Recyclingbaustoffe in Deutschland: Zwischen Wertschätzung und Imageproblem
- Energiewende und Rohstoffmangel verschärfen Debatte um Recyclingquote
- Neuer Verwertungsbetrieb in brandenburgischem Kohlerevier geplant
- Bauverband in Hessen sieht öffentliche Hand in der Pflicht
Brandenburg: Baustoffrecycling statt Braunkohleabbau
Stromriese LEAG plant neue Deponie neben Recyclingbetrieb
In Vorbereitung auf das Ende des Braunkohleabbaus plant die in Cottbus ansässige LEAG-Gruppe - derzeit der zweitgrößte deutsche Stromerzeuger - ein Sekundär-Rohstoff-Zentrum (SRZ) am Standort des Tagebaus Jänschwalde. Mit der Herstellung von Recyclingprodukten aus mineralischen Abfällen des Baugewerbes soll der neue Entsorgungsbetrieb auch den bergbaulichen Rückbau vor Ort unterstützen.
Langjähriger Geschäftspartner Sweco erhält TGA-Großauftrag
Die Lausitz Energie Bergbau AG, ein Unternehmen der LEAG-Gruppe, hat die Sweco GmbH damit beauftragt, für das SRZ die Planungen für die Technische-Gebäude-Ausrüstung durchzuführen. Beauftragt wurden vorerst die Leistungsphasen 1 bis 4 sowie optional 5 und 6. Die Planung hat bereits begonnen, im Juni soll dann der Bauantrag eingereicht werden. Die Geschäftsbeziehungen zwischen Sweco und der LEAG bestehen schon seit einiger Zeit.
"Wir freuen uns sehr, dass wir über unseren gemeinsamen Rahmenvertrag erneut für ein Projekt angefragt wurden", sagt Norbert Pfeiler, Ressortleiter Technische Gebäudeausrüstung bei Sweco in Berlin, der gemeinsam mit Helmut Perk, Ressortleiter im Bereich Raum- & Umweltplanung, für das Projekt verantwortlich ist. Neben vielen kommunalen Projekten in der brandenburgischen und sächsischen Lausitz freue sich Sweco nun über ein Strukturwandel-Projekt mit der LEAG, so Pfeiler weiter.
Umgang mit mineralischen Bauabfällen in Hessen weiter ungeklärt
Während sich durch das beschriebene Projekt in Brandenburg eine wohl zukunftsfähige Perspektive des Landes im Umgang mit Bauschutt und -abfall bietet, sieht die Lage in Hessen etwas anders aus. Seit langem werden hier von Seiten des Baugewerbes mehr Anstrengungen zur Lösung der Entsorgungsfrage für mineralische Abfälle, die den größten Anteil der Abfallstatistik ausmachen, verlangt (siehe dazu Quellen und Verweise).
Recyclingbaustoffe in öffentlichen Ausschreibungen bislang nicht zugelassen
Zwar würden in Hessen bereits 90 Prozent der mineralischen Abfälle verwertet, aber lediglich 30 Prozent davon als Recycling-Baustoff. Im Jahr 2018 standen demnach 14 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfall vier Millionen Tonnen wiederaufbereite Rohstoffe gegenüber.
Imageproblem: Bezeichnung als Abfall unvorteilhaft
Da dies in der Praxis jedoch häufig geschieht, hätten Bauunternehmen keine Möglichkeit, recycelte Stoffe anzubieten oder den Abfall an Ort und Stelle wiederzuverwenden. Allgemein hätten aufbereitete Baustoffe ein Imageproblem, da sie immer noch den Makel des "Abfalls" trügen.
Die vom Bundesumweltministerium geplante Mantelverordnung, welche den Umgang mit Bauabfällen bundesweit einheitlich regeln soll, wird vom hessischen Baugewerbe als weiteres Hemmnis beim Einsatz von recycelten Baustoffen gesehen.
Bauverband: Verwertung von Bauabfällen kommt in Mantelverordnung zu kurz
Zwar begrüßt der Verband die Verordnung, sieht darin aber derzeit ein Ungleichgewicht: Während dem Boden- und Grundwasserschutz eine hohe Aufmerksamkeit zukommt, wird auf die Verwertung von Bauabfällen kaum eingegangen.
An dieser Stelle müsse laut von Borstel nachgebessert werden: "Die geplanten Anforderungen zum Umgang mit Bauabfällen sind zu kompliziert und unübersichtlich. Das wird sicher dazu führen, dass noch mehr entsorgt und noch weniger verwertet wird."
QUELLEN UND VERWEISE:
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Bauabfälle nehmen zu
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