Zum Hauptinhalt springen

Öffentliche Vergabe: Neue Qualifizierung und Listung von beratenden Ingenieuren

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 31. März 2021
Kategorie:

# 01.04.2021

Ingenieurkammern sehen Anwälte und Architekten als Dienstleister ungeeignet. Ungerechtfertigte Referenzanforderungen im Schulbau. Eigene Weiterbildungsmaßnahme soll Mitglieder in Markt einführen

Eignungskriterien in Vergabeverfahren oft unpassend

Die Mitglieder der Ingenieurkammern sollen in der Vergabeberatung aktiv werden. Foto: Konstantin Gastmann / Pixelio
Die Mitglieder der Ingenieurkammern sollen in der Vergabeberatung aktiv werden. Foto: Konstantin Gastmann / Pixelio

Planer und Ingenieure erleben in der Praxis immer wieder öffentliche Vergabeverfahren, in denen unpassende Eignungskriterien gewählt werden. Die Ingenieurkammer-Bau NRW führt das auf eine fehlende Praxisnähe seitens der Auftraggeber zurück und will mit einer Fortbildung zum qualifizierten Vergabeberater gegensteuern.

Die Fortbildungsmaßnahme wird gemeinsam von den Ingenieurkammern Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz unter Beteiligung der Fortbildungseinrichtungen Akademie der Ingenieure GmbH, der Gütestelle Honorar- und Vergaberecht sowie der Ingenieurakademie West gGmbH angeboten.

Ziel ist es, den teilnehmenden Ingenieurinnen und Ingenieuren die notwendigen Fachkenntnisse für praxisgerechte Vergabeverfahren im Interesse aller Beteiligten zu vermitteln.


Kammern: Vergabe für Schulbauprojekte zu formalisiert

Bislang wird die Begleitung von Vergabeverfahren für öffentliche Auftraggeber als Dienstleistung häufig von Rechtsanwaltskanzleien oder reinen Architekturbüros erbracht. Nach Einschätzung der Ingenieurkammer-Bau NRW würden Rechtsanwälte Vergabeverfahren häufig zu formalisiert gestalten und unpassende Eignungs- oder Zuschlagskriterien wählen.


Auftraggeber und Auftragnehmer kommen derzeit schlecht zusammen

Solche Erfahrungen führten laut Ingenieurkammer-Bau NRW zu Frust bei Auftragnehmern, die sich auf derartige Ausschreibungen zunehmend nicht mehr bewerben können oder wollen.

Umgekehrt suchen öffentliche Auftraggeber vergeblich nach geeigneten Bewerbern, obwohl diese für dringend benötige Projekte der kommunalen Infrastruktur bereitstehen. Mit der Fortbildung eines Teils ihrer Mitglieder zu qualifizierten Vergabeberatern wollen die drei Ingenieurkammern diese Lücke bei den Vergabeverfahren schließen.


Marktvorteil durch öffentliche Liste der Vergabeberater

Davina Übelacker, Geschäftsführerin der Ingenieurkammer Baden-Württemberg, sieht ebenfalls das wirtschaftliche Interesse der Ingenieure an Vergabeverfahren als guten Grund zur Unterstützung durch die Weiterbildungsinitiative. "Wer sich für die Vergabeberatung qualifiziert, wird von den Kammern in einer Liste geführt", so Übelacker. Sie sieht darin einen Marktvorteil.



QUELLEN UND VERWEISE:

Lehrgang zur/m Qualifizierten Vergabeberater/in (externes Erklärvideo)
Weitere Seminare zum Thema Vergabe
Präqualifikation: Vorteile für Bauunternehmen bei Ausschreibung und Vergabe