Zwei oder mehr Stockwerke im Gebäude zusätzlich – bei gleichbleibender Gesamthöhe
(bezahlter Inhalt)
8 Fragen an Daniel Ferger (M-Eng., Sales Engineer, Peikko Deutschland GmbH) zum Thema Brandschutz und DELTA- BEAM, zu Energie-Effizienz und Lifecycle, zu Holz und Holzverbund und zu den neuen ATLANT®-Verbundstützen
Peikko Deutschland GmbH
1. Herr Ferger, das Thema Brandschutz ist ja gern mal eines, an dem termingerechte Projektabschlüsse scheitern. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Das kann sicher vorkommen. Bei Großprojekten kann das immer mal wieder der Fall sein. Aber das ist ein sehr individuelles Thema, das von den ins Projekt involvierten Personen abhängt. Brandschutzvorschriften sind oft komplex und können von Land zu Land, Region zu Region variieren.
Bauherren, Architekten und Ingenieure müssen sicherstellen, dass sie die geltenden Vorschriften verstehen und einhalten, was Zeit und Aufwand erfordert. Für Peikko ist es jedenfalls kein Problem. Wir haben die entsprechenden Zulassungen für unsere Produkte. Gelegentlich gibt es eine Nachfrage, die wir aber postwendend beantworten können.
Wir erleben immer mal wieder, dass insbesondere beim Thema Holz gerne nochmal nachgehakt wird. Dabei bietet Holz in Sachen Brandschutz ganz hervorragende Eigenschaften. Die Feuerwehr würde im Brandfall sicher lieber in ein Gebäude aus Holz hineingehen als in einen brennenden Stahlbau. Ferner „meldet“ sich das Holz akustisch bevor es zum Versagen kommt.
2. Der DELTABEAM Verbundträger erfüllt samt DIBt-Zulassung alle erforderlichen Brandschutzbedingungen – und das ohne Verkleidungen oder Brandschutzbeschichtungen. Wie schafft er das?
Unser DELTABEAM Verbundträger bietet Brandschutz nach Maß. Wir können die Anforderung von R0 bis R120 erfüllen und zwar ohne zusätzliche Verkleidung oder Brandschutzbeschichtung. Bei Konstruktionen, die z. B. eine Brandschutzbeschichtung benötigen, stellt sich die Frage der Nutzungsdauer. Der vpi hat dahingehend eine Technische Mitteilung (TM09b/002) verfasst. Reaktive Brandschutzbeschichtungen müssen ihr zufolge nach spätestens 25 Jahren überprüft werden und ggf. entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.
Wenn man allerdings bedenkt, dass Gebäude heute für 50+ Jahre errichtet werden, ist das dann oft ein Problem. Ferner kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Bauherr nach nur kurzer Zeit sein errichtetes Bauwerk auf Funktionalität hinsichtlich des Brandfalls untersuchen lassen möchte. Beim DELTABEAM wird der Brandschutz über eine innenliegende Brandlängsbewehrung realisiert. Die Träger werden grundsätzlich mit Beton verfüllt und erfüllen nach Erhärten des Betons die bemessene Brandschutzanforderung bis zum Rückbau.
3. Warum ist es gut, dass der DELTABEAM schon vor 30 Jahren schräge Stege hatte?
Diese Tatsache hilft uns seit geraumer Zeit vor allem bei Projekten mit Holz- oder Holzbetonverbunddecken. Über die schrägstehenden Stege stellt sich nach Abbrand der Holzplatte oder -balken eine Keilwirkung ein und das Deckensystem kann sich so auch bei rechnerischem Wegfall des Untergurts in den Träger hängen. Wir haben dazu ein Bemessungskonzept aufgestellt und dieses inzwischen auch in der Praxis bestätigt, sprich im Labor durch unser R&D mal zu Bruch gefahren.
4. Können Sie unseren Lesern erläutern, warum es bei dem IKEA-Parkdeck-Projekt in Karlsruhe Brandschutz praktisch zum Nulltarif geben konnte?
(lacht) Ok, das hört sich super an, oder? Das besagte Parkhaus hat eine Besonderheit, weil es sich über dem eigentlichen Markt und Lager befindet. Es gab also entsprechende Anforderungen an den Brandschutz (Vorgabe R90). Bei vielen Trägern oder im reinen Stahlbau ist aber ab R90 i. d. R. eine Verkleidung notwendig.
Bei Peikko mit DELTABEAM jedoch nicht. Egal, ob R0 oder R90 – es gibt dadurch keine signifikante Kostensteigerung, denn wir müssen nicht verkleiden oder beschichten. Unsere Brandlängsbewehrung befindet sich ja im Träger, der mit Beton verfüllt wird – integrierter Brandschutz ohne Mehraufwand. Der Kostenunterschied zwischen R0- und R90-Konstruktion bei Parkdecks mit DELTABEAM ist verschwindend gering. Der Anteil der Brandlängsbewehrung geht nämlich auf die großen Flächen gesehen mehr oder weniger unter.
5. Wenn ich als Planer für mein Projekt valide Brandschutzdaten zum DELTABEAM benötige, wie gehe ich da vor?
Sie wenden sich dazu einfach an unseren technischen Support. Wir prüfen, erstellen und liefern Ihnen die entsprechenden Nach- weise gemäß der in Ihrem Projekt erforderlichen Anforderungen (R0 bis R120).
Die DELTABEAM werden von unseren Ingenieuren projektspezifisch dimensioniert. Ziel ist immer eine wirtschaftliche Bemessung, um nur so viel Stahl wie nötig einzusetzen. Es gilt auch für jedes Projekt zu bewerten, welches Deckensystem in Kombination mit dem Träger die meisten Vorteile bietet. Da jedes Projekt andere Herausforderungen mit sich bringt (Stützenraster, Einwirkungen, bauphysikalische Anforderungen, etc.) ist die Antwort da nicht immer dieselbe.
6. Stichwort Nachhaltigkeit: Wie wäre das Verhältnis von Energieeffizienz und Lifecycle zwischen einem DELTABEAM Verbundträger und einem Holzbalken zu betrachten?
Die Verwendung von Holz im Bauwesen ist für die Optik und Haptik schön. Und erst recht für die Klimabilanz. Es gibt mittlerweile sehr interessante Bauprojekte, wo Holzdecken oder HBV-Decken in Verbindung mit unserem Verbundträger verwendet wurden.
Bezüglich DELTABEAM ist es ja so, dass wir auch eine „grüne“ Variante des Trägers anbieten. Durch die Herstellung aus recycelten Rohstoffen und einem klimaoptimierten Transport können so 50 % der CO2-Emissionen gegenüber einem herkömmlichen DELTABEAM eingespart werden.
Außerdem beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema Kreislaufwirtschaft. Peikko bietet Produkte an, die nach dem eigentlichen Lebenszyklus eines Gebäudes demontiert und erneut verwendet werden können.
Ein Holzbalken ist für den ersten Moment sicherlich nachhaltiger als ein DELTABEAM aus Stahl. Jedoch kann bei Verwendung des DELTABEAM der umbaute Raum und somit das Gesamtvolumen des Gebäudes enorm reduziert werden. Dieses Volumen muss dann auf Dauer nicht geheizt oder gekühlt werden. Schließlich werden ca. 75 % des CO2 während der Nutzung und im Be- trieb eines Gebäudes emittiert. Da bietet der DELTABEAM hinsichtlich Nachhaltigkeit signifikante Einsparungen.
7. Können Sie unseren Lesern etwas zur ATLANT-strong, der Stahlkernstütze von Peikko mit integriertem Brandschutz verraten?
Die ATLANT® Verbundstützen können im Vergleich zu konventionellen Stb.-Stützen oder Stb.-FT-Stützen deutlich schlanker ausgeführt werden. Die Stützen können geschossweise aber auch über mehrere Geschosse ausgeführt werden und verfügen ebenfalls über einen integrierten Brandschutz.
Schnell und einfach montiert, bieten sie viel architektonische Flexibilität und mehr Freiraum im Innenbereich. Sie sind kompatibel mit Trägersystemen für Fertigteil-, Ortbeton, Holz-, Hybrid- und andere übliche Decken. Die ATLANT® Stützen werden gemäß EC 4 dimensioniert. Im Querschnitt kommen entweder Walzprofile oder ein Bewehrungskorb zum Tragen.
Wie wir auf der BAU im Frühling bereits vorgestellt haben, wird die Produktlinie ATLANT® in naher Zukunft aus zwei Produkten bestehen: ATLANT® und ATLANT® Strong Verbundstützen. Die ATLANT® Strong Verbundstützen kommen mit allen Vorteilen, die die ATLANT-Stütze mitbringt, und kann sogar noch schlanker ausgeführt werden. Möglich wird das durch einen massiven Stahlkern im Inneren des Stützenquerschnitts. Unser R&D arbeitet derzeit mit dem DIBt an einer allgemeinen Bauartgenehmigung.
Sowohl ATLANT® als auch ATLANT® Strong Stützen gibt es rund, quadratisch oder rechteckig im Querschnitt.
8. Bekanntlich erlaubt der DELTABEAM rundum günstigere, auch nachhaltigere – enorm stützenfreie – Raumverhältnisse. Können Sie uns die einzelnen Vorteile ein wenig umreißen – eventuell sogar auch für den Brandschutz?
Der deckengleiche DELTABEAM® ermöglicht schlanke Konstruktionshöhen für mehr Netto-Raumhöhe.
Auch die Installation der technischen Gebäudeausrüstung ist wesentlich einfacher. Nach Rücksprache mit unserer Technik können sogar in Deckenebene Leitungen o.ä. durch unsere Träger gefädelt werden. Solche Querschnittschwächungen sollten jedoch grundsätzlich mit uns abgestimmt werden, da diese vor allem hinsichtlich Brandfall den Temperaturverlauf im Träger beeinflussen. Bewerten können wir das projektspezifisch mittels Temperaturfeldanalyse über eine FE-Bemessung.
Durch das eingesparte Volumen kann nicht nur Energie für das Heizen und Kühlen des Gebäudes eingespart werden, sondern auch Baumaterial, denn die Materialien werden im Verbund ressourcenschonend eingesetzt. Im Hochhausbau lassen sich so je nach Konfiguration durch den Einsatz von DELTABEAM ein, zwei oder mehr Stockwerke im Gebäude ausführen, und das bei gleichbleibender Gesamtgebäudehöhe. So sind entsprechend mehr vermietbare oder zu verkaufende BGF für den Bauherren realisierbar.
(Die Fragen stellte Burkhard Talebitari)
