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Schadensbeispiele im Mauerwerksbau - Teil 4/4

Verfasst von: Dipl.-Ing. Arno Bidmon
Veröffentlicht am: 13. Juli 2001
Kategorie:

# 17.09.2001

Teil 4 - Verschiedene Schadensbilder für Mischmauerwerk mit unterschiedlichen Verformungsverhalten

Verformungsunterschiede im Mauerwerk

Abb. 7: Schadensbilder bei Mauerwerk. Abb.: Wapenhans und Richter
Abb. 7: Schadensbilder bei Mauerwerk. Abb.: Wapenhans und Richter

Mauerwerk verkürzt sich unter kurzzeitiger (elastische Verformung) und langzeitiger Belastung (Kriechen) aber auch durch Austrocknung (Schwinden) und Abkühlung. Es verlängert sich durch Feuchteaufnahme (Quellen) und Erwärmung.

Zu einem typischen Schadensbild für Mischmauerwerk mit unterschiedlichen Verformungsverhalten gehören:

  • Zunahme der Rissbreiten mit steigender Geschosszahl
  • Abgetreppte Schrägrisse in den Wandecken und Lastumlagerung durch Druckbogenbildung
  • Außenmauerwerk: Hochlochziegel - i.d.R. keine Schwindneigung (eher Quellen)
  • Innenmauerwerk: Kalksandstein - relativ große Schwindneigung


Baustoffkombination erzeugt unterschiedliches Schwindverhalten

In der DIN 1053-1 Tabelle 2 [1] sind die Verformungskennwerte für die unterschiedlichen Mauerwerkssteine dargestellt. Durch den Einsatz unterschiedlicher Baustoffe (Mauerziegel für den Außenbereich, Kalksandstein und Porenbeton für den Innenbereich) werden i.d.R. Baustoffe kombiniert, die ein unterschiedliches Schwindverhalten aufweisen.


Konstruktive Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden

Folgende Maßnahmen sind notwendig, um Schäden am Mauerwerk zu vermeiden:

  • Wahl von Mauerwerk - Kombinationen mit geringem Formänderungsunterschied D e 0 (Aufgabe des Planers)
  • Anstreben gleicher Setzungen des Baukörpers
  • Verminderung des Kriechens, insbesondere bei Kalksandsteininnenwänden durch die Wahl höherer Festigkeitswerte (höheres E-Modul)
  • Anordnung von rissbreitenbeschränkender Bewehrung
  • Ausführung der Wandanschlüsse mit der Stumpfstoßtechnik (als vertikal "weicher Anschluss")
  • Einlegen von Papplagen zwischen Unterseite Geschossdecke und Innenwand
  • Sorgfaltspflicht bei der Ausführung und der Bauüberwachung


Rissursache vor Risssanierung feststellen

Abb. 8: Handhabung und Verpressung mit Bohrlochpacker. Abb.: Wapenhans und Richter
Abb. 8: Handhabung und Verpressung mit Bohrlochpacker. Abb.: Wapenhans und Richter

Sowohl im Stahlbetonbau, als auch im Mauerwerksbau können die Risssanierungen sehr ähnlich durchgeführt werden. Die Palette der Möglichkeiten zur Risssanierung ist dabei grundsätzlich sehr groß.

Folgende Verfahren können angewandt werden:

  1. Kraftschlüssiges Verpressen von Rissen mit EP-Harzen
  2. Nicht kraftschlüssige Rissabdichtung gegen Feuchtigkeit
  3. Abdichten von Rissen mit elastischen Dichtstoffen
  4. Schutz durch Hydrophobierung
  5. Rissüberbrückende Beschichtungen
  6. Rissüberbrückung mit Spezialgewebe
Vor der Risssanierung sollte die Rissursache bekannt sein. Auch der Zeitpunkt einer wirtschaftlichen Sanierung der Risse ist mit zu beachten.

Handelt es sich z.B. um aktive Risse (infolge Temperaturbeanspruchung), so ist ein dauerelastischer Verschluss der Risse anzustreben. Wird es erforderlich, die Kraftschlüssigkeit wiederherzustellen, ist z.B. ein Verpressen zweckmäßig.



QUELLEN UND VERWEISE:

Wapenhans und Richter
Schadensbeispiele im Mauerwerksbau - Teil 1/4
Schadensbeispiele im Mauerwerksbau - Teil 2/4
Schadensbeispiele im Mauerwerksbau - Teil 3/4