Harttig, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?
Als ehemaliger Bau- und Oberbauleiter bereite ich derzeit zwei interne Bauleiterschulungen vor, an welchen demnächst 70 jüngere Kollegen teilnehmen werden. Gleiches organisiere ich regelmäßig im Vertriebsbereich. Die Veranstaltungen werden von mir auch moderiert. Zudem betreue ich verschiedene Lehrlinge in unserem Haus, darunter Spezialtiefbauer und Baugeräteführer.
Über das Jahr hinweg vertrete ich das Unternehmen auf etwa sieben bis neun größeren Veranstaltungen. Zuletzt war ich auf einer Geotechnik-Messe in Offenburg. Im Februar geht es dann zu zwei Symposien an die TU in Braunschweig und an die TU nach Siegen. Hierfür investiere ich circa 60 Prozent meiner Arbeitszeit, der Rest sind interne Tätigkeiten, wie ich sie bereits beschrieben habe.
Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?
Ich habe 1981 meinen Abschluss gemacht und war danach einige Jahre bei einem Prüfstatiker tätig bevor ich mich dem Spezialtiefbau zugewandt habe. Seit 1994 arbeite ich für Bauer, war hier zunächst in der Bauausführung im Fachbereich Pfähle tätig und bin seit drei Jahren Verantwortlicher im Bereich Öffentlichkeitsarbeit.
Auch nach Jahrzehnten in der Branche motiviert mich die Tatsache, dass man immer wieder sehr schnell sehr viele neue Dinge dazulernt und erlebt. Gerade in meiner jetzigen Position genieße ich den ständigen Kontakt zu verschiedensten Kollegen und sonstigen Fachleuten.
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei Ihren Mitarbeitern am meisten?
Von zentraler Bedeutung ist in unserem Geschäft die Offenheit und Ehrlichkeit unserer Mitarbeiter. Nachfragen ist ausdrücklich erwünscht, um dadurch die Fehlerquote zu minimieren. Werden Fehler gemacht, was natürlich vorkommt und normal ist, sollte man dazu stehen und offen darüber reden. Nur so können Lösungen gefunden und Nachteile vermieden werden.
In den vielen Jahren meiner Tätigkeit bei Bauer habe ich selbst zahlreiche Mitarbeiter eingestellt. Dadurch konnte ich selbst mit sichergehen, dass die Leute die nötigen Voraussetzungen mitbringen und direkt kommuniziert wird, worauf es in unserem Gewerbe ankommt.
Auf wen hören Sie beruflich?
In diversen Arbeitskreisen pflege ich den Kontakt zu meinen Kollegen, wobei natürlich auch unterschiedliche Meinungen diskutiert und auch gehört werden. Ich lasse mich immer von den unterschiedlichen Fachbereichen informieren und beraten, denn anders könnte ich nach außen gar nicht wirksam auftreten.
Durch meine häufigen Besuche an den Bildungseinrichtungen und Hochschulen habe ich auch hier die Möglichkeit, Expertenrat einzuholen, um ihn danach zu berücksichtigen.
In welche Technik investieren Sie?
Das Unternehmen Bauer ist sowohl ein Bau- als auch ein Maschinenbauunternehmen. Es werden folglich fast so viele Maschinenbauer wie Bauingenieure beschäftigt. Alle Geräte, die wir nutzen, werden von uns selbst entwickelt und hergestellt. Fertigungsstätten befinden sich unter anderem in den USA und in China.
Die speziellen Verfahren und Techniken im Unternehmen werden kontinuierlich verfeinert. Zum Beispiel ist unsere Entwicklungsabteilung, der etwa 70 Fachkräfte angehören, aktuell damit beschäftigt, noch präzisere Inklinometer- bzw. Vertikalitätsmessungen zu ermöglichen. Dies soll helfen, bei Gründungsprojekten, wie aktuell etwa beim Bau des zukünftig höchsten Gebäudes Europas, dem Lakhta-Tower in Sankt Petersburg, die Pfähle noch gerader in den Untergrund zu bekommen. Auf einer Pfahllänge von bis zu 60 Metern, wie sie bei manchen unserer Inlandsprojekte bereits vorkam, ist höchstmögliche Genauigkeit gefragt.
Zum Ausbau des Building Information Modeling (BIM) wird gerade eine entsprechende Software in sämtlichen Unternehmensbereichen implementiert.
Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?
Insgesamt täte Deutschland eine Reduzierung der Bürokratie auf allen Ebenen gut. Zudem müssen wieder mehr öffentliche Mittel freigemacht werden, wobei die Kreditvergabe der Banken eine wichtige Rolle spielt. Der Investitionsstau muss endlich aufgebrochen werden. Zwar sind wir als großer Konzern global und technisch breit aufgestellt, doch gehen die Projekte und die Arbeit im Ausland, bedingt durch unterschiedliche Faktoren, nicht viel leichter vonstatten als im Inland.
Persönlich wünsche ich mir von der Politik eine solide Haushaltsführung und die Verhinderung einer Rezession, damit auch noch in Zukunft gut gewirtschaftet werden kann.
Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?
Um meine Englisch- und Spanischkenntnisse zu erweitern reise ich viel. Wenn ich als Unternehmensvertreter auf mehrtägigen Kongressen oder Ausstellungen unterwegs bin, lässt sich dies sehr häufig mit dem Besuch von dort angebotenen Fachvorträgen verbinden. Ein derzeit wichtiges Thema für meine Fortbildung ist das Abdichten von Dämmen.
Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?
Seit meiner Kindheit treibe ich sehr gerne Sport, wobei das Laufen meine Leidenschaft ist. Auch heute absolviere ich einen Halbmarathon, schwinge mich aufs Rad oder besuche das Fitnessstudio. Die Bewegung hält mich fit und hilft mir abzuschalten und zu entspannen.