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Rückläufiger Wohnungsbau: Verband fordert Abschaffung landesspezifischer Technischer Baubestimmungen

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 1. März 2024
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Deutschlandweit 260.100 Wohnungen im Jahr 2023 genehmigt

2023 wurden laut Statistischem Bundesamt deutschlandweit im Wohnungsbau insgesamt 260.100 Baugenehmigungen erteilt. Dies ist der niedrigste Wert seit 2012. Damals wurden 241.090 Wohnungen genehmigt. Die Zahlen beziehen sich sowohl auf den Neubau als auch den Bestandsbau.

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Die 583 Seiten umfassende Hessische Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmung (H-VV TB) ist nach Einschätzung des Verbands ​​​​baugewerblicher Unternehmer Hessen überflüssig. Quelle: wirtschaft.hessen.de

Nach Gebäudearten betrachtet ging die Zahl der Baugenehmigungen im letzten Jahr für Einfamilienhäuser (-39,1%) und Zweifamilienhäuser (-48,3%) besonders stark zurück. Die Zahl der genehmigten Wohnungen in neugebauten Mehrfamilienhäusern, welche in etwa zwei Drittel der Neubauwohnungen in Deutschland ausmachen, ging um rund 25 Prozent zurück.

Ungeachtet dieser Zahlen, sind die Voraussetzungen für die Trendwende im Wohnungsmarkt nach Einschätzung des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie (HDB à aktuelle Stellenanzeige auf bauingenieur24.de) etwas besser als im vergangenen Jahr. Dies liege zum einen daran, dass 2024 ein leichter Rückgang bei den Baukosten zu erwarten sei. Zum anderen seien zum Jahreswechsel die Hypothekenzinsen bei den langen Laufzeiten bereits um 0,3 Prozentpunkte gefallen, und zur Jahresmitte würden erste Zinsschritte der EZB erwartet.

Bauindustrie unterstreicht Forderungen nach degressiver AfA und industriellem Bauen

Glücklich mit der aktuellen Situation ist die Bauindustrie deshalb noch lange nicht. "Die Branche benötigt weitere Investitionsanreize für mehr bezahlbaren Wohnungsbau, vor allem durch die degressive AfA, für die die Bundesländer ihre Zustimmung erteilen müssen", sagt HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller.

Zudem müsse "die Flutwelle" an Vorschriften und Vorgaben im Wohnungsbau endlich gebrochen werden, so Müller weiter. Er fordert außerdem die Vereinheitlichung der Landesbauordnungen, um die Bau- und damit auch die Mietkosten durch industrielles Bauen um 20 Prozent senken zu können.

Hessisches Baugewerbe: Landesspezifisches Regelwerk angesichts Muster-Verwaltungsvorschrift des DIBt überflüssig

Der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands Hessen-Thüringen, Burkhard Siebert, pflichtet seinem Kollegen auf Bundesebene bei: "Der Weg für serielles Bauen und Sanieren muss freigemacht werden." Bundesweit müssten außerdem einheitliche und möglichst digitale Verwaltungsprozesse etabliert werden.

Auf das Land Hessen entfielen 2023 Baugenehmigungen für insgesamt 18.996 Wohnungen (vorläufiges Endergebnis). Das entspricht 6.063 Wohnungen oder 24,2 Prozent weniger als im Jahr 2022. Die neue schwarz-rote Landesregierung setzt laut Koalitionsvertrag auf Deregulierung. Das sei gut so, meint Rainer von Borstel, Hauptgeschäftsführer des Verbands baugewerblicher Unternehmer Hessen und fordert direkt die Abschaffung der hessischen Verwaltungsvorschrift für Technische Baubestimmungen.

Anstelle dieses 583 Seiten umfassenden Regelwerks genüge laut von Borstel die Mustervorschrift des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) mit gerade einmal 352 Seiten. "Die Vielzahl an Landesbauordnungen und Verwaltungsvorschriften birgt immer die Gefahr von Fehlanwendungen und erhöht den Aufwand zur Regelbefolgung. Das bindet unnötig Personal und führt zu zusätzlichem Aufwand im Unternehmen", so der Verbandsvertreter.