Schulbau: Personalmangel verschärft Investitionsstau
# 02.10.2019
42,8 Milliarden Euro für Sanierung und Neubau nötig. Baumaßnahmen müssen pädagogischen Wandel berücksichtigen. Münchens größtes Schulbauprojekt pünktlich fertig gestellt
Schulen gehören zur infrastrukturellen Grundausstattung
Zur öffentlichen Infrastruktur als "Grundausstattung einer Volkswirtschaft" (Gabler Wirtschaftslexikon) gehören neben Verkehrsbauten, wie Straßen oder Schienen, und Versorgungseinrichtungen, wie Stromnetze oder Wasserwerke, die staatlichen Schulgebäude.
Wie in fast allen Bereichen der Infrastruktur herrscht auch hier ein immens hoher Investitionsrückstau, welchen das Deutsche Institut für Urbanistik (difu) aktuell mit 42,8 Milliarden Euro beziffert. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 lag der Wert bei rund sechs Milliarden Euro (siehe Quellen und Verweise).
Was konkret hinter dieser Zahl steckt, verdeutlicht ein Beispiel aus der Bundeshauptstadt: Wie die Zeitschrift "Erziehung und Wissenschaft" berichtet, führen in einer Berliner Grundschule die vorgeschriebenen Fluchtwege direkt durch die Klassen, weshalb die Tische für Gruppenarbeiten nicht mehr zusammengestellt werden dürfen. Alternative Fluchtwege sind aufgrund der schlechten Statik des Altbaus nicht realisierbar.
Bürokratie und Fachkräftemangel hemmen Fördermittelabfluss
Neben Sanierungen und Umbauten sind aufgrund steigender Schülerzahlen auch zahlreiche Neubauten erforderlich. In stark wachsenden Großstädten wie Köln oder Berlin sind laut Tagespresse innerhalb der nächsten Jahre jeweils zwischen 40 bis 60 neue Schulen erforderlich und bereits in Planung.
Länderspezifische Schulbauverordnungen: Einheitliches Vorgehen schwierig
Zusätzlich zu Fragen des Geldes und des Personals erschweren länderspezifische Schulbauverordnungen ein flächendeckend einheitliches Vorgehen bei der Sanierung bzw. Neuerrichtung von Schulen. Zudem sind letztlich die einzelnen Städte und Gemeinden für bauliche Belange und die sachliche Ausstattung zuständig. Einige Kommunen verfolgen hier ein Raumkonzept mit klar definierten Standards, andere hingegen nicht.
Bildungscampus in München-Freiham mit komplexer Gebäudetechnik ausgestattet
Auf dem Campus befinden sich eine Grundschule, ein Sonderpädagogisches Förder- und Kompetenzzentrum, eine Realschule, ein Gymnasium sowie ein weiteres Gemeinschaftsgebäude (vgl. Abb. 2).
Die Objekte wurden mit modernster Gebäudetechnik ausgestattet, wofür die aus München stammende Ingenieurgesellschaft Obermeyer mit Planungsleistungen der Versorgungs- und Klimatechnik sowie des Brandschutzes und der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik verantwortlich zeichnete.
Beispielhaft für die herausfordernde technische Gebäudeausrüstung steht eine Küchenlüftungsdecke in einer Produktionsküche, wo pro Tag über 3.000 Mahlzeiten zubereitet werden sollen (vgl. Abb. 3). Darin integriert ist eine automatische Ansul-Löschanlage, welche mit einer Aufschaltung auf die Brandmeldeanlage ausgestattet ist und durch die eventuell auftretende Fettbrände bereits im Keim erstickt werden.
Lean-Construction unterstützt schnellen Schulneubau
Für den Unterricht in den naturwissenschaftlichen MINT-Fächern wie Chemie und Physik wurden spezielle Anlagen zur Verwendung von Brenngas sowie der Ver- und Entsorgung installiert, einschließlich der Sonderabluftanlagen für Chemie-Abzüge und Lagerschränke.
Die Umsetzung der Baumaßnahme erfolgte laut Obermeyer mit Methoden und Werkzeugen des LEAN-Construction-Managements unter Anwendung weit reichender Objektüberwachungsmethoden.
Die Rohbauarbeiten an dem großzügigen Bildungscampus begannen 2017 und wurden im Sommer 2018 abgeschlossen. Pünktlich zum Beginn des Schuljahres 2019/20 ging der neue Campus in Betrieb.
QUELLEN UND VERWEISE:
Energieeffizientes Bauen: Kommunen profitieren von neuer FörderungDifu errechnet Investitionsstau in Höhe von etwa 75 Mrd. Euro für 2008