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Untertunnelung des Hauptbahnhof in Antwerpen – Teil 1/3

Verfasst von: Dipl.-Ing. Reiner Otterbein
Veröffentlicht am: 8. Sep. 2001
Kategorie:

# 10.09.2001

Im ersten Teil wird das Bauvorhaben sowie die Aufgabenstellung beschrieben

1. Projektbeschreibung

Der Hauptbahnhof in Antwerpen, Foto: Keller Grundbau GmbH
Der Hauptbahnhof in Antwerpen, Foto: Keller Grundbau GmbH

Seit 1999 laufen Sicherungs- und Tunnelbauarbeiten unter dem Hauptbahnhof in Antwerpen. Der fast 70 m hohe Bahnhofskomplex wurde in der Zeit von 1899 bis 1905 als Kopfbahnhof erbaut. Die belgische Bahn NMBS erweitert die Hochgeschwindigkeitslinie von Brüssel über Antwerpen nach Amsterdam. Der Rohbau des Tunnels wird bis Ende Oktober 2001 fertig gestellt sein.


2. Aufgabenstellung

Schnitt durch den Bahnhof, Abb.: Keller Grundbau GmbH
Schnitt durch den Bahnhof, Abb.: Keller Grundbau GmbH

Aus Setzungsberechnungen und den Erfahrungen bereits ausgeführter Projekte ergaben sich Gesamtsetzungsprognosen für alle Bauphasen von 60 bis 120 mm. Verformungen in dieser Größenordnung mit steilen Tangentenneigungen im Randbereich der Setzungsmulde führen erfahrungsgemäß zu erheblichen Bauwerksschäden. Hochbelastete Fundamente im Bereich der Turmpfeiler mit Sohlspannungen > 800 kN/m² stellten eine zusätzliche technische Herausforderung an das Überwachungs- und Sicherungskonzept.

Zur Vermeidung derartiger Schäden wurde das Soilfrac - Verfahren zum permanenten Setzungsausgleich während der Tunnelbauphasen eingesetzt. Dadurch wurde sichergestellt, daß nach Vorstabilisierung und ausreichender Vorspannung des Bodens gezielte Bauwerkshebungen während der Tunnelherstellung ausgeführt werden können. Die maximal zulässigen und somit unkritischen Setzungen wurden auf 5 mm bei einer Neigung von 1:2000 begrenzt.


3. Das Soilfrac –Verfahren

Das Soilfrac - Prinzip, Abb.: Keller Grundbau GmbH
Das Soilfrac - Prinzip, Abb.: Keller Grundbau GmbH

Das Soilfrac-Verfahren wird von Keller Grundbau seit Jahrzehnten unter anderem zur Setzungsminimierung bei Tunnelarbeiten und Rückstellung von Gebäudeschiefstellungen erfolgreich eingesetzt. Bei diesem Verfahren werden Packer über zuvor gebohrte Ventilrohre (TAMs) eingebaut und vorgegebene Injektionsvolumen über Einzelventile verpreßt. Dieser Vorgang wird in mehreren Injektionsphasen wiederholt, so daß nach Abschluß einer Vorinjektion und Verspannung des Bodens jederzeit gezielte Hebungen ausgeführt werden können.


4. Bohrarbeiten

Schnitt durch den Fundamentbereich, Abb.: Keller Grundbau GmbH
Schnitt durch den Fundamentbereich, Abb.: Keller Grundbau GmbH

Die bis zu 45 m langen, horizontalen Soilfrac - Bohrungen sind vorab aus Arbeitsschächten hergestellt worden. Bis in 20 m Tiefe, unterhalb des Tunnels, stehen dicht gelagerte Sande an, in denen die Bohr- und Injektionsarbeiten ausgeführt wurden. Darunter folgt der "Boomse Klei". Wegen der Vielzahl vorhandener Einbauten wie z.B. Fundamente, Spunddielen und Brunnen, die z.T. lagemäßig nicht eindeutig bekannt waren, mußte eine Bohrgenauigkeit von < 1% in alle Richtungen eingehalten werden.



QUELLEN UND VERWEISE:

Keller Grundbau GmbH
Teil 2/3