"Die Umsätze der Ingenieurunternehmen steigen, ihre wirtschaftliche Gesamtsituation verbessert sich aber nicht entscheidend"
# 07.03.2008
"Die Umsätze der Ingenieurunternehmen steigen, ihre wirtschaftliche Gesamtsituation verbessert sich aber nicht entscheidend", resümiert der VBI-Hauptgeschäftsführer Dipl.-Ing. Klaus Rollenhagen die diesjährige Konjunkturumfrage, an der sich 500 Ingenieurunternehmen beteiligten.
Umsatz
Die erzielten Honorare seien nach wie vor zu niedrig, als dass die Unternehmen nach der langen wirtschaftlichen Durststrecke der vergangenen Jahre Rücklagen bilden oder ausreichend in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren könnten. 31 % der
Unternehmen gehen 2008 von weiteren Umsatzsteigerungen aus (Vorjahr 34 %),
während über die Hälfte (56 %) zumindest stabile Umsätze erwartet. Nur 11 %
befürchten 2008 Umsatzeinbußen (2007: 14 %, 2006: 21 %, 2005: 45 %). Damit
scheinen sich die höheren Umsätze aus dem Jahr 2007 auch im laufenden Jahr
zu bestätigen. Das Geschäftsjahr 2007 zeigt gegenüber 2006 eine positive
Entwicklung. 44 % der Unternehmen steigerten ihre Umsätze (Vorjahr = 43 %),
bei 34 % waren die Umsätze stabil und bei 21 % gingen sie zurück (Vorjahr
20 %).
Das Auslandsengagement der deutschen Planungsbüros gewinnt weiter an Bedeutung. Bereits 38 % der Unternehmen erwirtschaften Teile ihres Umsatzes mit Aufträgen im Ausland. 3,4 Prozent machen ihren Hauptumsatz im Ausland. 33 % beabsichtigen, ihr
Engagement weiter auszubauen oder überhaupt zu starten.
Umsatzrendite
Die Umsatzrendite (Gewinn / Umsatz x 100 %) verbesserte sich bei 31 % (Vorjahr 36 %) der Unternehmen, blieb unverändert bei 38 %, ging jedoch bei 30 % (Vorjahr 26 %) der Ingenieurbüros weiter zurück. Trotz höherer Umsätze rechnen sich viele Projekte nicht. Nur 22 % der Büros erwarten 2008 eine Verbesserung der Umsatzrendite. 55 % gehen von einer gleich bleibenden und weitere 21 % von einem Rückgang der Umsatzrendite aus.
Personal
Analog der erwarteten Umsatzentwicklung planen 34 % der antwortenden Ingenieurunternehmen im Jahr 2008 neue Arbeitsplätze zu schaffen; 60 % gehen von einem konstanten Mitarbeiterstamm aus. Nur noch 5 % (Vorjahr 7 %) planen Entlassungen. Allein 171 (34 %) der 500 befragten VBI-Unternehmen wollen 2008 insgesamt über 400 Ingenieure einstellen. Allerdings gestaltet sich die Personalsuche bereits jetzt schwierig: 63 % der Unternehmen geben an, Ingenieurstellen nicht schnell und qualifiziert besetzen zu können. Der für die kommenden Jahre prognostizierte Ingenieurmangel wirft seine Schatten voraus. Beim Personal legten die befragten Büros kräftig zu. Allein 179 Büros (36 % der 500) stellten 2007 insgesamt 728 Ingenieure ein.
Honorar
"73 % der Ingenieurunternehmen geben an, dass sie einen weiteren
Preisverfall der Ingenieurleistungen feststellen. Das ist verheerend, denn
trotz besserer Konjunktur werden die Honorare oft auf die Mindestsätze der
Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) gedrückt. Die dort
festgelegten Honorare sind seit 1996 nicht erhöht worden und damit heute
viel zu gering. Unabhängige Gutachten halten Erhöhungen von bis zu 30 % für
angemessen", so Rollenhagen.
Mit den zu niedrigen Honoraren müssen die Büros Gehaltssteigerungen der
hoch qualifizierten Mitarbeiter ebenso abpuffern wie Kosten für
Weiterbildung, die Anschaffung aktueller Software und die Bewältigung immer
neuer Normen.
"Viele Planungsbüros operieren betriebswirtschaftlich nach wie vor auf sehr
dünnem Eis. Fehlendes Eigenkapital und mangelnde Perspektiven für den
Inhabernachwuchs machen deutsche Büros zur leichten Beute internationaler
Konzerne. Wir müssen aufpassen, dass das weltweit geschätzte Know-how der
deutschen Consulting-Wirtschaft nicht einen Wandel erfährt, der weder im
Interesse der Auftraggeber noch der Planer ist. Es liegt nahe, dass sich
die Interessen internationaler Konzerne nicht vollständig mit nationalen
Wertvorstellungen in Einklang bringen lassen".
Volkswirtschaftlich
Rund 53.000 mittelständische Ingenieurbüros erlösen in Deutschland jährlich ein Umsatz von etwa 23 Mrd. Euro. Dabei betreuen sie im Inland Bauinvestitionen von rund 217 Mrd. Euro und beschäftigen mehr als 300.000 Menschen. Etwa 60.000 jungen Menschen geben sie durch Ausbildungsplätze, Praktikanten- und Diplomandenstellen eine Perspektive.