Christina Zimmermann: Wir bei Schüßler-Plan stehen für eine moderne Arbeitskultur
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Schüßler-Plan ist als inhabergeführtes Ingenieurunternehmen in dritter Generation seit dem Jahr 2018 fest in Frauenhand. Gemeinsam mit Nina Baden-Wassmann leitet Christina Zimmermann als Geschäftsführende Gesellschafterin die Geschicke von Schüßler-Plan. In Kürze wird auch Gesellschafterin Paula Wagenbach als Geschäftsführerin dazustoßen. Ein Gespräch mit Christina Zimmermann.
Frau Zimmermann, bei Ihnen findet sich eine Frauenquote, die ihresgleichen sucht. Ein bewusstes Signal an die Frauen, an die Gesellschaft, an die Generation Z?
Ich bin mir sicher, dass unsere Väter nicht bewusst Töchter bekommen haben, die sich dann auch noch glücklicherweise für Bauingenieurwesen interessieren. Und denke auch sagen zu können, dass sie uns nicht wegen einer Frauenquote oder eines entsprechenden Signals an die Branche ihre Anteile übertragen haben. Vielmehr ging es vor gut fünfeinhalb Jahren um die bewusste Weitergabe von Verantwortung ganz im Sinne der Zukunft des Unternehmens.
Dennoch gebe ich Ihnen recht: Es ist ein Signal, dass unsere Väter uns – unabhängig vom Geschlecht – die Führung einer solch großen Ingenieurgesellschaft zugetraut haben. Es ist auch ein Signal, dass wir uns über diese Zeit bereits eine breite Akzeptanz sowohl nach innen wie außen erarbeiten konnten.
Das stärkste Signal ist jedoch, dass wir trotz unserer Position und der vielfältigen Aufgaben auch mal nachmittags unsere Kinder von der Schule oder dem Kindergarten abholen. Denn wir bei Schüßler-Plan stehen für eine moderne Arbeitskultur und wir als junge Geschäftsführerinnen der Generation Y können uns daher vielleicht auch ein wenig besser in die Generation Z hineinversetzen als die Babyboomer der 1960er-Jahre.
Mehr als 1.000 Mitarbeiter:innen an 22 Standorten, aber – laut Ihrer Homepage – 1 Team. Geht diese Rechnung tatsächlich auf?
In unserer über 60-jährigen Firmengeschichte sind wir stetig und vor allem gemeinsam gewachsen. Eine erfolgreiche Projektakquise führte zur Gründung zahlreicher Standorte. Projekt- und standortübergreifendes Arbeiten liegt also seit jeher in unserer DNA. Nicht ohne Grund gehören zu unseren Werten unter anderem auch Partnerschaftlichkeit und Verlässlichkeit. Dies zu vermitteln und jeder Mitarbeiterin, jedem Mitarbeiter Wertschätzung entgegenzubringen, ist tägliche Aufgabe von uns und unserem Führungsteam.
Wir geben unseren Mitarbeitenden Freiräume, um innovativ zu sein und über sich selbst hinauszuwachsen.
Die digitalen Möglichkeiten, die in den letzten Jahren geschaffen wurden, tragen selbstverständlich auch zu einer noch besseren und vor allem einfacheren Vernetzung untereinander bei. Insbesondere die von Corona geprägte Zeit hat hier zu einer breiten Akzeptanz in allen Altersklassen beigetragen. Es ist nicht immer einfach, ein Team aus 1.000 Mitarbeitenden zu sein. Dennoch stellen wir durch regelmäßige Kommunikation und hohe Identifikation mit dem Unternehmen fest, dass es uns insgesamt doch sehr gut gelingt.
Ohne motivierte Mitarbeiter:innen kommt kein Unternehmen weit. Wie schafft man es, die Leistungsbereitschaft zu halten, besser noch zu erhöhen, ohne den Druck zu steigern?
Letzten Endes ist es doch bei allem so: Dinge, die man gerne macht, gehen einem leichter von der Hand. Und man macht die Dinge gerne, in denen man gut ist und einen Sinn sieht. Vor diesem Hintergrund haben wir die persönliche wie fachliche Weiterentwicklung eines jeden Mitarbeitenden in den Fokus gesetzt.
Dafür haben wir vor zehn Jahren die Schüßler-Plan Akademie gegründet, welche auf die individuellen Bedürfnisse eingeht und jährlich neu ausgerichtet wird. Hier werden beispielsweise auch zahlreiche Fortbildungen angeboten, in denen Mitarbeitende ihr Wissen intern weitergeben. Dies stärkt im Übrigen auch den Teamgedanken. Wir geben unseren Mitarbeitenden also Freiräume, Themen voranzutreiben oder neu zu entwickeln, innovativ zu sein und über sich selbst hinauszuwachsen. Durch individuelle Weiterentwicklung und Wertschätzung sowie Teamgeist erreichen wir eine hohe Identifikation mit dem Projekt und damit eine hohe Qualität und Effektivität.
Monetäre Anreize vs. neue, flexible Arbeits(zeit)modelle. Was können Sie beobachten, wohin geht der Trend?
In Zeiten des Fachkräftemangels ist vermutlich keines der beiden Themen zu vernachlässigen. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich Ihre Frage mit dem Trend zum flexiblen Arbeitszeitmodell beantworten. Unser kürzlich eingeführtes Arbeitszeitmodell ist auf breite Zustimmung gestoßen. Wir bieten hier eine größtmögliche Flexibilität, die Arbeitsaufgaben mit persönlichen, privaten Randbedingungen zu vereinen.
Wir bieten größtmögliche Flexibilität, die Arbeitsaufgaben mit persönlichen, privaten Randbedingungen zu vereinen.
In der derzeitigen Marktsituation erkenne ich aber auch noch einen weiteren Trend: Menschen suchen vermehrt Sicherheit. Dadurch, dass wir mit unserem 360°-Leistungsspektrum breit aufgestellt sind und sämtliche Bereiche des Planens, Beratens und Managens im Bauwesen abdecken, finden sie bei Schüßler-Plan die Resilienz, die sie sich für ihre Zukunft wünschen.
Digitalisierung, BIM, künstliche Intelligenz & Co. beschleunigen den Arbeitsalltag, das Arbeitsumfeld und die Arbeitswelt. Ist diese Dynamik Gefahr oder Chance?
Wir sollten die Dynamik in der digitalen Entwicklung definitiv als Chance begreifen. So stellen wir eine hohe Motivation unserer Mitarbeitenden fest, sich durch eine digitale Planungskultur stetig hinsichtlich Qualität, Effektivität und Agilität zu verbessern. Unser Anspruch ist es dabei, Fortschritt aktiv zu begleiten und damit einhergehende Mehrwerte für unsere Projektabwicklung zu nutzen.
Darüber hinaus verfolgen und gestalten wir die aktuellen Entwicklungen, indem wir uns als Mitglied bei zum Beispiel BIM Deutschland und planen-bauen 4.0 aktiv einbringen. Mit unserer jüngst gegründeten Gesellschaft, der Schüßler-Plan Digital, bieten wir unseren Kunden nun umfassende Dienst- und Schnittstellenleistungen im Bereich BIM, Digitalisierung und künstliche Intelligenz an.
Keine Zukunftsstrategie ohne Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz. Was kann Schüßler-Plan hier in die Waagschale werfen, um bei umwelt- und verantwortungsbewussten (jungen) Fachkräften zu punkten?
Ich gebe Ihnen vollkommen recht, dass wir es uns als Gesellschaft nicht mehr leisten können, die Umwelt zu vernachlässigen. Die Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz begleiten uns daher in allen Tätigkeitsfeldern.
Wir freuen uns immer über noch bessere oder neue Ideen.
Unser Anspruch als Ingenieurdienstleister ist es, den Auftraggeber frühzeitig hinsichtlich seiner ökonomischen, ökologischen und sozialen Entscheidungskriterien zu beraten. Wir sind stolz, wenn wir mit innovativen Planungsmethoden, wie beispielsweise dem parametrischen Design, unseren nachhaltigen Planungsansätzen oder auch über innovative Baustoffe und -prozesse zu einer resilient gebauten Umwelt beitragen können.
Neben unseren Fachplaner:innen haben wir mittlerweile auch DGNB-Auditor:innen und Consultants sowie ESG-Manager:innen (ESG = Environmental, Social, Governance, dt.: Umwelt, Soziales, Unternehmensführung; Anm. d. Red.) im Unternehmen, die unseren Auftraggebern kompetent für ESG-Beratung und -Prüfung nach der EU-Taxonomie zur Seite stehen. Dieser Bereich ist gerade sehr agil, sowohl im Hoch- und Ingenieurbau als auch in der Verkehrsplanung. Wir entwickeln uns stetig weiter, von daher freuen wir uns immer über noch bessere oder neue Ideen – vielleicht sogar von klugen Menschen, die heute noch nicht Teil von Schüßler-Plan sind.
(Dieser Beitrag ist in der Ernst & Sohn Sonderpublikation "Attraktive Arbeitgeber im Bauingenieurwesen" im November 2023 in gedruckter Form erschienen.)