Wie ein norddeutsches Bauunternehmen zum führenden Massivhaushersteller in Deutschland wurde
# 14.04.2022
Firmengründer Gustav Viebrock entdeckt Marktlücke im Schlüsselfertigbau. Unternehmensgruppe beschäftigt heute über 1.300 Mitarbeiter
Wohnungsbau seit der Nachkriegszeit für Baubranche zentral
Die zentrale Frage für die Baubranche der Nachkriegszeit lag in der Wohnraumbeschaffung. Bis heute hat sich daran wenig geändert, was sich am deutlichen Fokus des wiederhergestellten Bundesbauministeriums erkennen lässt.
Bauunternehmen, die sich in den 1950er Jahren auf den Wohnungsbau spezialisierten, haben sich in der Folge nicht selten zu großen Marktteilnehmern entwickelt. Ein Beispiel ist der Massivhaushersteller Viebrockhaus.
Vom Maurermeister und Architekten Gustav Viebrock (1929 - 2019) im Jahr 1954 gegründet, warb das Bauunternehmen schon früh mit dem Versprechen "Schlüsselfertiges Bauen zum Festpreis".
Firmengründer baute erste Häuser für Kriegsflüchtlinge und Vertriebene
Zahlreichen jungen Familien, darunter insbesondere Geflüchtete und Vertriebene, bot Viebrock nach dem Krieg die Möglichkeit, den oft unerreichbar scheinenden Traum vom eigenen Haus zu verwirklichen.
In Harsefeld und Umgebung errichtete man laut Firmenhistorie bis 1984 tausende Ein- und Mehrfamilienhäuser. Bis heute sind es ganze 33.000 Einheiten im Ein- und Mehrfamilienhausbereich geworden. Allein im Jahr 2021 wurden 1.442 Häuser verkauft.
Familienbetrieb beschäftigt heute mehr als 1.300 Menschen
2018 übernahmen Dirk und Lars Viebrock die alleinige Inhaberschaft der Viebrockhaus AG. Die Nachfahren des Gründers leiten seitdem gemeinsam den Ein- und Zweifamilienhausbereich. Ein weiterer Familienspross, Jan Viebrock, verantwortet als Inhaber der Gustav Viebrock GmbH den Mehrfamilienhausbereich. Insgesamt zählt die Firmengruppe heute mehr als 1.300 Beschäftigte.
Seit jeher setzt Viebrock auf eine standardisierte Massivbauweise. 1962 entstand das erste Typenhaus "V1" (siehe Abb. 1) sowie das erste Musterhaus. Seit 1970 ist dank überdachter Baustellen ("Baustellen unterm Zelt") auch das Arbeiten und Mauern im Winter möglich.
Vier Zimmer auf 120 Quadratmetern werden zum Erfolgsmodell
1997 entstand die Hausserie "Maxime" mit vier Zimmern auf 120 Quadratmetern Wohnfläche. Sie ist der Vorläufer des erfolgreichsten "Viebrockhauses" namens "Maxime 300".
Heute werden drei Hausserien angeboten, wobei eine spezielle Systemarchitektur eine Vielzahl von Variationen erlaubt. Als Orientierung können 45 Musterhäuser verschiedenster Haustypen in fünf unternehmenseigenen Parks besichtigt werden.
Häuser von Viebrock werden standardmäßig zweischalig mit Hintermauerwerk, Dämmung, Luftschicht sowie Verblendung, wahlweise auch mit Putzfassade inklusive dreischichtiger Klimaschutzwand gebaut.
Anders als noch vor wenigen Jahren steht neben der Forderung, mehr zu bauen, die Maßgabe, möglichst effizient und nachhaltig zu bauen. Auch bei Viebrockhaus kommt daher der energiesparenden Bauweise große Bedeutung zu.
Plusenergiehaus seit 2011 im Angebot
Tatsächlich setzt der Massivhaushersteller bereits seit den 1990er Jahren energiesparende Wärmepumpensysteme und dabei ausschließlich erneuerbare Ressourcen ein. Seit 2007 wird generell auf den Einsatz von Öl und Gas verzichtet und seit 2011 wird ein Plusenergiehaus angeboten.
Mit Photovoltaikanlage, 2,5-Liter-Haustechnik und einer Spezial-Thermosohle ausgestattet, produziert dieser Gebäudetyp mehr Energie als für Heizung, Warmwasserbereitung und Lüftung benötigt wird. Seit 2018 werden alle Viebrockhäuser der Serien "MyStyle" und "Selection" sowie im Mehrfamilienhausbereich als Effizienzhäuser 40 Plus gebaut.
Energieeffiziente Massivhäuser: Hersteller testet Möglichkeiten in eigener "Smart City"
Angesichts der aktuellen politischen Maßnahmen und Zielsetzungen, welche unter anderem ein De-facto-Verbot für neue Gas- und Ölheizungen ab 2024 sowie den Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr umfassen, dürfte das Geschäft mit fertiggeplanten Einfamilien-, Zweifamilien- und Doppelhäusern mit hocheffizienter Haustechnik äußerst lukrativ bleiben.
Und Viebrock setzt einiges daran, als Treiber der Branche die Richtung vorzugeben. Klares Indiz dafür sind die firmeneigenen Versuchshäuser inklusive Kältekammer für interne Forschungs- und Entwicklungszwecke im Bereich Massivbau und Haustechnik. Am Unternehmensstandort Harsefeld befindet sich zudem seit kurzem ein über das einzelne Objekt hinausgehendes "Testlabor" mit 19 Massivhäusern (siehe Abb. 3).
Das Unternehmen spricht von einer "Smart City", in der alle Häuser CO2-neutral und als Effizienzhäuser 40 Plus gebaut, intelligent vernetzt, mit Wärmepumpensystemen ausgestattet und mit vor Ort produzierter Sonnenenergie versorgt werden. Von recycelten Baustoffen bis zu begrünten Schrägdächern wird hier laut Viebrockhaus alles berücksichtigt, was nachhaltiges und klimaneutrales Bauen heute leisten kann.
QUELLEN UND VERWEISE:
Förderstopp für energieeffiziente Gebäude: Kritik der BaubrancheWohneigentumsquote: Bis 2030 nur geringes Wachstum
Fertighausbau: Vom traditionellen Holzbau zur Industrie 4.0
Hausbau: Eigenleistungen für deutsche Bauherren wichtig
Stellenangebote der Viebrockhaus AG