Temporärer Hochwasserschutz in Leichtbauweise entwickelt
# 21.02.2017
Konventionelle Anlagen mit großem Materialaufwand. Neues System verspricht einfache Konstruktion und Handhabung. PVC-Membran optimiert Kraftableitung über Erdverankerung und Stützen.
Hohe Biegemomente für temporären Hochwasserschutz problematisch
Jüngste Hochwasserereignisse zeigen, dass vielerorts das natürliche Rückhaltepotential von Uferbereichen schnell erschöpft ist. In der Folge sind angrenzende Siedlungsräume zunehmend von Überschwemmungen bedroht, da permanent angelegte Dammanlagen allein häufig nicht mehr ausreichenden Schutz bieten.
Die Lösung sollen im Ernstfall temporäre Schutzsysteme liefern. Sandra Gelbrich, Leiterin des Forschungsbereiches Leichtbau im Bauwesen an der Technischen Universität Chemnitz, beschreibt die Probleme dabei: "Bei vielen bekannten temporären Stauwandsystemen resultieren aus dem Wasserdruck hohe Biegemomente, die insbesondere auf Stützen und Fundamente einwirken. Entsprechend groß ist der konstruktive und materielle Aufwand dieser Anlagen."
Forscher präsentieren textiles Hochwasserschutzsystem
Gelbrichs Team hat zu dem Thema geforscht und gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft nach einer Idee des Architekten Stev Bringmann ein neues Schutzsystem namens "FloodTEX" entwickelt, welches die im Hochwasserfall auf die Bauteile wirkenden großen Lasten ableitet. Die Lösung der Chemnitzer Forscher ist eine flexible, wenig dehnbare Membran aus PVC und einer textilen Verstärkung.
Lastableitende PVC-Membran ermöglicht Leichtbauweise
Die Halterungsstützen könnten extrem schlank und leicht ausgeführt werden, da auf sie dank der speziellen Geometrie der Membran und einer bestimmten Anordnung der Komponenten selbst im Falle eines Aufpralls von Treibgut nahezu ausschließlich Normalkräfte wirkten. "Die leichtbaugerechte Ausführung lässt den Aufbau selbst mehrerer hundert Meter Hochwasserschutz problemlos durch zwei Personen zu", hebt Gelbrich hervor.
Vertrieb durch Wirtschaftspartner und auf Fachmessen angelaufen
Der Vertrieb des Systems "FloodTEX" und die Projektierung erfolgen durch die TU-Partner HWS-Konzept UG (Glauchau) und das Ingenieurbüro Schulze & Rank (Chemnitz). Anfang März stellen die Forscher ihre Innovation auf der Fachmesse HAUS in Dresden in einer Sonderschau zum Thema "Hochwasserschutz in Eigenvorsorge" vor.
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