Wohneigentumsquote: Bis 2030 nur geringes Wachstum
# 17.03.2021
Studie der Landes- und Bausparkassen sieht Anstieg auf 43,6 Prozent voraus. Urbanisierung und mehr Singlehaushalte erschweren Immobilienanschaffung. Wohlstandsentwicklung der Nachkriegsgenerationen wirkt weiter
Demografischer Wandel: Mehr Menschen leben alleine in der Stadt
Demografische, also die Bevölkerung betreffende Veränderungen haben den größten Einfluss auf die durchschnittliche Wohneigentumsquote in Deutschland. Ein dämpfender Effekt resultiert dabei aktuell zum einen aus dem Sog der Städte und zum anderen aus dem Trend, allein zu wohnen.
Aufgrund der hohen Immobilienpreise ist ein Leben in der Stadt für die meisten Menschen notgedrungen an das Wohnen zur Miete gebunden.
Auch Alleinlebende sind oft verhinderte Wohneigentümer, denn sie haben es schwerer, eine Immobilienfinanzierung zu stemmen als Doppelverdienerhaushalte.
Leichter Zuwachs der Eigentumsquote um 1,5 Prozent
In einer Projektion, die das Berliner Forschungsinstitut empirica im Rahmen der Wohneigentumsstudie für die Landesbausparkassen für das Jahr 2030 berechnet hat, wirkt der demografische Effekt für sich genommen in Ostdeutschland negativer als in Westdeutschland.
Ost- und Westdeutschland nähern sich weiter an
In Westdeutschland ist mit einem Selbstnutzeranteil von etwas mehr als 45 Prozent zu rechnen. Dies würde ein niedrigeres Niveau als 2013 bedeuten. In Ostdeutschland (ohne Berlin) hingegen könnten trotz des demografischen Wandels 2030 gut 41 Prozent der Haushalte in den eigenen vier Wänden leben, was einem Anstieg um rund fünf Prozentpunkte entspricht.
Nachholeffekt in Ostdeutschland kompensiert negative Effekte
Zum anderen kommt in Ostdeutschland der historische Rückstand in Sachen Wohneigentumsbildung gegenüber dem Westen hinzu. Es gibt noch mehr unerfüllte Wünsche nach der eigenen Immobilie und auch noch mehr bezahlbares Bauland.
LBS fordert Freibetrag in der Grunderwerbsteuer
Ansatzpunkte für eine stärkere als die prognostizierte Wohneigentumsbildung sind laut LBS die Erwerbsnebenkosten, die Baulandpreise und die Baukosten. Ein Freibetrag in der Grunderwerbsteuer für Erstkäufer oder -bauherren könnte demnach die Schwelle zum Eigentum spürbar senken. Das derzeit im Bundestag diskutierte Baulandmobilisierungsgesetz könne dazu beitragen, in Zukunft mehr Fläche zu mobilisieren, so die Bausparexperten.
Infrastruktur im ländlichen Raum für Wohneigentumsbildung entscheidend
Um den Eigentumserwerb im Umland attraktiver zu machen, müssten laut LBS die Verkehrsanbindung verbessert, sauberer und pünktlicher ÖPNV zügig ausgebaut und Radschnellwege möglichst kreuzungs- und autoverkehrsfrei angelegt werden.
Auf dem Land seien städtebauliche und Infrastrukturinvestitionen nötig. Zwischen Dörfern, Ankerstädten und regionalen Zentren müsste zudem eine bessere Abstimmung und Aufgabenteilung gelingen.