Nord-Ostseekanal erhält fünfte und längste Schleusenkammer
# 25.01.2017
Zusätzlicher Durchlauf wird auf bisheriger Kanalinsel errichtet. Anschließende Instandsetzung der bestehenden Doppelkammern. Spezialtiefbauverfahren soll Erschütterungen durch Baumaßnahmen gering halten
Hochfrequentierte Schifffahrtsstraße benötigt Instandsetzung
Der Nord-Ostsee-Kanal ist die meistbefahrene künstliche Seeschifffahrtsstraße der Welt (ca. 32.000 Schiffe pro Jahr). In Brunsbüttel überwinden je zwei Doppelkammer-Schleusen den Höhenunterschied des Wasserstands von Elbe und Ostsee. Diese sollen bis zum Jahr 2021 für rund 500 Millionen Euro Instand gesetzt werden.
Um den Fahrbetrieb dabei möglichst wenig zu beeinträchtigen, wird aktuell ein "Bypass" in Form einer fünften Schleusenkammer gebaut. Das neue Bauwerk findet auf der Insel zwischen der bisherigen so genannten "Kleinen" und "Großen Schleuse" Platz. Bei ihrem Bau ist besondere Vorsicht geboten, um die vorhandenen Schleusen in unmittelbarer Nähe nicht zu beschädigen. Auch sollen große Erschütterungen vermieden werden, damit das ständige Schleusen unbeeinträchtigt bleibt.
Schlitzwände anstelle von herkömmlichen Spundwänden
Anders als herkömmlich, begannen die Arbeiten an der Baugrube aus den genannten Gründen nicht mit dem Bau gerüttelter oder gerammter Spundwände, sondern mit der Errichtung vertikaler Schlitzwände. Dieses Spezialverfahren zur Herstellung von Schleusen- und Uferwänden soll die Erschütterungen des Bodens so gering wie möglich halten.
Zahlreiche Messanlagen überwachen komplexe Montage
Die jeweiligen Spundwandfüße werden durch Zugabe von Spezialzement in die untere Stützwandflüssigkeit betoniert. Auf diese werden - im Falle der Schleusenkammer von Brunsbüttel - die 40 Tonnen schweren Trag- und die Füllbohlen abgestellt.
Düsenstrahlpfähle zur Verankerung als Sonderanfertigung
Auch bei der Verankerung der Schleusenkammer im Boden geht man einen Sonderweg, um Erschütterungen des Erdreiches nach Möglichkeit zu vermeiden. Mit schrägen, sogenannten Düsenstrahlpfählen, welche mittels Computer gesteuertem Hochdruckinjektionsverfahren entstanden, werden ihre Wände gegen den Erd- und Wasserdruck gesichert.
Entlastungskammer wird größer als bestehende Doppelkammern
"Hier gibt es keine Standardlösung. Bei den Probebohrungen haben wir Herstellparameter wie Pumpendruck, Pumpmenge, Umdrehungs- und Ziehgeschwindigkeit des Düsengestänges in enger Abstimmung mit BAW und Wasser- und Schifffahrtsamt immer wieder angepasst, um die geforderte Qualität und Langlebigkeit in den Böden vor Ort zu erreichen." erklärt Sebastian Grote, Bauleiter der ARGE.
In vier Jahren soll der Bypass gesetzt, die fünfte Schleusenkammer fertiggestellt sein. Dabei wird sie mit einer Länge von 350 Metern ganze 20 Meter länger sein als die bisherige "Große Schleuse" und damit noch größeren Schiffen die beliebte Abkürzung durchs Land ermöglichen.