Mitarbeiterqualifikation im Planungsbüro: Aufwand und Organisation
# 04.12.2015
Bedarf an Weiterbildung durch innere und äußere Faktoren vorgegeben. Veranstaltungen als Würdigung statt Verordnung anbieten. Höhe der Investitionen von allgemeiner Firmenstrategie abhängig
Erfahrung und Routine allein reichen nicht aus
Für alle Berufsgruppen gilt heute der Anspruch des "lebenslangen Lernens". Dies gilt besonders auch für die Mitarbeiter in Planungsbüros, denn sie wollen ihren Kunden die besten und wirtschaftlichsten Lösungen anbieten. Wer diesen Anspruch umsetzen will, muss sich ständig mit den Veränderungen in seinem Umfeld beschäftigen. Erfahrung und Routine zu haben ist ein wichtiger Faktor, aber er reicht in heutigen, dynamische Zeiten nicht aus.
Folgende Anlässe für den Bedarf an zusätzlichem Wissen oder Qualifikation sind zu benennen:
- Veränderungen der Märkte und/oder Kunden
- neue oder geänderte Vorschriften, Gesetze, Richtlinien
- veränderte Arbeitsmittel, Software, Berechnungsverfahren
- neue Technologien, Verfahren und Werkstoffe
- Verbesserungen in der Organisation des eigenen Büros, Vertriebs, Controlling
Weiterbildung als Sicherung von Fachkräften verstehen
Natürlich steuert heute ein Entscheider in einem Planungsbüro die Aktivitäten der Weiterbildung, denn der aktuell hohe Bedarf an Fachkräften und das vergleichsweise geringe Angebot am Arbeitsmarkt zwingt viele zum Umdenken. Weiterbildung ist notwendig, weil in den meisten Fällen der Bewerber für die zu besetzende Stelle nicht die idealtypischen Voraussetzungen und Qualifikationen hat.
Mitarbeiter müssen Weiterbildung wollen
Ungeachtet der Notwendigkeit von Weiterbildung, kommt die Anzeige des Bedarfs an Weiterbildung grundsätzlich entweder vom Mitarbeiter selbst oder von der Geschäftsführung. Wenn die Einschätzung beider Seiten zum gleichen oder ähnlichen Ergebnis führt, steht nur noch die Wahl der Veranstaltung an. Dieser Ablauf der Dinge drückt aus, dass es für ein Büro nicht zielführend sein kann, Mitarbeitern Weiterbildung zu "verordnen". Die Fähigkeit, Wissen zu erwerben, ist auch immer an die innere Bereitschaft des Einzelnen gekoppelt.
Zeitaufwand je nach Büroausrichtung abwägen
Die Teilnahme an Veranstaltungen fordert in jedem Fall von den Mitarbeitern einen Teil ihrer kostbaren Arbeitszeit, den sie somit nicht für die Projektbearbeitung nutzen können. In diesem Konflikt befinden sich Führungskräfte und Mitarbeiter gleichermaßen.
Umfragen unter Planungsbüros unterschiedlicher Größe haben ergeben, dass durchschnittlich 1,5% der Jahresarbeitszeit eines/r Beschäftigten für Weiterbildung verwendet werden. Damit verbindet sich die Frage: Ist das viel, zu viel oder zu wenig? Wesentlich für die Beantwortung dieser Frage ist, ob das Büro am Markt eine eher routinierte oder eher innovative Positionierung anstrebt? Wichtig ist auch, welchen Stellenwert die Weiterbildung im Büro, bei Führung und Mitarbeitern, hat, und wie dynamisch Veränderungen im Arbeitsumfeld stattfinden.
KMU: Weiterbildung zusammen mit Gleichgesinnten organisieren
Bei der Wahl der Organisationsform bietet sich die Teilnahme an öffentlichen Seminaren oder aber auch die Organisation interner Veranstaltungen (Inhouse-Seminare) an. Insbesondere größere Büros organisieren individuelle Veranstaltungen, um mit ihren Mitarbeitern unternehmensspezifische Fragen zu bearbeiten und konkrete Möglichkeiten der Umsetzung der Erkenntnisse festzulegen.
Die Erfahrung zeigt aber auch, dass es für kleinere Büros sinnvoll sein kann, sich mit Gleichgesinnten zusammenschließen und auf diese Art Inhouse-Veranstaltungen zu organisieren.
Fazit: Nicht erst in schlechten Zeiten an Weiterbildung denken
In Zeiten voller Auftragsbücher in den Planungsbüros ist die Frage für die Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltung keine Entscheidung zwischen Verzicht auf Projektbearbeitung oder Erweiterung des fachlichen Horizontes.
Wenn Unternehmer die Weiterbildung in Mitarbeiter als eine Art antizyklische Investition verstehen, verschaffen sie sich durch gut und sehr gut ausgebildete Fachkräfte den Marktvorsprung für schlechtere Zeiten.
Dipl.-Ing., Dipl.-Wirtsch.-Ing. Karl-Heinz Seidel
berät seit über 10 Jahren mittelständische Firmen. Er befasst sich besonders in Planungsbüros mit wirtschaftlichen Themen und Fragen der Unternehmensführung.
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