Zur Stärkung des Wohnungsbaus: DIN führt Folgekostenabschätzung ein
Welche Kosten die Normung auf das Planen und Bauen hat, war seit Langem Gegenstand von Diskussionen. Planerinnen und Planer beklagten überzogene Anforderungen an Normen, wodurch die Anwendung in der Praxis erschwert und der Planungs- und Bauprozess aufwändiger und teurer gemacht werden.
Seit Jahresbeginn läuft nun die praktische Umsetzung der Folgekostenabschätzung in den Normenausschüssen des Deutschen Instituts für Normung (DIN). Mit diesem Prozess will das DIN die Bestrebungen von Bund und Ländern unterstützen, die Folgekosten von Normen im Geschosswohnungsbau zu begrenzen und so bezahlbaren Wohnraum zu fördern.
Bundesingenieurkammer seit 2015 für Folgenabschätzung
Die Bundesingenieurkammer hatte bereits 2015 im Rahmen der Baukostensenkungskommission eine verpflichtende Folgenabschätzung für die Kosten des Wohnens für alle Entwürfe von Gesetzen, Verordnungen und Normen gefordert. Diese Forderung ist in einem Forschungsvorhaben zur Prüfung der Kostenauswirkungen von Baunormen auf den Wohnungsbau und Einsparpotentiale weiter untersucht worden.
Die Bundesingenieurkammer hat mit darauf hingewirkt, dass die Ergebnisse des Forschungsvorhabens anschließend sowohl im Bündnis für bezahlbaren Wohnraum und dem Wohngipfel als auch in der Normungsroadmap Bauwerke des DIN aufgenommen wurden. Das DIN hatte am 12. November 2024 in einer Pressemitteilung bestätigt, ab Januar 2025 einen solchen Prozesses zur Folgekostenabschätzung für Baunormen einzuführen.
DIN-unabhängige Plausibilitätsprüfung vorgesehen
Schon bei Beginn und auch während eines Normungsprozesses soll künftig der langfristige Nutzen von Normen und die langfristige Kostenauswirkung unter Beachtung aller Rahmenbedingungen, beginnend bei der Herstellung eines Gebäudes bis hin zu dessen Rückbau und der Wiederverwendung und Aufbereitung von Materialien, betrachtet und transparent bewertet werden.
Damit sollen künftig überhöhte Anforderungen in Normen, die sich kostensteigernd auf das Bauen auswirken können, vermieden werden. Konkret funktioniert die Folgekostenbetrachtung laut DIN wie folgt:
- Die Folgekostenabschätzung bezieht sich auf Normen, die eine direkte Auswirkung auf den Geschosswohnungsbau haben. Während des gesamten Normungsprozesses analysieren Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlicher Hand und Verbraucherschutz die potenziellen Kosten, die durch die Normen entstehen können.
- Folgekosten wie Baunebenkosten, Betriebskosten und Instandsetzungskosten werden dabei genauso berücksichtigt wie mögliche kostensenkende Effekte über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks.
- Im Rahmen des Normungsprozesses wird daher nicht nur auf kurzfristige Erstellungskosten abgestellt, betrachtet werden auch der langfristige Nutzen von Normen und die langfristige Kostenauswirkung unter Beachtung aller Rahmenbedingungen – beginnend bei der Herstellung eines Gebäudes bis hin zu dessen Rückbau und der Wiederverwendung und Aufbereitung von Materialien.
- Als weiterer Bestandteil dieses Prozesses wird eine externe, DIN-unabhängige Plausibilitätsprüfung etabliert, bei der die Ergebnisse bewertet und Rückmeldungen an die Normungsgremien gegeben werden. Entsprechende Erkenntnisse fließen dann in die finale Ausarbeitung der Normen ein.
Geywitz: Folgekostenabschätzung, Gebäudetyp E und digitale Modelle sind wichtige Prüfparameter
Bundesbauministerin Klara Geywitz begrüßt die Einführung der Folgekostenabschätzung beim DIN: "Neben unantastbaren Sicherheitsnormen soll die Folgekostenabschätzung dabei helfen, klar zu zeigen: Brauche ich das oder nicht?" DIN-Normen seien Normen, die die Wirtschaft aufstellt, nicht der Staat. Kosten abzuschätzen steigere die Wirtschaftlichkeit.
"Wir machen uns jetzt auf den Weg, Bauen anders zu denken, und zwar unter Größen-, Boden-, Klima- und Nachnutzungsaspekten. Das Umdenken wird Zeit benötigen, aber wichtig dafür sind solche Prüfparameter wie die Folgekostenabschätzung, Rechtssicherheit durch den Gebäudetyp E und digitale Modelle von Häusern, um die vier Wände den eigenen Lebensanforderungen anpassen zu können", so Geywitz weiter.