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Bürgerbeteiligung: Projektmanager kann Debatten koordinieren

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 28. März 2018

# 16.04.2018

Fehlende Einbindung der Öffentlichkeit häufig Ursache für schleppende Baurealisierung. BUND sieht Gesetzgeber in der Pflicht. Studentische Forschung belegt Bedeutung von planvoller Konsensfindung

Alle Interessengruppen müssen einbezogen werden

Bürgerentscheide oder Bürgerbegehren können für ein Großprojekt positive oder negative Folgen haben. Gutes Projektmanagement kann dafür sorgen, dass es gar nicht erst zur Abstimmung kommt. Foto: Esther Stosch / Pixelio
Bürgerentscheide oder Bürgerbegehren können für ein Großprojekt positive oder negative Folgen haben. Gutes Projektmanagement kann dafür sorgen, dass es gar nicht erst zur Abstimmung kommt. Foto: Esther Stosch / Pixelio

Kommen bauliche Großprojekte terminlich und finanziell vom Kurs ab, kann das verschiedene Gründe haben. Einer davon ist nicht selten die Tatsache, dass die beteiligten Interessengruppen nicht ausreichend einbezogen wurden und damit ihre Ansprüche in der Planung zu wenig berücksichtigt wurden. Am Ende steht die soziale Akzeptanz auf der Kippe.

Wie weit eine Planung, die primär von wirtschaftlichen Interessen getrieben wurde, und die öffentliche Meinung auseinander liegen können, zeigt das Bahnprojekt in Stuttgart. Konflikte um das milliardenschwere Bauvorhaben bremsen "Stuttgart 21" bis heute.

Die Verantwortlichen haben neben der Kostenentwicklung vor allem die ökologischen Auswirkungen und den Widerstand der Bevölkerung im Vorfeld falsch beurteilt und die damit verbundenen Risiken und politische Konsequenzen unterschätzt. Das kostete Glaubwürdigkeit, Akzeptanz und viel Geld.


Bürgerbeteiligung seit 2013 Pflicht

Inzwischen hat der Gesetzgeber reagiert. So wurde 2013 verbindlich festgelegt, dass die Bürgerschaft bei Großprojekten in Deutschland einbezogen werden muss. Allerdings gilt das lediglich für neue Vorhaben. Somit sei nach Meinung Werner Rehs, Leiter der Abteilung Verkehrspolitik der Umweltorganisation BUND, die Anpassung der Gesetzesvorlagen weiter unzureichend.


Studenten analysieren Umgang mit Großprojekten in Deutschland und Kanada

Mit dem Problem der Realisierung von Großprojekten und seinen Lösungen beschäftigen sich Wissenschaftler und angehende Projektmanager weltweit. Im Rahmen ihres Masterstudiums untersuchten Studenten der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin zusammen mit kanadischen Kommilitonen den Einfluss und die Auswirkungen der Bürgermobilisierung rund um öffentliche Großprojekte auf beiden Seiten des Atlantiks.


Information und Transparenz als Schlüssel für erfolgreiche Großprojekte

Dabei wurden Sichtbarkeit, Legitimität und schnelles Reagieren auf potentielle oder sich anbahnende Kontroversen als Schlüssel identifiziert, um den Zugang zu weiten Teilen der Bevölkerung zu garantieren und auf deren Unterstützung bauen zu können. Überzeugungsarbeit gelinge demnach nur durch vollständige Information und Transparenz sowie umfassendes Wissen über regionale Gegebenheiten.


Projektmanager können öffentliche Debatte um Großprojekte lenken

Vor diesem Hintergrund kommt den jeweiligen Projektmanagern die Aufgabe zu, die Bürger "ins Boot zu holen", ihr Interesse zu wecken und die Bereitschaft zur konstruktiven Teilhabe zu fördern und zu nutzen.



QUELLEN UND VERWEISE:

Großprojekte: Kostenüberschreitung von durchschnittlich 73 Prozent
Großprojekte: Eskalation durch fehlendes Vier-Augen-Prinzip