Rebound-Effekt: Energieeffizientes Bauen zeigt weniger Wirkung
# 07.10.2015
Irrationale Wohnungsanschaffungen und mehr Fläche pro Bewohner gefährden Energiewende. Experten fordern Vorrang für Flächenoptimierung statt Ästhetik. Intelligente Haustechnik soll Wirkungsverlust ausgleichen
Reboundeffekt verringert Effizienzgewinne
Wer mehr spart, kann mehr verbrauchen. Dieser logische Zusammenhang gilt auch in der Energiefrage. Wer allerdings - wie Deutschland im Zuge seiner Energiewende - effizienter und damit schonender mit den Ressourcen zur Energiegewinnung umgehen will, dem wird hier ein Bein gestellt. Der Fachbegriff hierfür lautet "Reboundeffekt" bzw. "Rückpralleffekt" und beschäftigte zuletzt die Teilnehmer des Diskussionsforum "Ingenieurimpulse" in Duisburg.
"Das Problem des Reboundeffekts ist nicht neu: Der Effekt beschreibt den
teilweisen Wirkungsverlust von gesteigerter Energieeffizienz durch erhöhten
Verbrauch. Erwartete Effizienzgewinne bleiben dann aus", fasste es Lothar Schneider, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, auf dem Branchentreffen zusammen.
20 Prozent mehr beanspruchte Wohnfläche als vor 20 Jahren
In den letzten zwei Jahrzehnten sei zwar die Energieeffizienz von Gebäuden pro Quadratmeter und Jahr im Wohnungsbau gestiegen, gleichzeitig die Fläche, die jeder einzelne Deutsche bewohne, aber ebenso.
Flächenoptimierung statt großflächige Prestigebauten notwendig
Untypisch für einen Experten des Ingenieurwesens, fügte Schneider auch einige durchaus psychologische Gründe des Reboundeffekts an: "Immobilienanschaffung ist selten eine rein rationale Entscheidung. Häuser sollen vor allem Unterschiede zwischen ihren Nutzern dokumentieren."
Trotz Negativ-Effekt: Energieeffizientes Bauen bleibt oberstes Gebot
Einigkeit herrschte auch auf diesem Forum darüber, dass energieeffizientes Bauen und Wohnen ein wesentlicher Faktor für das Gelingen der Energie- und Wärmewende sei. "Eine Energiewende ohne energetisch optimierte Gebäude funktioniert nicht, da ein Großteil des Energieverbrauchs in Deutschland auf die Beheizung unserer Gebäude entfällt", hieß es von Seiten der Diskutanten.
Reboundeffekt in Wohngebäuden stärker ausgeprägt
"Man weiß, dass Reboundeffekte in Wohngebäuden stärker ausgeprägt sind als in Nicht-Wohngebäuden", gab Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurkammer-Bau NRW, Auskunft. Grundsätzliches Problem sei eine nicht realistische Vorausberechnung der Energieeinsparung.
Smarte Haustechnik soll ineffizientes Verhalten der Bewohner ausgleichen
Der Präsident der Ingenieurkammer-Bau NRW setzt allerdings auf den technischen Fortschritt. "Der Reboundeffekt ist eine Herausforderung für die intelligente Steuerung der Haustechnik. Smarthouse-Systeme werden künftig solche Effekte stärker berücksichtigen und gegensteuern", so Bökamp.