Präqualifikation: Vorteile für Bauunternehmen bei Ausschreibung und Vergabe
# 07.09.2018
Ausschreibung und Vergabe von Bauleistungen in Deutschland relativ komplex geregelt. Vorwettbewerbliche Eignungsprüfung soll Anbieter entlasten. Liste von präqualifizierten Bauunternehmen für Auftraggeber einsehbar
Hochkonjunktur sorgt für Zweifel an Vergabepraxis
Die hohen Ansprüche an die Qualität und Sicherheit von Bauwerken bringt in Deutschland eine vergleichsweise komplexe Vergabepraxis mit sich.
Unternehmen der Bauplanung und Bauausführung müssen für jeden neuen Auftrag ihre Eignung zur erfolgreichen Umsetzung des jeweiligen Projektes nachweisen. Gleichzeitig soll mit klar geregelten Ausschreibungsverfahren der faire Wettbewerb gefördert und Korruption vermieden werden.
In Zeiten voller Auftragsbücher stellt sich die Frage, ob die hiesige Praxis der Ausschreibung und Vergabe von Bauleistungen effizient genug ist. Bauunternehmen und Planungsbüros beweisen jeden Tag ihre Qualitäten, wozu also die ständig neue Nachweisführung?
Gleichzeitig wollen Städte und Kommunen möglichst schnell bauen, um den hohen Anforderungen an ihre bauliche Infrastruktur gerecht zu werden.
Präqualifikation macht Einzelnachweise überflüssig
Tatsächlich bietet sich Unternehmen schon seit längerem die Möglichkeit, ihre Fachkunde und Leistungsfähigkeit sowie die Einhaltung rechtlicher Vorgaben - unabhängig von einer konkreten Ausschreibung - nachweisen zu können. Das Stichwort lautet Präqualifizierung.
Präqualifizierungsstellen als Anlaufpunkt für Unternehmen
Wie funktioniert das Verfahren der Präqualifikation? Unternehmen und freiberuflich Tätige legen definierte Nachweise, Dokumente und Eigenerklärungen zur Eignungsprüfung bzw. Präqualifizierung in der für sie zuständigen Präqualifizierungsstelle vor.
Öffentliche Liste benennt präqualifizierte Bauunternehmen
Für Bieter ist die Präqualifikation über die Kammern mit wenig Aufwand verbunden und kostengünstig. Die Urkunde der Präqualifikation beinhaltet die am häufigsten verlangten Nachweise, darunter die Gewerbeanmeldung, mehrere Referenzen und die Verpflichtung zur Zahlung von Steuern und Abgaben und ist ein Jahr gültig.
Nachdem man die Präqualifikation durchlaufen hat, ist es sinnvoll, sich in eine Liste von präqualifizierten Bauunternehmen eintragen zu lassen. Die genannten Präqualifizierungsstellen führen solche Listen, zentral auch der erwähnte Verein für die Präqualifikation von Bauunternehmen (siehe Quellen und Verweise).
Das 2017 eingeführte amtliche Verzeichnis präqualifizierter Unternehmen (AVPQ), ist nur für Unternehmen des Liefer- und Dienstleistungsbereiches, die keine Bauleistungen anbieten, zuständig.
Listen erleichtern Bieteridentifikation für Auftraggeber
Für Ausschreibende bzw. Auftraggeber bieten die Listen präqualifizierter Bauunternehmen die Möglichkeit, potenzielle Auftragnehmer anhand der dort hinterlegten standardisierten Unternehmensakte schnell zu identifizieren und einschätzen zu können. Für Städte und andere Auftraggeber der öffentlichen Hand, die aktuell Schwierigkeiten haben, einen Generalunternehmer für ihre Großprojekte zu finden, könnten die Präqualifikationsregister an Bedeutung gewinnen.
Bieteridentifikation durch Listen für Auftraggeber möglich
Für Ausschreibende bzw. Auftraggeber bieten die Listen präqualifizierter Bauunternehmen die Möglichkeit, potenzielle Auftragnehmer anhand der dort hinterlegten standardisierten Unternehmensakte schnell zu identifizieren und einschätzen zu können. Für Städte und andere Auftraggeber der öffentlichen Hand, die aktuell Schwierigkeiten haben, einen Generalunternehmer für ihre Großprojekte zu finden, könnten die Präqualifikationsregister an Bedeutung gewinnen.
"Wir können nur empfehlen, sich eines solchen Registers zu bedienen und über eine gewerksweise Ausschreibung nachzudenken. Ein freier und fairer Wettbewerb mit einem höheren Rücklauf an Angeboten ist somit wahrscheinlicher", sagt Thomas M. Reimann.
BDB: GU-Auftrag nicht mehr zeitgemäß
Der Pressesprecher des BDB Hessen Frankfurt gibt zu Bedenken, dass sich die Zeiten geändert hätten. Es sei nicht mehr zweckmäßig, bestimmte Vorhaben als GU-Auftrag auszuschreiben. "Die Ausschreibungen sind oft zu umfangreich, was den potentiellen Bewerber abschreckt und letztendlich auf den Ausschreibenden zurückfällt", so Reimann.
Immer öfter kehrten bereits Ausschreibende heute zur gewerksweisen Ausschreibung und Vergabe zurück, schnürten beispielsweise Pakete für Rohbau, Ausbau und Haustechnik, was einen größeren Rücklauf und die Stärkung regionaler Unternehmen mit sich bringe.
Bauleitungsbüro als zentralen Ansprechpartner beauftragen
"Der vermeintliche Vorteil der GU-Ausschreibung, nur einen Ansprechpartner zu haben, kann durch qualifizierte Bauleitungsbüros kompensiert werden", schlägt Reimann vor. Bauen werde damit auch oft günstiger, da die Kosten für ein Bauleitungsbüro deutlich unterhalb der GU-Zuschläge lägen.