Gebäudeperformance virtuell prüfbar
# 25.11.2014
Zunehmende Automatisierungen im Gebäudebetrieb machen umfassendere Kontrolle erforderlich. Digitales Prüfverfahren soll kontinuierliche Qualitätssicherung gewährleisten. Anwendung für Nutzer kostenpflichtig
Facility Management wird immer komplexer
Gebäude zählen zu den zentralen Bausteinen der Infrastruktur eines Landes. Ihre Qualität entscheidet mit über Produktivität in Unternehmen, Lernerfolg in Schulen, Krankenquoten in Produktionsbetrieben und, in Deutschland, nicht zuletzt auch über den Erfolg der Energiewende. Die technische Komplexität von Gebäuden hat dabei in den letzten Jahrzehnten massiv zugenommen. Sei es die Optimierung des Raumklimas, die Senkung des Energieverbrauchs oder die Verbesserung der Sicherheitsstandards - überall finden inzwischen zumindest teilweise automatisierte Verfahren Anwendung.
Die Kehrseite dieser Entwicklung ist, ähnlich wie in anderen Industriebereichen, eine massive Zunahme der Komplexität. "Die zunehmende Automatisierung ermöglicht uns zwar die Anwendung optimierter Betriebsstrategien für Heizung, Kühlung, Lüftung und Beleuchtung", so Norbert Fisch, Leiter des Instituts für Gebäude- und Solartechnik (IGS) der TU Braunschweig. "Damit im Betrieb aber später alles richtig läuft, ist eine effektive Qualitätssicherung erforderlich. Die gab es bisher nicht", ergänzt er.
Qualitätssicherung für Gebäude online möglich
Das soll sich nach Meinung der TU Braunschweig ändern. Sie bietet daher ab sofort den weltweit ersten "virtuellen Prüfstand" für Gebäude online an. Damit stehe für die Inbetriebnahme von Gebäuden und das kontinuierliche Monitoring erstmals ein Service zur Verfügung, mit dem die Performance von Gebäuden standardisiert, eindeutig und nachvollziehbar geprüft und bewertet werden kann, heißt es von Seiten der Hochschule viel versprechend. Bauherren und Eigentümer könnten so eine Vielzahl von Eigenschaften Ihrer Gebäude, wie Raumkomfort, Energieeffizienz und Automationsfunktionen, analysieren und evaluieren lassen.
Grundlage der Analysen seien Daten aus Gebäudeautomations- und Messsystemen. Prüfungen könnten sowohl einmalig, z.B. im Rahmen einer Inbetriebnahme oder für eine Due Diligence-Prüfung (Risikoprüfung) im Zuge eines Immobilienerwerbs, als auch durch kontinuierliches Monitoring erfolgen. Im Ergebnis sollen Kunden nicht nur Prüfberichte erhalten, sondern auf Wunsch auch selbst online Daten sichten können. Dies mache den Ansatz besonders auch für Nachhaltigkeits-Zertifizierungen nach den deutschen Labeln DGNB und BNB sowie dem amerikanischen LEED interessant.
Kontinuierliche Prüfung statt Stichproben
Laut Entwickler ermöglicht der Prüfstand für die Gebäudeperformance eine präzise Spezifikation der geforderten Funktionen der Gebäudeautomation und die automatische Überprüfung der Einhaltung im Betrieb auf Basis von Messdaten. Wo bisher nur stichprobenartige Sichtprüfungen möglich waren, könnten Automationsfunktionen jetzt umfassend und kontinuierlich geprüft werden.