Sind Holzfaserplatten ohne Nadelholz herstellbar?
# 24.01.2020
Trockenheit und Schädlingsbefall setzen Nadelbäumen zu. Laubholz als alternativen Baustoff getestet. Vielversprechende Forschungsergebnisse für holzverarbeitende Industrie
- Forstwirtschaft reagiert auf trockene Sommer: Künftig mehr Laub- als Nadelbäume
- Überschüssiges Laubholz bislang oft nur als Brennmaterial genutzt
- Holzfaserplatten: Nadelholz zu 50 Prozent durch Laubholz ersetzbar
- Faserqualität und mechanische Eigenschaften für Produktion ausreichend
- Forscher: Industrielle Fertigung leicht umsetzbar
Forstwirtschaft reagiert auf trockene Sommer: Künftig mehr Laub- als Nadelbäume

Extreme Trockenheit, Waldbrände, Stürme und Schädlinge haben den deutschen Wäldern in den vergangenen Jahren stark zugesetzt. Um die Wälder widerstandsfähiger zu machen, werden aktuell mehr Laubbäume als Nadelbäume angepflanzt.
Dadurch könnte es in Zukunft zu einer Verknappung von Nadelholz kommen, was Folgen für die holzverarbeitende Industrie, darunter die Bauindustrie hätte. Letztere benötigt Nadelholz unter anderem für die Herstellung von mitteldichten und hochdichten Holzfaserplatten (MDF bzw. HDF).
Überschüssiges Laubholz bislang oft nur als Brennmaterial genutzt
Eine Lösung könnte die verstärkte Nutzung geringwertiger Laubhölzer anstelle von Nadelholz sein. Geringwertige Laubholzsortimente werden bisher hauptsächlich thermisch verwertet. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung (Wilhelm-Klauditz-Institut WKI) in Braunschweig haben nun ein Verfahren zur stofflichen Nutzung entwickelt.
Projektleiter Dirk Berthold erklärt, warum man am WKI in diese Richtung forscht: "Die Verfügbarkeit geringwertiger Laubhölzer ist für die Zukunft gesichert. Die Nutzung als Werkstoff ist außerdem nachhaltiger als die Nutzung als Heizmittel." Berthold und sein Team untersuchten im Projekt "GerLau" die Optimierung der Zerfaserungstechnologie und die Herstellung von Faserplattenwerkstoffen.
Holzfaserplatten: Nadelholz zu 50 Prozent durch Laubholz ersetzbar
Die Projektpartner, die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) und die Georg-August-Universität Göttingen, befassten sich parallel mit der Potenzialanalyse und der Wertschöpfungskette von geringwertigem Laubholz. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) hat das Projekt gefördert.
Im Technikum des Fraunhofer WKI fanden zunächst Versuche zur Zerfaserung statt, um die Fasern mittels unterschiedlicher Methoden zu fraktionieren und die Qualitäten einzuschätzen. Die Fasern aus den Laubhölzern Buche, Esche und Birke wurden dann in einer Mischung mit Fichtenfasern zu MDF- und HDF-Platten weiterverarbeitet. So fanden die Forschenden heraus, dass eine Substitution des Nadelholzes durch Laubholz von bis zu 50 Prozent möglich ist.
Faserqualität und mechanische Eigenschaften für Produktion ausreichend
"Wir konnten zeigen, dass bereits marktübliche Mahlscheiben-Garnituren gute Ergebnisse hinsichtlich der Faserausbeute und Größenverteilung erzielen", sagt Dirk Berthold. Die Faserqualitäten würden dabei denen reiner Nadelholzfasern entsprechen und seien somit zur Herstellung von MDF- und HDF-Platten geeignet.
Beide Arten von Holzfaserplatten erfüllten zudem die Qualitätsanforderungen an die mechanischen Eigenschaften. Die MDF-Platten würden darüber hinaus auch die geforderten hygrischen Eigenschaften aufweisen. Durch den Einsatz von Additiven lässt sich dies nach Einschätzung der Wissenschaftler auch für HDF-Platten erreichen.
Forscher: Industrielle Fertigung leicht umsetzbar
Aufgrund der positiven Forschungsergebnisse hält Dirk Berthold eine Verwendung geringwertigen Laubholzes in der holzverarbeitenden Industrie für die Herstellung von MDF- und HDF-Platten "ohne größere Entwicklungsschritte" für möglich.
Anpassungen in der Produktion seien lediglich in der Vorsortierung auf dem Holzplatz und in der Anpassung der eingesetzten Additive notwendig, so Berthold.
Bauingenieur / Architekt als Projektleiter (m/w/d)

Bauzeichner/in / Konstrukteur/in (m/w/d) Tragwerksplanung 2D / 3D / BIM im Hochbau

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