Vernetztes Personalmanagement: Wie Softwareprogramme bei der Karriere helfen
# 23.06.2022
Bauunternehmen Wolff & Müller setzt auf Volldigitalisierung in allen Bereichen. Software wird mit Hersteller gemeinsam entwickelt. Dynamische Rollenprofile für Personalarbeit immer wichtiger
Wolff & Müller: Bauprozesse und Personalmanagement digitalisieren
Wie machen sich Bauunternehmen die Digitalisierung am besten zunutze?
Indem sie nicht nur ihr eigentliches Kerngeschäft des Bauens sondern auch unterstützende Prozesse mithilfe digitaler Tools optimieren. Die Unternehmensgruppe Wolff & Müller will diesen Weg möglichst konsequent gehen.
Als "virtuelles Fließband" wird dabei das Ziel bezeichnet, die wesentlichen Prozesse ohne Medienbrüche zu automatisieren und den rund 2.100 Mitarbeitenden und Führungskräften wichtige Daten und daraus resultierende Kennzahlen zur Verfügung zu stellen. Das Ganze gilt auch für die Personalprozesse.
Die zentrale Personalabteilung wird dabei von der eigens gegründeten Dienstleistungsgesellschaft Wolff & Müller Personalentwicklung GmbH (WMPE) unterstützt (siehe Quellen und Verweise). Diese fokussiert sich auf die Entwicklung und Weiterbildung der Mitarbeitenden sowie die Digitalisierung von Personalprozessen.
Gesamte Personalsoftware auf einem Standard
Durch die WMPE werden bei Wolff & Müller beispielsweise Assessments, also Personal- und Karriereeinschätzungen angeboten und Nachwuchskräfte begleitet. Zudem kümmert sich die Gesellschafft um die Organisations- und Teamentwicklung sowie die individuelle Personalentwicklung und betreibt die hauseigene Akademie mit mehr als 300 Schulungsformaten.
Mitarbeitende vom ersten Tag an digital erfasst
Sobald eine neue Person zur Unternehmensgruppe kommt ("Onboarding"), läuft die individuelle Betreuung und Entwicklung über Magellan, eine von der Firma GuideCom entwickelte digitale Lösung für alle Aspekte des Personalmanagements. Wolff & Müller ist Entwicklungspartner von GuideCom für das Programm Magellan, wodurch zahlreiche Anforderungen des Unternehmens in den Innovationsprozess der Software integriert werden.
Weiterbildung: Mit gezielten Maßnahmen zur definierten Rolle im Unternehmen
Das Programm erinnere beispielsweise beide Seiten, also die Führungskraft und die Mitarbeitenden, an fällige Gesprächstermine oder unvollständige Formulare. "Oft bleibt im Alltag wenig Zeit, um zu verfolgen, wann geplante Maßnahmen anstehen oder was bereits erledigt ist. Jetzt behalten alle den Überblick", sagt Carbon.
Sämtliche Prozesse rund um die erwähnte Wolff & Müller Akademie, von der Anmeldung über Stornierung und Umbuchung bis zur Beurteilung der Seminare, Lerninhalte und Veranstaltungen, laufen digital über das Modul "Weiterbildung".
Unlängst hat das Unternehmen hierüber erste Stellen- und Rollenprogramme eingeführt. Dabei sollen standardisierte Entwicklungsprogramme helfen, die Mitarbeitenden entsprechend den Bedarfen ihrer Aufgaben einzuarbeiten, zu qualifizieren und zu fördern.
Dieser Teil des Personalmanagements werde immer wichtiger, weiß Robin Wunsch, Gründer und Vorstandssprecher der GuideCom AG. "Eine geeignete Lernumgebung für die eigenen Mitarbeitenden zu schaffen, damit sie sich neue Fähigkeiten aneignen und ihr volles Potenzial entfalten können, bringt Unternehmen für die Zukunft angesichts einer immer komplexeren Arbeitswelt einen großen Vorteil."
Digitale Personalakte für Angestellte und Vorgesetzte
Im sogenannten HR-Cockpit des Magellan-Programms haben alle Mitarbeitenden Zugriff auf ihre Mitarbeiterkarte. Diese stellt eine Art "Personalakte light" dar, die Informationen aus den verschiedenen Modulen zentral zusammenfasst, darunter persönliche Daten, die Weiterbildungshistorie und Feedbackgespräche.
Für Führungskräfte gibt es zusätzliche Informationen mit relevanten Personal-Kennzahlen, etwa zur Zahl freier Planstellen oder zu den Weiterbildungsmaßnahmen des Teams.
Eigenes Tool für Ausbildungsmanagement im Bauunternehmen
Das Modul "Nachwuchskräfte" unterstützt alle im Unternehmen, die mit Auszubildenden, dual Studierenden und Trainees zu tun haben. Zu jeder Nachwuchskraft gibt es eine einheitlich aufgebaute Nachwuchskräftekarte, die alle Informationen auf einen Blick liefert.
Zu den weiteren Optionen gehören die automatisierte Einsatzplanung und die Möglichkeit, Beurteilungs- und Feedbackgespräche digital führen und dokumentieren zu können. Auch die Nachwuchskräfte selbst können ihr Berichtsheft im System schreiben, ihre Lerninhalte nachverfolgen und Feedbacks zu den Einsatzorten geben.
Software definiert und verwaltet Stellen- und Rollenprofile
Als nächsten Schritt will man bei Wolff & Müller ein weiteres Modul einführen, in dem alle wichtigen Infos zu einer Stelle bzw. einer Rolle hinterlegt sind. Ob Bauleiter, Einkäuferin oder BIM-Koordinator, für jede Stelle werden Ziele, Aufgaben, Kompetenzen und Entwicklungsoptionen beschrieben.
"Mit den Stellen- und Rollenprofilen schaffen wir eine zentrale, personenunabhängige Datenbasis, die auf die wechselnden Stellen und Rollen sowie Prozessveränderungen reagiert", sagt Julia-Carolin Carbon.
"Damit verändern wir auch unsere Organisation, denn wir konzentrieren uns mehr auf die Prozesse." Die Stellen würden dazu mit der Prozesssoftware BIC verknüpft, damit jede Prozessveränderung auch direkt in den Stellenbeschreibungen abgebildet werden kann.
Angesichts der beschriebenen Möglichkeiten wird deutlich, dass die Digitalisierung in der Baubranche eben nicht nur BIM bedeutet. Auch Unterstützungsbereiche können und müssen digitalisiert werden, um den Wertschöpfungsprozess effektiver zu gestalten.
Personalmanagement im Bauwesen: Wolff & Müller will Digital-Knowhow extern anbieten
Der Wolff & Müller Dienstleister WMPE will seine Leistungen künftig externen Kunden entlang der Wertschöpfungskette in der Bau- und Immobilienbranche zur Verfügung stellen, insbesondere den eigenen Baupartnern.
Für diese und andere Unternehmen aus der Baubranche hat die Personalexpertin Carbon noch ein paar Tipps. Unternehmen sollten sich auf der einen Seite einen Partner für die Digitalisierung suchen, der "ihre Sprache spricht" und sie befähigt, das System auf die jeweiligen Anforderungen anzupassen.
Auf der anderen Seite brauche Digitalisierung Ressourcen, allen voran Zeit, Kompetenzen und ein gutes Projektmanagement bei allen Beteiligten. Nicht zuletzt müsse die Vernetzung aller digitalen Mittel und Prozesse oberste Priorität haben. "Schaffen Sie keine Inseln, sondern eine Landschaft", so die Personalerin bildsprachlich. Grundvoraussetzung dafür sei die Standardisierung von Daten.