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Aussteifende Holzbalkendecken im Mauerwerksbau - Teil 4/4

Verfasst von: Prof. Dipl.-Ing. Erich Milbrandt
Veröffentlicht am: 29. Sep. 2001
Kategorie:
  • Anschluß von Holzbalkendecken an gemauerte Umfassungswände durch Zuganker oder Reibung
  • Balkenkopf auf Sperrschicht zu verlegen

3.1 Ausführungsregeln im Sinne DIN 1053 Teil 1, Abschnitt 3.3.3

Abb. 3.1 - Grunsrißdarstellung , Verankerung der Umfassungswände mit Zugankern / Detail

Abb. 3.1 - Grunsrißdarstellung , Verankerung der Umfassungswände mit Zugankern / Detail "Ankerbalken" mit zugfestem Stoß

Umfassungswände müssen an die Decken entweder durch Zuganker oder durch Reibung angeschlossen werden.

Anschluß durch Zuganker: Die Zuganker (bei Holzbalkendecken Anker mit Splinten, üblicherweise als »Kopfanker« und »Giebelanker« bezeichnet) sind in vollen Wänden oder unter Fensterpfeilern anzubringen. Der Abstand soll im allgemeinen 2 m, darf jedoch im Ausnahmefall 4 m nicht überschreiten. Das zuletzt genannte Größtmaß von 4 m ist nur für Sonderpunkte gedacht. Ein solch großer Abstand zweier Anker, beispielsweise im Bereich einer Deckenaussparung oder bei breiten Fensteröffnungen, darf nur bei besonderer Beachtung der Gesamtaussteifung des Gebäudes gewählt werden. Das zwischen den Ankern liegende Wandstück ist gegebenenfalls durch Ringbalken oder Randgurte horizontal auszusteifen.

Bei Wänden, die parallel zur Deckenspannrichtung verlaufen, müssen die Maueranker (»Giebelanker«) mindestens einen 1 m breiten Deckenstreifen und bei Holzbalkendecken mindestens drei Balken erfassen. Diese Forderung kann z.B. auch durch kraftschlüssig mit dem Deckengebälk verbundene Holzschalungen erfüllt werden, vgl. hierzu die Ausführungsvarianten Abb. 3.6. Werden mit den Umfassungswänden verankerte Balken über einer Innenwand gestoßen, so sind sie hier zugfest (und natürlich auch druckfest) miteinander zu verbinden.

Ankerpunkte bei Deckenscheiben als zug-, druck- und schubfeste Verbindung

Abb. 3.3 - Detail Kopfanker / Giebelanker

Abb. 3.3 - Detail Kopfanker / Giebelanker

Die zitierten Ausführungsregeln der DIN 1053 Teil 1 und die kommentierenden Bilder 3.1 und 3.3 mit den traditionellen, heute nur noch selten verwendeten schweren Balkenankern gelten für konstruktiv aussteifende Holzbalkendecken nach Abschnitt 2.1.

Für die Verankerungen bei Holzbalkendecken mit notwendiger Scheibenwirkung (Deckenscheiben nach Abschnitt 2.2) wird empfohlen, einen Ankerabstand von etwa 1,5 m zu wählen. Die Ankerpunkte sollen hier als zug-, druck- und schubfeste Verbindung zwischen Mauerwerk und Deckenscheibe ausgeführt werden, vgl. hierzu auch die Detaillösungen nach Abb. 3.5.

3.2 Detaillösungen

Abb. 3.5 - Kopfanker-Varianten zum Anschluß gemauerter Umfassungswände an aussteifende Holzbalkendecken

Abb. 3.5 - Kopfanker-Varianten zum Anschluß gemauerter Umfassungswände an aussteifende Holzbalkendecken

Die hier dargestellten Verankerungen erfüllen die Forderungen der DIN 1053 Teil 1 (vgl. Abschnitt 3.1) sinngemäß und statisch gleichwertig. Sie werden mit den heute handelsüblichen Holzverbindungsmitteln und Ankersystemen ausgeführt und können gleichermaßen zur Übertragung von Zug-, Druck- und Schubkräften als geeignet angesehen werden. Der Ankerabstand soll - wie bereits beschrieben - bei üblichen Holzbalkendecken etwa 2 m, bei Deckenscheiben etwa 1,5 m betragen.

Belange des Holzschutzes, des Korrosionsschutzes und der Bauphysik beachten

Abb. 3.6a - Giebelanker-Varianten zum Anschluß von parallel zum Gebälk verlaufenden Mauerwerkswänden an aussteifende Holzbalkendecken

Abb. 3.6a - Giebelanker-Varianten zum Anschluß von parallel zum Gebälk verlaufenden Mauerwerkswänden an aussteifende Holzbalkendecken

An allen Kontaktstellen zwischen Mauerwerk und Holz sind insbesondere auch die Belange des baulichen Holzschutzes, des Korrosionsschutzes und der Bauphysik zu beachten.

Dies gilt in erhöhtem Maße für die in das Außenmauerwerk eingreifenden Balkenköpfe.

Berührung von Balken und Mauerwerk vermeiden

Abb. 3.6b + 3.6c  - Giebelanker-Varianten zum Anschluß von parallel zum Gebälk verlaufenden Mauerwerkswänden an aussteifende Holzbalkendecken

Abb. 3.6b + 3.6c - Giebelanker-Varianten zum Anschluß von parallel zum Gebälk verlaufenden Mauerwerkswänden an aussteifende Holzbalkendecken

Folgende wesentliche Einzelheiten sind zu berücksichtigen: Balkenkopf auf Sperrschicht (z.B. nackte Bitumenbahn) verlegen, um aufsteigende Feuchte aus der Wand abzuhalten; am Balkenkopf darf keine Feuchteübertragung stattfinden, deshalb jede direkte Berührung mit Mörtel vermeiden; an der Stirnseite, oben und möglichst auch seitlich ca. 20 mm breite Luftschlitze offen lassen.

Falls konstruktiv seitlicher Kontakt mit dem Mauerwerk erforderlich ist, Mauersteine trocken gegen den Balken setzen; die Außenwand muß zur Vermeidung von Tauwasserbildungen gut wärmegedämmt sein; das verwendete Holz soll trocken sein. Auf ausreichenden Holzschutz gem. DIN 68800 TI 3 ist zu achten.



QUELLEN UND VERWEISE:

Aussteifende Holzbalkendecken im Mauerwerksbau - Teil 1/4
Aussteifende Holzbalkendecken im Mauerwerksbau - Teil 2/4
Aussteifende Holzbalkendecken im Mauerwerksbau - Teil 3/4