Zum Hauptinhalt springen

SuedLink-Netzausbau: Jetzt beginnt das große Graben

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 11. Aug. 2023

700 Kilometer lange Starkstromleitung kostet zehn Milliarden Euro

Es ist ein Leitungsbauvorhaben der Superlative: Auf rund 700 Kilometern Länge sollen zwei Erdkabel zur Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) quer durch Deutschland verlegt werden. Die Trasse führt dabei u.a. unter der Elbe entlang, durch Naturschutzgebiete und sogar ein Salzbergwerk. Mit einer Investitionssumme von zehn Milliarden Euro zählt der SuedLink zu den Kernprojekten der Energiewende, welches nach jahrelanger Verzögerung endlich gelingen soll.

Suedlink

Um die Bedeutung des Netzausbaus zu unterstreichen, wohnte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) dem Baustart Ende Juli persönlich bei. Schauplatz war das Umspannwerk Leingarten-Großgartach (Landkreis Heilbronn, Baden-Württemberg), dem Endpunkt der künftigen "Stromautobahn".

Hier entsteht eine neue Konverteranlage, die später den angelieferten Gleichstrom in haushaltsüblichen Wechselstrom umwandelt. Die Übertragungsleistung entspricht mit bis zu vier Gigawatt in etwa der Leistung von vier Atomkraftwerken. Rechnerisch können damit rund zehn Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden.

Bürgerinitiativen verzögern Baustart und erzwingen Erdkabelverlegung

Ursprünglich sollte der SuedLink bereits 2022 fertiggestellt sein, doch das Projekt wurde nicht zuletzt durch zahlreiche Bürgerinitiativen immer wieder ausgebremst. Um diese hat sich sogar ein eigener Bundesverband gebildet. Die Kritiker haben dafür gesorgt, dass die Leitungen unterirdisch verlaufen werden. Doch es entzündet sich neuer Streit an der Tatsache, dass nun weitere Medien, darunter Glasfaserkabel, in den erforderlichen Gräben und Tunneln eingefügt werden sollen, die dadurch breiter werden.

Ungeachtet des Widerstands, treiben die beiden beteiligten Übertragungsnetzbetreiber, die niederländische Tennet TSO (nördlicher Streckenabschnitt) und die EnBW-Tochter TransnetBW (südlicher Streckenabschnitt), an mehreren Stellen die ersten Baumaßnahmen der Starkstromtrasse voran. Neben dem Konverterbau am Endpunkt der Trasse in Leingarten kann die TransnetBW auch bereits die Realisierung des von hier aus nach Bad Friedrichshall führenden 17 Kilometer langen Streckenabschnitts angehen.

Südlicher Streckenabschnitt: Salzbergwerk dient als Kabelschacht

Das nötige Planfeststellungsverfahren der Bundesnetzagentur wurde im Mai abgeschlossen und die Baugenehmigung erteilt. Die Besonderheit: Die Erdkabel sollen auf dem genehmigten Abschnitt in rund 200 Metern Tiefe durch bestehende Bergwerksstollen der Südwestdeutschen Salzwerke verlaufen.

Hoch im Norden tut sich derweil nicht weniger Spannendes: Ganz in der Nähe des Startpunkts der Stromtrasse fließt die Elbe. Das natürliche Hindernis auf dem direkten Weg nach Süden soll durch einen rund fünf Kilometer langen Tunnel überwunden werden.

Die notwendigen Vergabeverfahren sowie die bauvorbereitenden Maßnahmen in Schleswig-Holstein wurden durch Tennet im Juni abgeschlossen. Den Zuschlag für den Bau der Elbquerung, einem der größten Sonderbauwerke von SuedLink, erhielt die Porr AG. Der Auftragswert beläuft sich auf mehr als 250 Millionen Euro, wovon ein Teil auf die benötigte Tunnelbohrtechnik sowie für den Bau und späteren Betrieb nutzbare Tunnelfahrzeuge entfällt.

Sechs 525-kV-Stromkabel verlaufen 20 Meter unter der Elbe

Nach Erhalt des Planfeststellungsbeschlusses soll ab Herbst 2023 gebaut bzw. gebohrt werden. Gestartet wird an einem Schachtstandort in Schleswig-Holstein bei Wewelsfleth. Von hier wird der 5,2 Kilometer lange Tunnel mit einem Innendurchmesser von vier Metern etwa 20 Meter unter der Elbe bis zum Zielschacht in Niedersachsen bei Wischhafen führen.

Elbquerung_Suedlink
Für die Starkstromleitung SuedLink soll in 20 Metern Tiefe ein Tunnel unter
der Elbe gebaut werden. Grafik: TenneT TSO GmbH

Da der Start- und Zielschacht im Grundwasser liegen, müssen die Baugruben für die Schächte vor dem Aushub mit bis zu 50 Meter tiefen Schlitzwänden wasserdicht, stabil und hochwassersicher gemacht werden. Im Anschluss werden die 25 Meter tiefen Baugruben unter Wasser ausgehoben, trockengelegt und mit Stahlträgern gesichert.

Danach beginnt die Montage der Tunnelbohrmaschine, die speziell für die Unterquerung hergestellt und auf die wechselhaften Bodenbeschaffenheiten unter der Elbe ausgelegt wird. Im Verlauf der Baumaßnahme werden sechs 525-Kilovolt-Stromkabel eingezogen und an die SuedLink-Erdkabel auf beiden Seiten der Elbe angeschlossen.

Während des Tunnelvortriebs in Tübbingbauweise werden auch die Zugangsbauwerke in Schleswig-Holstein und Niedersachsen für den späteren Betrieb ausgebaut. Der Tunnel erhält Schienen, die das Befahren mit Tunnelfahrzeugen ermöglichen sollen, sodass der Tunnel auch nach Abschluss der Bauphase für Wartungs- und Reparaturarbeiten zugänglich ist. Die Bauzeit wird mit viereinhalb Jahren angegeben.