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Holzwerkstoffrecycling durch thermohydrolytische Spaltung

Verfasst von: Helmut Stoll
Veröffentlicht am: 26. Nov. 2001
Kategorie:

# 26.11.2001

Verfahren ermöglicht gesetzlich vorgeschriebene Wiederverwertung - Forschungsprojekt der Pfleiderer AG

Ausgangslage und Hintergrund

Reihenfolge der Verwertung gebrauchter HWS nach dem Kreislaufwirtschafts- und  Abfallgesetz
Reihenfolge der Verwertung gebrauchter HWS nach dem Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz

Holzwerkstoffe (HWS) wie die Spanplatte und die mitteldichte Faserplatte (MDF) gewinnen auch heute noch an Bedeutung, wobei der Spanplatte bezogen auf die Produktionsmenge die größte Bedeutung zugemessen werden kann. Ihre hauptsächlichen Anwendungsgebiete sind die Möbelherstellung, Wand- und Deckenbekleidungen. Gerade die Möbel werden heute immer mehr zu einem modeabhängigen Gut mit immer kürzerer Gebrauchsdauer. ### Gesetzgebung: Gemäß der Technischen Anleitung Siedlungsabfall (TASi) dürfen ab dem Jahr 2005 Abfälle mit mehr als 5 % Anteil an organischem Material, zu denen natürlich alle Holzprodukte wie Möbelteile etc. gehören, nicht mehr einer Deponie zugeführt werden. Das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz schreibt für die Verwertung eine bestimmte Reihenfolge vor (siehe Diagramm). Die umweltverträglichere Verwertungsart – in der Regel die stoffliche Verwertung – soll grundsätzlich den Vorrang erhalten, die thermische Verwertung dann, wenn ihr energetischer Nutzen gegeben ist.


Zielsetzungen des Projekts

Holz- und Holzwerkstoffkreislauf im Bereich der Spanplattenproduktion
Holz- und Holzwerkstoffkreislauf im Bereich der Spanplattenproduktion

Durch eine sinnvolle Kombination der stofflichen und der thermischen Verwertung gebrauchter HWS sollen am Standort Rheda die Vorteile der jeweiligen Verfahren genutzt werden. Im Rahmen des durch das BMBF geförderten Forschungsprojekts entstand unter Anwendung bereits patentierter Verfahren der Firma Pfleiderer eine HWS-Recyclinganlage. Sie ermöglicht eine kontinuierliche thermohydrolytische Spaltung im geschlossenen System, wobei das wiedergewonnene Spanmaterial der ebenfalls kontinuierlichen Spanplattenherstellung zugeführt wird.


Entwicklungsschritte und Ergebnisse

Altmöbelteile
Altmöbelteile

Das kontinuierliche Verfahren der thermohydrolytischen Spaltung: Das kontinuierlich geführte Recyclingverfahren der Thermohydrolyse wurde von der Firma Pfleiderer entwickelt. Mit diesem Verfahren ist der überwiegende Anteil der Spanplatten (>90 %), nämlich die Platten, die auf Basis von UF-Harzen hergestellt worden sind, verwertbar. Dabei werden die Holzwerkstoffteile in einem vorgelagerten Bearbeitungsschritt zunächst mechanisch auf Handteller-große Stücke zerkleinert und anschließend ein Großteil der Fremdmaterialien wie z. B. Metalle von den Bruchstücken getrennt. Der eigentliche Aufschluss - die "thermohydrolytische" Spaltung - erfolgt dann in einem geschlossenen System unter gesättigter Wasserdampfatmosphäre bei üblicherweise 120 °C bis zu 180 °C. Unter diesen Bedingungen spaltet (hydrolysiert) sich das Harnstoffharz (UF) in seine Komponenten, wodurch sich der Zusammenhalt in der Platte auflöst, die Späne sich sauber trennen und weitgehend unversehrt wieder gewonnen werden. Die Trennung eventuell noch enthaltener Beschichtungsreste und die Auftrennung des Spanmaterials zu Deck- und Mittelschichtspänen erfolgt in üblicher Weise mittels Siebung und Sichtung.


Anwendung und Praxistransfer

Aufgeschlossenes Spanmaterial nach Absiebung
Aufgeschlossenes Spanmaterial nach Absiebung

Aufgrund der Änderung der gesetzlichen Regelungen zur Entsorgung von Abfällen mit organischen Inhaltsstoffen ist das Deponieren dieser Stoffe ab dem Jahr 2005 nicht mehr möglich. Daher sollten auch Altmöbel in Zukunft stofflich verwertet werden. Der Einsatz des Verfahrens der kontinuierlichen thermohydrolytischen Spaltung ist in jedem Spanplattenwerk denkbar. Die Späne werden dabei in ihrer ursprünglichen Geometrie zurück gewonnen, wobei noch Reste des alten Bindemittels anhaften. Diese Bindemittelreste können bei der Herstellung neuer Holzwerkstoffe „reaktiviert“ werden und bewirken dadurch einen geringeren Verbrauch an neuem Bindemittel, was einen wichtigen wirtschaftlichen Vorteil bei gleichen mechanisch-technologischen Eigenschaften der hergestellten Holzwerkstoffe darstellt. Das von der Pfleiderer AG entwickelte stoffliche Recyclingverfahren ist eine sehr sinnvolle Ergänzung, insbesondere für die heute ohnehin dominierende kontinuierlich geführte Spanplattenfertigung, indem die stoffliche Nutzung wertvoller Holzwerkstoffe, die Gebote der Abfallvermeidung und der CO2 –Minderung mit der Forderung nach geringst möglichem Energieverbrauch in optimaler Weise miteinander in Einklang gebracht werden können.



QUELLEN UND VERWEISE:

Deutsche Gesellschaft für Holzforschung e.V.
Pfleiderer Holzwerkstoffe GmbH & Co. KG