Solaranlagen auf Autobahnen: Wo das Potenzial und die Grenzen liegen
Versuchsanlage an der A81 errichtet
In Deutschland könnten künftig Solaranlagen über der Autobahn die dezentrale Stromerzeugung unterstützen. Auf der Rastanlage Hegau-Ost an der A81 (Baden-Württemberg) wurde dazu ein Pilotprojekt gestartet. Es handelt sich um eine Versuchsanlage (Demonstrator), die in einem gemeinsam finanzierten Forschungsprojekt der drei Nachbarländer Deutschland, Österreich und Schweiz (D-A-CH) entwickelt wurde.
Die zwölf mal 14 Meter große Dachfläche aus Photovoltaik-Modulen, die sich etwa 5,50 Meter über der Fahrbahn befindet, ruht auf einer Stahlkonstruktion über der Durchfahrgasse der Rastanlage. Während einer von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) wissenschaftlich begleiteten Betriebsphase soll im kommenden Jahr untersucht werden, wie die Erzeugung von Solarstrom über dem fließenden Verkehr in der Realität funktioniert. Erwartet wird eine Energieproduktion von bis zu 40.000 Kilowattstunden jährlich, was dem Verbrauch von bis zu zehn Vier-Personen-Haushalten entspricht.
Bundesverkehrsministerium will Ausbau von Solaranlagen beschleunigen
Der Bundesminister für Digitales und Verkehr, Volker Wissing, sieht in der Photovoltaik an und auf Bundesfernstraßen für die Bundesregierung einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität. "Mit unserem Genehmigungsbeschleunigungsgesetz werden wir den Ausbau von Solaranlagen auf und an Autobahnen beschleunigen und vereinfachen", so Wissing.
Aktuell gehe es um die konkrete Umsetzung. Die Autobahn GmbH des Bundes prüfe dafür bereits, wo Solaranlagen entstehen könnten. "Außerdem erleichtern wir es Kommunen, Anliegern und Investoren, Photovoltaik-Module im Bereich der Bundesautobahnen zu errichten. Hier gibt es ein enormes Potenzial, das wir konsequent und zügig nutzen wollen", so Wissing weiter.
BASt: Flächendeckende Anwendung angesichts hoher Betriebskosten und Sicherheitsanforderungen nicht zu erwarten
Beim Bau und der Wartung der Solaranlagen müssen hohe Sicherheitsanforderungen für den darunter sehr schnell fließenden Verkehr beachtet werden. Hinzu kommen hohe Kosten und Aufwendungen für den Betrieb, weshalb die BASt mittelfristig eine eher punktuelle als flächendeckende Anwendung von Photovoltaikanlagen über Autobahnen erwartet.
Anne Rethmann, Geschäftsführerin Finanzen der Autobahn GmbH des Bundes, spricht von einem stufenweisen Ausbau von Photovoltaikanlagen im Autobahnnetz, welche auch direkt zur Unterhaltung und zum Betrieb der Fernstraßen beitragen sollen. Ziel sei es, hier bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen.
Direkte Stromnutzung an Tunneln und Rastanlagen angestrebt
Ein Solardach über der Autobahn bietet sich also grundsätzlich dort an, wo der Strom direkt genutzt werden kann, zum Beispiel in der Nähe von Tunneln oder Rastanlagen. Gleichwohl soll beim Neu- und Ausbau von Bundesautobahnen künftig immer und überall geprüft werden, inwieweit die zugehörigen Flächen und Einrichtungen für Solaranlagen genutzt werden können.
Es habe sich laut Bundesverkehrsministerium gezeigt, dass besonders Lärmschutzwälle als Aufstellflächen für Photovoltaik-Anlagen eine gute Eignung aufweisen. Dafür wird derzeit ein Kataster sämtlicher potenziellen Flächen erstellt. Das Pilotprojekt an der A 81 wurde von den Forschungsnehmern Fraunhofer ISE (Freiburg), Forster FF und Austrian Institute of Technology (beide Österreich) konzipiert.
Das Konsortium hatte dafür den Auftrag im Rahmen der gemeinsamen Verkehrsinfrastrukturforschung von den Verkehrsministerien der drei Nachbarländer Deutschland, Österreich und Schweiz erhalten. Durch die PV-Überdachung von Straßenabschnitten sollen laut Fraunhofer ISE folgende Ziele erreicht werden:
- Energiegewinnung durch photovoltaische Module
- Flexibler Einsatz im hochrangigen Straßennetz (z.B. auch bei Rastplätzen, Mautanlagen, Verkehrskontrollplätzen, Brücken, Tunnelportalen)
- Steigerung der Verkehrssicherheit (Fahrbahnzustand, Beleuchtung)
- Erhöhung der Dauerhaftigkeit und Erhaltung der Oberflächeneigenschaften der Fahrbahn durch Schutz vor Überhitzung, Niederschlägen
- Zusätzlicher Lärmschutz