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Erdwärme: Energiepotenzial auf digitaler Karte sichtbar

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 26. März 2014
Kategorie:

# 27.03.2014

Anwendung erlaubt Aussage über Standortbedingungen für Erdwärmekollektoren. Europakarte soll besserer Planung der Zukunftstechnologie dienen. Präzise Angaben mittels Daten aus individuellem Bodengutachten kalkulierbar

Erdwärme: Wirkungsgrad ist standortabhängig

Der MapViewer ist die erste Karte, mit der Internetnutzer in ganz Europa das Wärmeleitpotenzial für ihr Bauvorhaben ermitteln können. Grafik: ThermoMap
Der MapViewer ist die erste Karte, mit der Internetnutzer in ganz Europa das Wärmeleitpotenzial für ihr Bauvorhaben ermitteln können. Grafik: ThermoMap

Regenerative Formen der häuslichen Wärmeversorgung sind auf dem Vormarsch. Neben Solarthermie-Anlagen und Holzpellet-Heizungen kommen bei Neubauten vor allem mit Erdkollektoren kombinierte Wärmepumpen zum Einsatz.

Die genaue Dimensionierung dieser Anlagen stellte bisher ein ziemliches Problem dar. Abhilfe soll nun ein von der EU gefördertes Projekt am Lehrstuhl für Geologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) schaffen. Unter dem Titel "ThermoMap" hat hier ein Forscherteam erstmals ein Instrument entwickelt, dass es Bauherren und Planungsbüros ermöglichen soll, das Energiepotenzial von Standorten in ganz Europa zu ermitteln.

Besonders für private Bauvorhaben, wo die Flächenkollektoren anders als bei tiefgründigen Bohrungen großer geothermischer Anlagen lediglich in etwa anderthalb Metern Tiefe verlegt werden, wäre eine solche Bestimmung hilfreich. "Der Wirkungsgrad einer solchen kleineren Anlage wird stark von der Bodenbeschaffenheit und von Klimafaktoren beeinflusst“, erklärt David Bertermann, Koordinator des 2010 gestarteten Projekts.


Darstellung für gesamten Kontinent möglich

Ob das aufwendige Verlegen von Erdwärmekollektoren zur regenerativen Wärmeversorgung am jeweiligen Standort sinnvoll ist, kann mittels der Anwendung ThermoMap geprüft werden. Foto: PBaeumchen
Ob das aufwendige Verlegen von Erdwärmekollektoren zur regenerativen Wärmeversorgung am jeweiligen Standort sinnvoll ist, kann mittels der Anwendung ThermoMap geprüft werden. Foto: PBaeumchen

Diese Parameter für den gesamten europäischen Kontinent zusammen zu tragen und in einer Karte auszuweisen - so lautete das Ziel der Beteiligten am Projekt "ThermoMap".

Zwölf verschiedene Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Island, Österreich, Rumänien und Ungarn arbeiteten zu diesem Zweck mit den Wissenschaftlern der FAU zusammen.

Gemeinsam ist es ihnen schließlich gelungen, eine flächendeckende Europakarte mit allen für die Planung von Kollektorsystemen benötigten Informationen zu erstellen.


Niederschlags- und Temperaturwerte entscheidend

In einem ersten Schritt haben die Geologen dazu die klimatischen Parameter zusammengetragen, die einen direkten oder indirekten Einfluss auf die bodenphysikalischen Eigenschaften besitzen. Dazu zählen vor allem die Jahresniederschlagsmenge und die mittlere Jahrestemperatur. Diese Klimawerte wurden dann mit den Grunddaten zur Bodenbeschaffenheit kombiniert.

"In der Klassifizierung einzelner Bodenarten gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern“, erklärt David Bertermann. "Deshalb hat die Harmonisierung der Daten einen großen Teil unserer Arbeit ausgemacht." Das Ergebnis der Mühen ist der MapViewer. Mit diesem Programm können Bauherren und Planungsbüros die Wärmeleitfähigkeit des Bodens an ihrem Standort ermitteln und dadurch die Dimension des Kollektors zuverlässiger berechnen.


Individuelle Berechnungen präzisieren Auskunft

Zusätzlich zur Potenzialkarte des MapViewers haben die Geologen die Möglichkeit geschaffen, eigene Berechnungen für eine individuelle Standortauskunft durchzuführen. So können beispielsweise Boden- und Grundwasserdaten aus einem speziell für das Grundstück erstellten Bodengutachten in den ThermoMap-Calculator eingegeben werden.

David Bertermann ist von den Vorteilen der Anwendung überzeugt: "Liegen spezifische Daten des Baugrundes vor, lassen sich die Berechnungen weiter differenzieren und noch genauer durchführen."


Anwendungen im Internet gratis verfügbar

Beide Programme – MapViewer und MapCalculator – stehen Interessierten zur kostenlosen Nutzung im Internet zur Verfügung. Die Anwendung erfolgt aufgrund der internationalen Nutzbarkeit in englischer Sprache.