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Nachgefragt bei: Heiko Schmelzer

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 5. Mai 2020

# 06.05.2020

Dipl.-Ing. Heiko Schmelzer vom Ingenieurbüro Schmelzer - Jeder Bauingenieur tickt anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Bauingenieure und Experten ihres Faches liefern dabei im Interview aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Dipl.-Ing. Heiko Schmelzer...

Dipl.-Ing. Heiko Schmelzer ist seit 1995 im familieneigenen Ingenieurbüro tätig. Foto: Schmelzer - Die Ingenieure
Dipl.-Ing. Heiko Schmelzer ist seit 1995 im familieneigenen Ingenieurbüro tätig. Foto: Schmelzer - Die Ingenieure

... ist Inhaber und Geschäftsführer des Planungsbüros "Schmelzer - Die Ingenieure" mit Standorten in Ibbenbüren bei Münster und Eschweiler bei Aachen.

Das Unternehmen ist auf Infrastrukturprojekte spezialisiert. 15 Mitarbeiter erbringen dabei Leistungen in den Bereichen Wasser, Umwelt und Verkehrswegebau.


Herr Schmelzer, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?

Zur Zeit ist sicher das alles beherrschende Thema "Corona". Mich beschäftigen die erforderlichen Umstellungen im Umgang mit Auftraggebern, heißt mindestens Umstellung von Abstimmungsprozessen wie Planungsbesprechungen, Startgesprächen für Planungen, Bauausführungen und Ähnliches.

Weiterhin beschäftigt mich die Umstellung von Abläufen und Prozessen im Unternehmen. Neben allgemeinen Schutzmaßnahmen ist dies insbesondere die Realisierung der Möglichkeit zum Homeoffice. Da haben wir im Bereich der planenden Mitarbeiter wesentlich höhere Anforderungen an die Technik, darunter die EDV sowie die Datenübertragung, als für Mitarbeiter, die im Wesentlichen text- und tabellenbezogen arbeiten, entsprechend aufwendiger sind die Lösungen.

Generell sind Antworten auf diese Fragestellungen in der Theorie immer schnell gefunden. In der Praxis ist die Umsetzung oft wesentlich aufwendiger und entsprechend zeitintensiver. Vermeintliche Kleinigkeiten erweisen sich oft als Stolperstein.

Was die eigentliche Projektarbeit betrifft, haben wir zuletzt die Bauüberwachung für Maßnahmen an der A4 bzw. A59 des Landesbetriebes Straßenbau NRW durchgeführt. Zudem hält die seit 2017 geltende Unterschwellenvergabeordnung, kurz UVgO, nach wie vor Herausforderungen für uns bereit, denen wir uns aber gerne stellen, da wir dank dieser neuen Vergabeart überhaupt erst für viele Auftraggeber wahrnehmbar sind.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Ich plane in der Baubranche seit 1995. In dem Jahr bin ich im Unternehmen meines Vaters mit Bauüberwachungsaufgaben in der Wasserwirtschaft gestartet. Über Planungsaufgaben in diesem Bereich sowie Arbeiten in Genehmigungsverfahren in der Abfallwirtschaft und im Immissionsschutz haben sich meine Aufgaben und Erfahrungen sukzessive erweitert.

Ausgelöst durch Überlegungen zur sinnvollen Ergänzung des Leistungsspektrums haben wir uns mit der Übernahme eines Ingenieurbüros für Straßen- und Verkehrsplanung Anfang der 2000er Jahre strategisch erweitert.

Das reizvolle an meiner Tätigkeit ist die Rolle des Objektplaners, der für das Bauwerk verantwortlich zeichnet. Das heißt für mich, dass man alle Arbeiten und Vorgänge des Planungs- und Genehmigungsprozesses in ihrer Gesamtheit erfassen und verfolgen muss. Bereits bei den ersten Schritten muss man das Endprodukt mit seinen Anforderungen und Randbedingungen im Blick haben. Diese sind im ersten Ansatz oft nicht offensichtlich.

Weiterhin muss man bei den Ingenieurbauwerken und Verkehrsanlagen die Leistungen von Fachplanern veranlassen, koordinieren und einarbeiten. Hier haben wir eine besondere Position im Planungsprozess und beim Auftraggeber, da wir Erfordernisse und Zwangspunkte aufzeigen. Wir stehen quasi im Zentrum der Realisierung.

Nicht zuletzt gefällt mir die Verknüpfung der Technik mit den Kosten. Es ist immer spannend zu verfolgen, dass Kostenschätzungen und Kostenberechnungen "aufgehen". Das verfolgen wir im Büro immer mit einer gewissen Spannung. Gefordert waren und sind ein sehr gutes technisches Verständnis und die Fähigkeit sich in Aufgaben hineinzuarbeiten, Aufgaben selbst zu definieren und letztlich zu lösen.


Welche Wege geht Ihr Unternehmen in punkto Personalgewinnung und -sicherung?

Wir sehen in unseren Mitarbeitern vor allem die jeweiligen Menschen, denen wir auch in Zeiten privater Krisen und Zwänge größtmögliche Flexibilität ermöglichen wollen. Die gegenseitige Wertschätzung spiegelt sich unter anderem in einer teils langjährigen Zusammenarbeit im Team wider.

Aktuell beschäftigen wir eine junge Bachelor-Absolventin in der Bauüberwachung. Nebenher absolviert sie ihr Masterstudium. Das ist eine sehr gute Konstellation für beide Seiten.

Unsere Stellen schreiben wir unter anderem online aus, wobei der große Jahrmarkt der Stellenportale und Anzeigenpakete für mich nach einigen Jahren Erfahrung nicht mehr relevant ist. Am Ende zählt die zielführende Ansprache der Berufsgruppe, was uns mit dem Portal der Arbeitsagentur, der Plattform XING, den Fachhochschulen in Aachen und Münster und auch bauingenieur24 ganz gut gelingt.


Bitte vervollständigen Sie den Satz: "Um erfolgreich zu planen und zu bauen, kommt es in Zukunft darauf an, dass..."

... das Erfordernis von Planung im gesamten Realisierungsprozess in Bezug auf Kosten und Termine wieder deutlicher wird und die Planung als Ganzes im Stellenwert wieder steigt.

Bauherr, Planer und Ausführende müssen sich wieder mehr auf Augenhöhe begegnen. Abschreckende Projekte wie die Elbphilharmonie und der BER sind mehr als ausreichend bekannt.

Wenn die richtigen Lehren gezogen werden, wird es sicher mehr positive Beispiele in Budget- und Zeitrealisierung geben, wie zum Beispiel das U-Bahnbauprojekt Wehrhahn-Linie in Düsseldorf. Einige große Infrastrukturprojekte in NRW scheinen mir da auf einem ähnlichen Weg zu sein.


In welche Technik investiert Ihr Unternehmen?

Wir investieren in die Vernetzung unserer Standorte, um auf gemeinsamen Daten arbeiten zu können. Dabei versuchen wir uns durch File-Serving mittels Dateiservern dem Trend zur Cloud zu entziehen, was gegen den EDV-Mainstream schwerfällt. "Kleine" Serverlösungen sind weitestgehend nicht verfügbar.

Ein weiteres wichtiges Thema für uns ist die Ablage der E-Mail-Kommunikation über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Hier sind die Ablageanforderungen der übermittelten Daten und die Dokumentation der Vorgänge projektbezogen.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Infrastruktur ist zu 90 Prozent eine öffentliche Aufgabe. Zur Umsetzung braucht es effiziente Verwaltungen. Mein Wunsch ist, den Verwaltungen ein effizientes Arbeiten zu ermöglichen. Das bedeutet im Bauwesen sicherlich häufig eine Entlastung der Verwaltungen von sachfremden Aufgaben.

Ein ganz wichtiger Punkt sowohl für die planende als auch die ausführende Branche ist die Vergleichmässigung von Infrastrukturinvestitionen. Hier ist ein Mittelweg zwischen "himmelhoch jauchzend" und "zu Tode betrübt" dringend erforderlich.

Auch ist sicherlich die Finanzausstattung von Kommunen ein großes Thema. Den Bedarf sieht jeder, der mit offenen Augen durch unsere Städte geht und fährt. Auch hier würden kontinuierliche Investitionen allen Beteiligten helfen.

Ein dringender Wunsch ist die Umsetzung aktueller Mobilfunkstandards in der Fläche. Es kann aus meiner Sicht nicht sein, dass man auf der A4 bei Köln oder der A1 bei Münster mehrfach aus dem Mobilnetz fliegt. Und das gilt nur für die Telefonie, mobile Datenübertagung ist noch gar nicht betrachtet. Das ist einem Industrieland unwürdig und kann leider seit zehn Jahren ohne Verbesserung beobachtet werden.

Genauso dringend muss der Breitbandausbau realisiert werden. Auch das macht die derzeitige Krise überdeutlich klar. Aus meiner Sicht sind wir hier weit hinten dran. Vor circa zehn Jahren haben wir beim Kreisstraßenausbau Leerrohre für die Breitbandvernetzung im Außenbereich mitverlegt, um heute immer noch auf schnelles Internet zu warten. Die Datenübertragungen in Stadtbereichen sind weiterhin mangelhaft.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Ich verfolge das Ziel, einmal pro Jahr eine Fortbildung zu belegen. Ich nehme da gerne das Fortbildungsprogramm der Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure, kurz VSVI, an. Es enthält fachliche Themen und auch Seminare zur persönlichen Weiterbildung. Für unsere Mitarbeiter halte ich es genauso.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Ich beschäftige mich gerne mit meinen Kindern, da passiert immer was. Der Große ist zwar nur noch selten zu Hause, aber es gibt immer noch Gelegenheiten etwas zu machen.

Dann schraube ich gerne an und fahre mit meinen Motorrädern und Mopeds. Das Arsenal reicht von 50 bis 900 Kubikzentimeter. Gerne nehme ich auch an Veranstaltungen wie dem Ötztaler Mopedmarathon teil.

Ansonsten habe ich natürlich auch noch eine Frau, die meine regelmäßige Aufmerksamkeit verdient.



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