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Nachgefragt bei: Hans-Jürgen Krause

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 15. Nov. 2013

# 29.11.2013

Hans-Jürgen Krause vom Ingenieurbüro Kempen Krause Ingenieure - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat Nachgefragt bei ...

Dr.-Ing. Hans-Jürgen Krause...

Wirbt für nachhaltige Mitarbeiterführung: Dr.-Ing. Hans-Jürgen Krause. Foto: Kempen Krause Ingenieure
Wirbt für nachhaltige Mitarbeiterführung: Dr.-Ing. Hans-Jürgen Krause. Foto: Kempen Krause Ingenieure

...leitet zusammen mit seinem Partner, Dipl.-Ing. Thomas Kempen, das gleichnamige Ingenieurbüro KEMPEN KRAUSE INGENIEURE mit Hauptsitz in Aachen. Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der Tragwerksplanung. Außerdem werden unter anderem Leistungen im Bereich der baustatischen Prüfung, des Brandschutzes und der Bauphysik erbracht. Zurzeit werden insgesamt 180 Mitarbeiter an vier Standorten beschäftigt. Mit Hans-Jürgen Krause sprach bauingenieur24-Redakteur Fabian Hesse.

Herr Krause, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?

Organisatorisch bin ich stark mit der Nachwuchsgewinnung beschäftigt. Wir könnten noch deutlicher wachsen, doch es fehlt uns an qualifizierten jungen Bauingenieuren, selbst im direkten Umfeld des Hochschulstandorts Aachen.

Wir sehen in unseren Mitarbeitern unser wichtigstes Kapital und sind daher stets bemüht, sie ständig weiterzuentwickeln. Bei uns gibt es keine Freelancer, sondern nur Festangestellte in einer Vielzahl von Fachbereichen.

Eine für alle zugängliche Wissensdatenbank sowie ein Mentorenprogramm dienen dem Ziel der Unternehmensbindung genauso, wie ein intensives social life mit jährlicher Betriebskirmes und hausinterner Kneipe inklusive regelmäßig geöffneter "Denkbar". Zudem haben wir eine Fortbildungsvereinbarung getroffen, nach welcher jeder Mitarbeiter eine Mindestanforderung an ständiger persönlicher Schulung erfüllen sollte, was gut ankommt.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig?


Ich habe 1987 meinen ersten Abschluss gemacht und war danach bis zu meiner Promotion 1993 am Institut für Massivbau in Aachen beschäftigt. 1994 begann die bis heute andauernde Partnerschaft in dem Ingenieurbüro, das ich heute mit leite.


Welche Eigenschaften schätzen Sie als Vorgesetzter bei Ihren Mitarbeitern am meisten?


Sie sollten verlässlich Verantwortung übernehmen können und im Sinne unseres Leitbildes für unsere Kunden beste Berater in Baufragen sein. Wie bekommt man solche Mitarbeiter? Die fachliche Kompetenz bringen viele schon mit, aber um dem Beratungsgedanken zu entsprechen, muss das Unternehmen einen Rahmen bieten, um seine Mitarbeiter dahin zu entwickeln.

Heute sind zudem die Prämissen der Mitarbeiter andere als vor 25 Jahren. Wichtig ist eine funktionierende work-life-balance, die die Motivation der Mitarbeiter hochhält und sie nicht überfordert. Eine gute Mitarbeiterführung ist im "Kampf um die besten Köpfe" sicherlich von Vorteil.

Wie bewerten Sie die Preisentwicklung für Ingenieurleistungen?

Wir sind vornehmlich mit Großprojekten betraut, was bedeutet, dass den Auftraggebern vor allem eine fundierte Beratung, ein sicherer Projektablauf und ein kompetentes Team für ihre Bauvorhaben wichtig sind. Der Preis spielt da nicht die zentrale Rolle. VOF-Verfahren empfinden wir als vorteilhaft, da sich hier alle Firmen offen präsentieren müssen und der Preis auf HOAI-Niveau liegt.

Ich weiß auch, dass ein Abschlagswettbewerb in der Branche herrscht, der nur schädlich sein kann, weil er die Ingenieurleistung damit auch entwertet. Und gleichzeitig beschweren wir uns über das schlechte Außenbild der Bauingenieure. Es wäre im Wettbewerb um die Aufträge besser, die eigenen positiven Fähigkeiten herauszustellen: die technische Kompetenz, die Funktionssicherheit oder die Reduktion von Planungsschnittstellen bei Übernahme weiterer Planungsleistungen. Die Überzeugungsarbeit läuft heute über Sicherheit und Ergänzungsangebote.


In welche IT und EDV-Technik investieren Sie?


Zuletzt haben wir 18.000 Euro in eine Brückenbausoftware der Firma Graitech investiert. Für die 3D-Planungen nutzen wir seit vier Jahren die Standardprogramme namhafter Hersteller. Ein anderes Vorgehen ist für uns nicht mehr vorstellbar. Das Thema BIM wird auch in unserem Haus ein immer spannenderes Feld für junge Ingenieure werden.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?


Ich wünsche mir eine Weitsicht auf die Dinge, die für ein Land gut sind. Bei aller Sorge um die Sozial- und Rentenpolitik sollten Investitionen in die Ausbildung und die Infrastruktur als ebenfalls wichtige Grundlage für das Leben der Menschen in Deutschland nicht vergessen werden. Im Infrastrukturbereich sind stellvertretend die Vielzahl maroder Bestandsbrücken als Aufgaben zu benennen.

Zudem sollte der Fokus der Bundespolitik weg von Großkonzernen hin zum Mittelstand gerichtet werden, der immerhin 85 Prozent der Arbeitnehmer beschäftigt. Der Vorteil des Mittelstandes liegt darin, dass es keine anonyme Konzernstruktur gibt, sondern ein persönliches Arbeitsklima, das von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt ist.

Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Ich investiere circa zehn Prozent meiner Zeit im Jahr in die eigene Fortbildung. Zuletzt habe ich eine Ausbildung zum Tragwerksplaner in der Denkmalpflege absolviert. Auf relevanten Jahreskolloquien trete ich mit erfahrenen Kollegen in Kontakt und bringe selbst als Vortragender andere auf den neusten Stand, beispielsweise im Bereich des Bauens im Bestand.

Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Ich treibe gern Sport, unter anderem spiele ich Tennis. Außerdem gehe ich gerne gut essen oder koche selbst und treffe mich mit Freunden.