Personalsituation - Personalgewinnung und -entwicklung, Vergütung heute

# 09.08.2012

Die Personalsituation in Ingenieurbüros unterliegt seit Jahren der gleichen demografischen Entwicklung wie andere Bereiche der Wirtschaft. Fakt ist, dass es bereits heute in einer zunehmenden Zahl von Ingenieur-Fachgebieten eine größere Nachfrage nach qualifizierten Ingenieuren gibt als der Arbeitsmarkt an Bewerbern bereit hält.

Personalgewinnung und -bindung

Eine ausreichende Anzahl gut qualifizierter Mitarbeiter im Dienstleistungsunternehmen "Planungsbüro" hat deshalb einen besonders hohen Stellenwert für deren Leistungs- und Zukunftsfähigkeit. Angesichts dieser Situation stellen sich für zahlreiche Unternehmer Fragen, wie:

• Was ist erforderlich, um das eigene qualifizierte Personal stärker an das Unternehmen zu binden?
• Was ist notwendig, um neues Personal zu gewinnen?
• Welche Vergütungen und zusätzlichen Leistungen sind für ein attraktives Angebot des Arbeitgebers sinnvoll?
• Welche Maßnahmen sind erforderlich, um neue Mitarbeiter für die speziellen Aufgaben im Unternehmen schnell fit zu machen und an die Leistungsstärke der anderen heranzuführen?
• Wie können Projekte realisiert werden, wenn das erforderliche Personal im eigenen Unternehmen nicht zur Verfügung steht?

Diese und weitere Fragen können den Unternehmern bei Personalentscheidungen helfen.

Geld allein macht nicht glücklich

Entscheidend für die wirtschaftliche Stabilität eines Planungsbüros sind seine Mitarbeiter. Sie sind oft Bezugspunkt für Kundenkontakte und durch ihr spezifisches Know-how die wertvollste Produktivkraft im Unternehmen. Mitarbeiter legen heute nicht nur Wert auf angemessene Vergütung sondern auch auf unterschiedliche Faktoren im Arbeitsumfeld, wie

• eigenverantwortliche Tätigkeit,
• gute Arbeitsatmosphäre, Kollegialität,
• gute, technische Ausstattung der Arbeitsplätze,
• weitgehend freie und flexible Gestaltung der Arbeitszeit,
• Sozialleistungen, wie Mitfinanzierung der Pausenversorgung, Unterstützung bei der Kinderversorgung, Job-Ticket,
• konkrete Anforderungen für die Weiterbildung und Unterstützung durch das Unternehmen.

Darüber hinaus hat das eigene berufliche Fortkommen für einige Mitarbeiter besonderen Stellenwert - denen die Perspektiven im Büro frühzeitig aufgezeigt werden sollten. Diese Frage hat heute eine besondere Bedeutung, da die Lösung der "Unternehmensnachfolge" in vielen Unternehmen problematisch ist. Mit einer längerfristig angelegten Lösung bestehen deutlich bessere Möglichkeiten eines erfolgreichen Übergangs und einer vertretbaren Finanzierung.

Leistungssteigerung ohne Überstunden

Die Möglichkeit der Leistungssteigerung in Planungsbüros durch eine Ausweitung der Überstunden hat natürliche Grenzen erreicht. Alternativen sind gefragt. Entscheidend hierbei ist die Suche nach den individuellen Reibungsverlusten im Unternehmen, die sich bei der Durchführung der Projekte einstellen. Dies setzt eine permanente Kritikfähigkeit der Beteiligten voraus, die jedoch nicht in ständiger Kritik an allem und jeden münden sollte.

Eine positive Grundeinstellung im Unternehmen, verbunden mit einer realistischen Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit, ermöglicht es den Mitarbeitern ihre Aufgabenstellungen gut zu erfüllen.

Motivation und Kommunikation

Da es sich bei Planungsprojekten in der Regel um intellektuelle Leistungen handelt, ist die zeitnahe und sachgerechte Kommunikation und Information aller Beteiligten eine Grundlage für den Erfolg. Sie beginnt:

• bei der umfassenden Vermittlung der Aufgabenstellungen an die Mitarbeiter,
• setzt sich mit der verbindlichen Festlegung von Inhalten, Terminen und Verantwortung fort und
• mündet in einer regelmäßigen Kontrolle der getroffenen Vereinbarungen,
• verbunden mit einer hilfreichen Kritik und Anregungen zur Verbesserungen, wenn dazu Anlass besteht.

Besonders wichtig ist es, das die Leistungen der Mitarbeiter positiv aufgenommen und entsprechend gelobt werden und erst dann die noch bestehenden Defizite besprochen werden. Wichtig ist weiterhin, dass in den Unternehmen regelmäßig kritisch überprüft werden:

• Abstimmungsabläufe zwischen internen Strukturen, Kooperationspartnern und Kunden,
• Notwendigkeit der Erstellung von Unterlagen,
• Nutzung vorhandener Software, Anschaffung neuer Software zur Arbeitserleichterung.

Bei neuen Mitarbeitern erweist es sich als sinnvoll, Patenschaften mit Bezugspersonen im Unternehmen zu vereinbaren, die über die entsprechende Erfahrungen verfügen. Ein konkretes Einarbeitungsprogramm im Unternehmen, das ein Kennenlernen der unterschiedlichen Strukturen ermöglicht, ist dabei sehr hilfreich.

Dipl.-Ing., Dipl.-Wirtsch.-Ing. Karl-Heinz Seidel

ist geschäftsführender Gesellschafter der Seidel Business Consult GmbH & Co. KG und berät seit fast 10 Jahren u.a. Planungsbüros unterschiedlicher Größe in unternehmerischen/betriebswirtschaftlichen Fragestellungen sowie der Unternehmensnachfolge. Darüber hinaus wertet er den jährlichen BDB/VBI-Bürokostenvergleich aus und befasst sich mit Anforderungen, Trends und Entwicklungen der Branche.

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