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Nachgefragt bei: Knut Marhold

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 3. Apr. 2014

# 26.04.2014

Knut Marhold vom Ingenieurbüro für Marketing, Werbung & Auftragsförderung - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat Nachgefragt bei ...

Dr.-Ing. Knut Marhold...

Seit 25 Jahren verhilft Dr.-Ing. Knut Marhold Ingenieuren zu einem erfolgreicheren Marketing. Foto: marketINGenieur
Seit 25 Jahren verhilft Dr.-Ing. Knut Marhold Ingenieuren zu einem erfolgreicheren Marketing. Foto: marketINGenieur

...ist Geschäftsführer des eigenen Ingenieurbüros für Marketing, Werbung & Auftragsförderung in Wuppertal. Er bietet bauspezifisches Marketing von der strategischen Beratung bis zur operativen Umsetzung für Planungsbüros und Bauunternehmen an. Darüber hinaus können seine Kunden ihn in Fragen des Qualitätsmanagements und einer entsprechenden Zertifizierung konsultieren. Mit Knut Marhold sprach bauingenieur24-Redakteur Fabian Hesse.

Herr Marhold, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?

Ich stecke ständig in vielen kleineren Projekten und treffe so jeden Tag auf die unterschiedlichsten Problemstellungen.

Zuletzt habe ich bei einem Tragwerksplaner einen alljährlichen Strategieworkshop abgehalten. Hier - wie auch in meiner sonstigen Arbeit - habe ich von meinem Kunden die Lizenz zum Auf-die-Füße-treten erhalten.

Oft werde ich mit einer einzelnen konkreten Leistung beauftragt, woraus sich später zumeist eine vollständige und ganzheitliche strategische Beratung ergibt. So wissen meine Kunden oft vorher gar nicht, welche Werbeinstrumente ihnen fehlen, sondern nur, dass es gerade irgendwo "hängt".


Wie sieht Ihrer Meinung nach intelligentes Marketing für einen Bauingenieur aus?



Im Grunde liegt der Schlüssel zum erfolgreichen Marketing immer in der tatsächlichen Handlung. Marketing ist kein Hexenwerk. Wer aber nichts tut, macht was falsch.

Am Schlimmsten ist die Aussage, man könne mit einem wie mir nichts anfangen. Schließlich dürfe man als Ingenieur ja nicht werben, das verbiete die Berufsordnung.

Richtig ist aber: Jeder darf und sollte für sich und seine Leistungen - die letztlich nichts anderes sind als Produkte mit einem bestimmten Preis - werben, also auch jeder Bauingenieur. Eine fundierte Analyse der relevanten Marktbereiche ist ebenfalls nicht verboten.

Ein Bauingenieur hat es in der Tat nicht immer leicht mit dem Marketing. Er oder sie gehört einer sehr heterogenen Gruppe an. Zum Vergleich: Ein Architekt hat von Haus aus einen künstlerischen Anteil in seiner Arbeit, was sich nach Außen hin gut inszenieren lässt.

Als Coach kenne ich natürlich Bauingenieure, die sich bestens verkaufen können und genau wissen, wo der Marketing-Hebel anzusetzen ist. Oft hilft das dem Einzelnen aber mehr als einem ganzen Unternehmen. Das Kerngeschäft der Auftragsabwicklung kommt schnell zu kurz, wenn der Chef als Experte für ein spezielles Thema nur noch Vorträge hält. Werden diese gut bezahlt und läuft der Laden auch so, ist die Sache wieder anders.

Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Ich habe 1980 meinen Abschluss als Bauingenieur gemacht. Danach war ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und habe dabei den Bereich des Bau-Marketings und Managements als mein zukünftiges Arbeitsfeld entdeckt, wovon auch meine Doktorarbeit handelt.

Für mich hat es sich dadurch nach und nach so ergeben, dass ich bis heute als Marketing-Ingenieur agiere, ohne dass ich das geplant hätte. Meine Kunden sind mir seit langem treu, also bleibe ich es ihnen auch. Am Ende bin ich ein Ingenieur wie jeder andere auch, der Spaß am konstruieren hat - auch wenn es bei mir nicht um Bauobjekte sondern um erfolgreiche Marketingstrategien geht.


Welche Eigenschaften schätzen Sie bei Ihren Kunden (den Bauingenieuren) am meisten?



Das ist vor allem die offene Art. Ein Bauingenieur sagt dir auf den Kopf zu, was Sache ist. In der Branche trifft man keine mit imaginären Zahlen jonglierenden Manager sondern zumeist geradlinige Fachleute, mit denen man auf Augenhöhe reden kann.

Vielleicht ist das genau der Grund, warum echte Bauingenieure nicht an neuralgischen Punkten im politischen und wirtschaftlichen Bereich eingesetzt werden - sie sind zu ehrlich.

Woran orientieren Sie sich in Ihrem Beruf?

Ich bin immer dafür, meinem Kunden zuallererst zu zeigen, was er alles schon weiß. Danach erst geht es an die Betrachtung von außen. Marktanalysen spielen dabei weniger eine Rolle. Ich glaube, Unternehmer können den Markt ganz gut selbst einschätzen. Das vorhandene Wissen arbeite ich gemeinsam mit meinen Kunden heraus und ergänze es mit meinen eigenen Marktkenntnissen.

Im täglichen Geschäft helfen mir natürlich auch verschiedene methodische Verfahren, wie die EKS-Strategie® oder das Nachfrage-Sog-System®.

Auf welche technischen und organisatorischen Mittel greifen Sie bei Ihrer Arbeit zurück?

Ich nutze vor allem bewährte Dinge, probiere ab und zu aber auch Neues aus. Den konsequenten Einsatz der klassischen Outlook-Software, z.B. zur Terminplanung und als Vorlagengeber, halte ich für sinnvoll.

Das Mind-Mapping mit entsprechenden Programmen hat mir in einigen Projekten bereits sehr geholfen. Auf speziellere und damit oft teurere Software kann ich somit in der Regel verzichten.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?


Wir haben über die Ehrlichkeit der Bauingenieure gesprochen. Eine größere Ehrlichkeit bei Bauprojekten wäre mir von Seiten der Politik ebenfalls sehr wichtig. Es muss die Frage gestellt werden, was wirklich machbar ist, wobei man bei jedem Kunden und jedem Projekt differenzieren muss.

Ein dadurch ermöglichtes sicheres Arbeiten mit einem ersten Kostenansatz würde meiner Meinung nach das Niveau des Bauvolumens nicht senken, aber dafür mehr Vertrauen in die Branche schaffen.

Schon vor langer Zeit habe ich zudem dafür plädiert, die HOAI abzuschaffen. Als bloßes Preisrecht nimmt sie manchem das Denken ab, bietet aber nicht das für Bauprojekte notwendige Leistungsrecht. Eine Preiskalkulation muss immer neu und individuell gemacht werden.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?


Ich bin selbst Weiterbilder und meine Erfahrung ist, wie bereits angedeutet, mein bester Ratgeber. Für mich sind maximal Motivationsseminare interessant, dann aber eher als Kurzvortrag, die häufig genauso viele umsetzungsfähige Punkte enthalten wie mehrtägige Schulungen. Daneben lese ich Fachliteratur unterschiedlicher Branchen und höre viel "zwischen den Zeilen".

Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Das ist ein wunder Punkt. Früher bin ich gern Motorrad gefahren, heute bleibt in Sachen Sport nur noch das Billardspielen. Ich gehe die Tage nach Möglichkeit gemeinsam mit meiner Frau bei einem gemeinsamen Frühstück in Ruhe an - stressig wird es zum Ende hin sowieso - und nehme dadurch den Feierabend vorweg.



QUELLEN UND VERWEISE:

TÜV QualitätsZertifikat Planer am Bau