Studie: Frankfurter Fernbahntunnel ist machbar und realistisch
- Planungen für Großprojekt haben begonnen
- Deutsche Bahn rechnet mit 3,6 Milliarden Euro Kosten und zehn Jahren Bauzeit
- Breite Zustimmung durch Politik und Verkehrsverbund
Ziel: Täglich 250 Züge mehr zum Hauptbahnhof Frankfurt
Mit deutlich mehr Investitionen will der Bund künftig die Schienenverkehrsinfrastruktur verbessern (wir berichteten). Nötig werden die Mittel sowohl für dringende Instandsetzungsmaßnahmen als auch für den ambitionierten Plan der Deutschen Bahn (DB), künftig im Rahmen des sogenannten "Deutschlandtakts" die Metropolen des Landes in einem 30-Minuten-Rhythmus zu verbinden.
Letzterem Ziel will man unter anderem mit einem neuen Fernbahntunnel in Frankfurt am Main näherkommen. "Der Fernbahntunnel ist ein wichtiges Element für den Deutschlandtakt", sagt DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla. Dank des neuen Tunnels würde die Kapazität im Verkehrsknoten Frankfurt von 1.250 auf 1.500 Züge pro Tag gesteigert.
Zweigleisige Tunnelkonstruktion und neuer Tiefbahnhof vorgesehen
Dass es tatsächlich zum Bau des neuen Tunnels kommt, wurde zuletzt durch eine vorgelegte Machbarkeitsstudie wahrscheinlicher. Die vom Bund 2019 beauftragte Untersuchung geht von einer zweigleisigen Tunnelkonstruktion aus, die aus östlicher bzw. westlicher Richtung auf den Frankfurter Hauptbahnhof zuläuft und dort mit vier unterirdischen Gleisen an einen neuen Tiefbahnhof anschließt.
Streckenverlauf unter Hochhäusern als unrealistisch eingestuft
Für den möglichen Verlauf des Fernbahntunnels wurde ein nördlicher, ein mittlerer und ein südlicher Korridor zwischen dem Hauptbahnhof und dem Frankfurter Osten untersucht (vgl. Grafik). Der mittlere Korridor verläuft unter Hochhäusern, deren bis zu 50 Meter tiefe Fundamente einen Tunnel technisch schwer möglich machen. Auch der nördliche Korridor stößt auf zahlreiche bauliche Hindernisse.
Als einzig realistische bzw. wirtschaftlich und technisch machbare Variante ging somit der Südkorridor aus der Untersuchung hervor. Er führt unter der Erde an den Frankfurter Hochhäusern vorbei zum Hauptbahnhof.
Ein weiterer Vorteil der Variante sei die Tatsache, dass der künftige Tunnel sich gleich doppelt an bestehende Bahnstrecken anbinden ließe. Die Züge könnten dann sowohl die nord- als auch die südmainische Strecke nutzen. In westlicher Richtung soll der Tunnel an die neue, dritte Niederräder Brücke angebunden werden.
Bahn startet konkrete Bauplanungen
In der Machbarkeitsstudie hat die Deutsche Bahn auch verschiedene Möglichkeiten für den Bau und die Gestaltung der neuen unterirdischen Station untersuchen lassen. Diese soll in 35 Metern Tiefe unter dem südlichen Teil des Hauptbahnhofs entstehen.
Politik erwartet Verbesserungen für Mobilität
Politiker und Verkehrsexperten messen dem Vorhaben auf mehreren Ebenen große Bedeutung bei. So freut sich Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) über das Ergebnis der Machbarkeitsstudie und den damit wohl beschlossenen Bau des Fernbahntunnels.
Knut Ringat, Geschäftsführer der Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH (RMV), blickt über die Grenzen der Stadt hinaus und bezeichnet den künftigen Tunnel als Puzzlestück, welches die vielen Ausbauvorhaben in der Region miteinander verbinden werde.
BMVI: Fernbahntunnel als Beitrag zur TEE-Wiederbelebung wichtig
Auch der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) betont die mögliche Verbesserung für die regionale Mobilität. Der Fernbahntunnel ist für ihn nichts weniger als "der große Wurf für eine intelligente und umweltgerechte Steuerung und Abwicklung des Bahnverkehrs."
QUELLEN UND VERWEISE:
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