Basel II – Auswirkungen auf die Baubranche
# 02.06.2005
Noch steht nicht genau fest, ob die Eigenkapitalrichtlinien Basel II bereits 2006 kommen, doch die Banken setzen sie längst um. Für "schlechte" Schuldner werden Kredite teurer oder gar gekündigt, für "gute" günstiger! Die Firmen der Baubranche stehen vor der Überlebensfrage: Wie teuer wird mein Kredit?
Basel II
Die Stabilität des Finanzsektors ist für jede Volkswirtschaft von entscheidender Bedeutung. Um Risiken aus der Geschäftstätigkeit jederzeit abfedern zu können, müssen Kreditinstitute ein angemessenes Eigenkapital aufweisen.
Laut den derzeit gültigen Regeln nach Basel I muss eine Bank jedem genehmigten Kredit 8% der Kreditsumme als Eigenkapital unterlegen. Nach Basel II sind die Eigenkapitalanforderungen an die Banken von der Bonität des Schuldner-Unternehmens abhängig. Je nach Bonitätseinstufung muss die Kredit gebende Bank zwischen 1,6% und 12% Eigenkapital unterlegen.
Im Ratingverfahren wird die Spreu vom Weizen getrennt: Handelt es sich um ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen oder besteht die Gefahr, dass der Schuldner seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann? Ratingverfahren arbeiteten hierbei auf Basis statistischer und mathematischer Modelle. Das Ergebnis eines jeden Ratingprozesses ist die Vergabe einer Note – die Ratingklasse – für jedes Unternehmen.
Externes Rating
Erfolgt die Bonitätsmessung durch eine externe Agentur, spricht man von dem Standardansatz. Das externe Rating ist Vorbild für das bankinterne Rating. Es wird schon lange nicht mehr ausschließlich von Großunternehmen angefragt.
Inzwischen gibt es viele Anbieter von Ratingverfahren für kleinere und mittlere Unternehmen. Diese Verfahren eignen sich somit auch für Baufirmen.
Internes Rating
Tatsächlich wird von den meisten Banken bereits heute ein bankinternes Rating bei der Kreditvergabe eingesetzt. Bankinterne und externe Ratingverfahren mögen sich zwar unterscheiden, sollten jedoch generell zu denselben Ergebnissen führen.
Um zukunftsorientierte Kreditvergabeentscheidungen treffen zu können, muss die Bank im Rahmen ihres Kreditratings komplexe Unternehmensanalysen durchführen. Dabei sollte das Verfahren der Bonitätsanalyse möglichst objektiv und nachvollziehbar sein. Im Kern erfordert das bankinterne Rating die Erfassung und Analyse der folgenden beiden Faktorengruppen:
- harte Faktoren (hard facts)
- weiche Faktoren (soft facts)
Balanced Scorecard
Ein geeignetes Management- und Controllinginstrument, um harte und weiche Faktoren zu verbessern, ist das Konzept der Balanced Scorecard. In jedem Unternehmen brauchen Management und Controlling ein aussagekräftiges Informationssystem mit sinnvollen Messgrößen, damit Unternehmensziele dargestellt und gesteuert werden können. Die Balanced Scorecard ist ein umfassendes Führungsinstrument, das aus vier verschiedenen Perspektiven besteht:
- Finanzen
- Kunde / Markt
- Interne Prozesse
- Mitarbeiter / Lernen / Innovation
- Unternehmensstrategie ist vorhanden und wird umgesetzt
- Unternehmensplanung wird durch definierte Zielsetzungen in den einzelnen Perspektiven umgesetzt
- Umfassendes Controlling durch die den Zielen unterlegten Kennzahlen
- Aspekten wie Organisation und Marketing wird in den entsprechenden Perspektiven Rechnung getragen
Fazit
Im Hinblick auf die Bedeutung des Ratings für die Kreditfinanzierung ist die Vorbereitung auf das Ratingverfahren zweifellos eine Herausforderung, speziell für Unternehmen der Baubranche. Mit den geeigneten Werkzeugen und Hilfe von außen, durch externe Ratingagenturen oder Berater kann diese Herausforderung aber angenommen werden.