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Streik am Bau beendet: Tarifparteien kurz vor Einigung

Verfasst von: Redaktion
Veröffentlicht am: 29. Mai 2024
Kategorie:

Einigungsvorschlag muss bis 14. Juni 2024 angenommen werden

Nach über zweiwöchigem Streik sind die Arbeitskampfmaßnahmen im Baugewerbe und der Bauindustrie ausgesetzt. Grund ist die Verständigung der Tarifvertragsparteien der Baubranche (Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und Zentralverband Deutsches Baugewerbe) auf einen Einigungsvorschlag.

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Vom 13. bis zum 29. Mai 2024 wurde im Bauhauptgewerbe gestreikt. Eine Einigung auf einen neuen Tarifvertrag könnte bis zum 14. Juni 2024 erreicht werden. Quelle: IG BAU / bauingenieur24

Alle Beteiligten haben nun bis zum 14. Juni 2024 Zeit, diesem Vorschlag zuzustimmen, der bei einer Laufzeit von drei Jahren ab dem 1. April 2024 eine dreistufige Lohn- und Gehaltserhöhung vorsieht.

In der ersten Stufe werden die Löhne und Gehälter mit Ausnahme der Lohngruppe 1 (Ost und West) ab dem 1. Mai 2024 um 1,2 Prozent im Westen und um 2,2 Prozent im Osten angehoben. Die Lohngruppe 1 soll bundeseinheitlich um 2,2 Prozent erhöht werden. Alle Lohn- und Gehaltsgruppen erhalten zusätzlich einen tabellenwirksamen Festbetrag von 230 Euro monatlich.

Ab dem 1. April 2025 ist in der zweiten Stufe eine weitere prozentuale Erhöhung der Löhne und Gehälter um 4,2 Prozent im Westen und 5,0 Prozent im Osten vorgesehen. In der 1. Lohngruppe erfolgt die Erhöhung bundeseinheitlich in Höhe von 5,0 Prozent.

Ost-West-Angleichung bis 1. April 2026 angestrebt

Die dritte Stufe sieht ab dem 1. April 2026 eine Erhöhung aller Lohn- und Gehaltsgruppen um 3,9 Prozent im Westen und die Anhebung der Löhne und Gehälter im Osten auf das Niveau des Tarifgebietes West vor. Damit soll die Ost-West-Angleichung vollzogen werden.


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* (m/w/d)


Um die Attraktivität der Ausbildung zu steigern, soll die Vergütung für das erste Ausbildungsjahr für alle Ausbildungsberufe bundeseinheitlich ab dem 1. Mai 2024 auf 1080 Euro erhöht werden. Für die weiteren Ausbildungsjahre sind ebenfalls Erhöhungen vorgesehen.

Außerdem soll eine stärkere Annäherung der Ausbildungsvergütung der technisch-kaufmännischen Ausbildungen an jene der gewerblichen Ausbildungen erfolgen. Zum 1. April 2026 sollen die Ausbildungsvergütungen im Westen erneut um 3,9 Prozent angehoben und die Ost-West-Angleichung vollzogen werden.

Gewerkschaftschef empfiehlt Zustimmung zur Einigung

"Dieses Ergebnis liegt im Volumen oberhalb des Schlichterspruches, das haben wir immer gefordert“, sagt Robert Feiger, Bundesvorsitzender der IG BAU. Die Baubeschäftigten hätten sich dieses Ergebnis „erstreikt“.

„Ich kann mit Überzeugung unseren Gremien empfehlen, dem neuen Vorschlag zuzustimmen“, so Feiger weiter. Er sei froh, dass man sich jetzt wieder den anstehenden Aufgaben in Deutschland mit voller Kraft zuwenden können: „Wohnungen bauen, Brücken sanieren, Anlagen für erneuerbare Energien erstellen und vieles andere mehr."

Arbeitgeber: 36 Monate Tarifvertragslaufzeit schaffen Planungssicherheit

Auch Uwe Nostitz, Vizepräsident Zentralverband Deutsches Baugewerbe und Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite, freut sich, dass nach intensiven Verhandlungen mit dem Einigungsvorschlag nun eine Lösung auf dem Tisch liegt, die den Tarifkonflikt, vorbehaltlich der Zustimmung durch die Gremien, friedlich beenden kann:

"Je schneller sich unsere Betriebe mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wieder gemeinsam auf das Bauen konzentrieren können, desto besser für die gesamte Branche. Uns als Arbeitgeber war es besonders wichtig, dass unser Vorschlag zur Anhebung der Ausbildungsvergütungen jungen Menschen nun eine attraktive Perspektive bietet und es uns gelungen ist, die Ost-West-Angleichung schon früher als geplant zum 1. April 2026 zu vollziehen."

Jutta Beeke, Vizepräsidentin Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und alternierende Vorsitzende der gemeinsamen Verhandlungskommission sagt: "Den Streik nach dem abgelehnten Kompromiss des Schlichters mit einem zweiten Kompromiss zu beenden, war wichtig und richtig. Ich bin froh, dass wir in der ersten Stufe die Systematik etwas anpassen konnten, weil damit in den höheren Entgeltgruppen etwas mehr erreicht wird."

Das Erreichen einer Laufzeit von 36 Monaten schaffe zudem Planungssicherheit und sei für die Unternehmen speziell im Hinblick auf die angespannte Auftragslage von immenser Bedeutung.

Mehr zu den Hintergründen der aktuellen Tarifauseinandersetzung im Bauhauptgewerbe unter:

Gescheiterte Schlichtung: IG BAU kündigt Streiks an / Bauindustrie und Baugewerbe betroffen | bauingenieur24