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Nachgefragt bei: Bernd Gramling

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 11. März 2015

# 27.03.2015

Bernd Gramling von der H.P. Gauff Ingenieure GmbH & Co. KG - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ..."

Dipl.-Ing. Bernd Gramling ...

Dipl.-Ing. Bernd Gramling leitet die Niederlassungen des Ingenieurbüros H.P. Gauff Ingenieure GmbH & Co. KG in Potsdam und Leipzig. Foto: Gauff Ingenieure
Dipl.-Ing. Bernd Gramling leitet die Niederlassungen des Ingenieurbüros H.P. Gauff Ingenieure GmbH & Co. KG in Potsdam und Leipzig. Foto: Gauff Ingenieure

... ist Niederlassungsleiter des international tätigen Ingenieurbüros H.P. Gauff Ingenieure GmbH & Co. KG mit Hauptsitz in Nürnberg und zuständig für die Niederlassungen in Potsdam und Leipzig mit insgesamt ca. 20 Mitarbeitern.

In seinem Verantwortungsbereich werden für Vorhaben des kommunalen Tiefbaus (Trink- und Abwasser, Straße, Gas, Fernwärme, Strom usw.) Planungen und Ausschreibungen bearbeitet und auch deren bauliche Umsetzung überwacht. Mit Bernd Gramling sprach bauingenieur24-Redakteur Fabian Hesse.


Herr Gramling, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?

Wir bearbeiten gerade eine Vielzahl neuer Projekte mit anspruchsvollen technischen Anforderungen und engen Terminplänen. Dazu zählt beispielsweise der Ersatzneubau eines groß dimensionierten Mischwasserkanals in beachtlicher Tiefe im Grundwasser und mit Pfahlgründung. In einem weiteren Projekt müssen wir zwei bestehende Trinkwasserfernleitungen DN 800 und DN 1000 aufgrund eines Deichneubaus an andere Stellen verlegen. Hierbei erfordern extrem hohe Grundwasserstände ebenfalls Spezialtiefbaulösungen.

Weil sich in unseren Projekten ständig die Randbedingungen und auch die Projektprioritäten ändern, bin ich darin gefordert, mit meinen Mitarbeitern immer wieder eine Lösung zur qualitäts- und termingerechten Projektbearbeitung zu finden. Das heißt auch, dass wir in der Vielzahl der Projekte fortwährend unseren Ressourceneinsatz prüfen und anpassen müssen.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Ich habe 1991 meinen Abschluss als Bauingenieur gemacht und bin danach direkt bei Gauff Ingenieure als Projektleiter eingestiegen. Später folgte die stellvertretende Niederlassungsleitung, welche schließlich in der Übernahme der Gesamtverantwortung für zwei Standorte mündete. Grundsätzlich habe ich nie eine Führungsposition gefordert, gleichzeitig aber auch keine höhere Stellung - die immer auch mit mehr Verantwortung einherging - gescheut.

Ich schätze es sehr, als Bauingenieur im Team immer wieder neue Herausforderungen zu lösen. Mir macht es Spaß, auch schwierige Aufgaben anzugehen und zum Erfolg zu führen. In einem Ingenieurbüro wie Gauff Ingenieure bestehen hervorragende Möglichkeiten, sehr flexibel auf alle äußeren Einflüsse zu reagieren. Ich liebe es, zu gestalten und gerade da bietet mir mein Beruf und mein konkretes berufliches Umfeld genügend Entfaltungsraum.

Langeweile, übermäßige Routine, Unterforderung – das sind Fremdwörter in meinem Tätigkeitsfeld, weshalb es so gut zu mir passt.


Welche Eigenschaften schätzen Sie bei Ihren Mitarbeitern am meisten?

Ich schätze am meisten, wenn Mitarbeiter sich voll mit Ihren Aufgaben identifizieren und diese engagiert und selbständig lösen. Ich freue mich jedoch auch immer, wenn Mitarbeiter die entscheidenden Punkte in einer Aufgabe oder einem Projekt finden und danach zu mir kommen, um die anstehenden Fragen gemeinsam zu diskutieren und eine gute Lösung zu finden.

Darüber hinaus ist Verlässlichkeit eine Eigenschaft, die ich im Beruf für überragend wichtig erachte – darum schätze ich dies auch bei meinen Mitarbeitern sehr. Ich kann sagen, dass ich mit einem Team zusammenarbeite, welches in all diesen Punkten überdurchschnittlich positiv agiert. Darin liegt der Schlüssel für unseren Erfolg.


Auf wen hören Sie beruflich?

Ich höre im Beruf auf meine Mitarbeiter, denn sie wissen über die Projektaufgaben im Detail oft viel mehr als ich selbst. Natürlich höre ich auch auf meine Vorgesetzten und meine Kollegen aus anderen Niederlassungen. Jeder Rat kann nützlich sein, denn auch mit sehr viel Berufserfahrung stelle ich immer wieder fest, dass es zu nahezu allen Fragestellungen mehrere Aspekte gibt – und niemand kennt auf Anhieb immer alle.

Manchmal höre ich mir zu schwierigen oder prinzipiellen Fragestellungen auch gerne die Meinung von völlig unbeteiligten Freunden an. Die Betrachtung "von außen", welche ich selbst nicht leisten kann, erweitert und ergänzt dann meine eigene "von innen heraus".


In welche (Informations-)Technik investieren Sie?

Wir investieren permanent in unsere Hard- und Software. Moderne technische Ausrüstung gewährleistet uns reibungslose Arbeitsabläufe und aktuelle Software versetzt uns in die Lage, auch schwierige Aufgaben sowohl eindeutig als auch effizient zu bearbeiten.

Dabei orientieren wir uns an den Innovationen am Markt und erschließen uns dadurch neue Themen, wie z.B. in der Kanalsanierung oder bei geografischen Informationssystemen (GIS).


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Die Politik sollte möglichst klare Randbedingungen setzen. Dazu gehören auch deutlich höhere Investitionen in unsere Infrastruktur als derzeit. Den jetzigen "Investitionsstau" in der Infrastruktur betrachte ich quasi als Kredit, der zu Lasten der Zukunft und Folgegeneration aufgenommen wird.

Zudem wünsche ich mir von der Politik mehr Unterstützung hinsichtlich funktionierender Verwaltungen. Immer öfter werden in den letzten Jahren Projekte durch verzögerte Genehmigungsverfahren behindert, weil Verwaltungen umstrukturiert werden oder aber personell extrem ausgedünnt wurden.

Wichtig wäre mir auch, dass die Politik zumindest im öffentlichen Sektor bessere wirtschaftliche Randbedingungen für Ingenieure schafft. Unser Berufsstand leidet zunehmend darunter, dass die Honorierung mit der anderer anerkannter Berufe nicht Schritt hält. Am Ende macht dies das Bauingenieurwesen gegenüber anderen attraktiven Berufen für den dringend benötigten Nachwuchs unattraktiver. In Zeiten des Fachkräftemangels ist das eine ernstzunehmende Gefahr.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Ich besuche regelmäßig Fachmessen und -veranstaltungen, wie die IFAT, die "Wasser Berlin" oder das Rohrleitungsforum in Oldenburg. Daneben kümmere ich mich auch um die Weiterentwicklung meiner "Softskills", beispielsweise in der Mitarbeiterführung und der Kommunikation.

Weiterbildung sehe ich als essentiell an. Wir sind beratende Ingenieure und nur diejenigen, die durch Weiterbildung mit den sich verändernden technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Prozessen Schritt halten, haben genügend Innovationskraft, um dauerhaft Leistungen auf hohem Niveau zu erbringen und schlussendlich dem gerecht zu werden, was auch unsere Aufgabe ist: ingenieurmäßig zu beraten.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Ich genieße es, zu reisen und dabei auch solche Eindrücke von anderen Ländern, Kulturen und Menschen zu gewinnen, die meine Einstellung zu Gesellschaft, Arbeit und dem Leben an sich bereichern.

"Fremdes" kann Impuls und Anregung dafür sein, zu erkennen, was auch anders oder sogar besser möglich ist – jedoch oft auch dafür, zu relativieren, in welchem positiven Umfeld wir tatsächlich hier in Deutschland und Europa leben. Natürlich genieße ich es auch, Zeit mit meiner Familie und mit Freunden zu verbringen, Sport zu machen oder ein gutes Buch zu lesen.