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Nachgefragt bei: Stefan Zimmermann

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 10. Dez. 2014

# 28.01.2015

Stefan Zimmermann von der Wolff & Müller Regionalbau GmbH & Co. KG - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat Nachgefragt bei ...

Dipl.-Ing. Stefan Zimmermann...

Dipl.-Ing. Stefan Zimmermann ist Prokurist und Niederlassungsleiter der Wolff & Müller Regionalbau GmbH & Co. KG in Köln. Foto: Stefan Zimmermann
Dipl.-Ing. Stefan Zimmermann ist Prokurist und Niederlassungsleiter der Wolff & Müller Regionalbau GmbH & Co. KG in Köln. Foto: Stefan Zimmermann

...ist Prokurist der Wolff & Müller Regionalbau GmbH & Co. KG – einem Unternehmen der Wolff & Müller Holding mit 1.800 Mitarbeitern – und leitet die Niederlassung Köln mit insgesamt etwa 60 Mitarbeitern. Von Köln aus realisiert er in ganz Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus Komplettlösungen speziell für den Hoch- und Industriebau. Zu den Kunden des Unternehmens zählen sowohl industrielle als auch private und öffentliche Auftraggeber. Mit Stefan Zimmermann sprach bauingenieur24-Redakteur Fabian Hesse.


Herr Zimmermann, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?

Es geht auf das Jahresende zu (Anm. d. Red.: Das Gespräch wurde Anfang Dezember 2014 geführt). Das heißt für uns, dass wir für den Abschluss alle Zahlen, Daten und Fakten der Niederlassung intensiv prüfen müssen – natürlich in enger Zusammenarbeit mit den kaufmännischen Kollegen. Daran sehen wir, ob wir gut und effizient gearbeitet haben und wo wir uns verbessern können. Das gibt uns wichtige Impulse für das kommende Jahr.

Im operativen Geschäft widme ich zurzeit drei Großbaustellen einen Teil meiner Zeit. In Hannover und Wuppertal entstehen ein Büro- und ein Hochschulgebäude. In Gelsenkirchen zeichnen wir für das neue Justizzentrum verantwortlich.

Außerdem stecken wir gerade mitten in der Angebotsphase für einige interessante Aufträge hier in der Region. Das ist eine sehr spannende Zeit, zum einen, weil die Angebotserstellung sehr anspruchsvoll ist und zum anderen, weil sie entscheidet, welche Projekte unsere Arbeit hier am Standort in den kommenden beiden Jahren bestimmen werden.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Ich habe vor rund 30 Jahren, direkt nach dem Abitur, mit einer Ausbildung zum Zimmerer angefangen und nach dem anschließenden Studium ab 1994 als Bauingenieur bzw. Bauleiter von der Pike auf das Management erlernt. Bevor ich 2002 zu Wolff & Müller gekommen bin, habe ich bei der ehemaligen Philipp Holzmann AG in Köln gearbeitet. Wolff & Müller hat diesen Standort dann übernommen.

Aufgrund meiner Vita kenne ich das Bauen also aus allen Perspektiven – aus der des Handwerkers, des Planers, des Bauleiters und des Managers. Jedes Bauwerk ist einzigartig. Bei jedem neuen Projekt fasziniert es mich aufs Neue, wie die genannten Einzeldisziplinen ineinander greifen und am Ende ein fertiges Bauwerk steht.

Das Bauen verändert sich derzeit stark. Die Nachhaltigkeit rückt in den Fokus und moderne Methoden wie das Building Information Modeling (BIM) nehmen Einfluss auf unsere Arbeit. Man entwickelt sich also immer weiter, das macht meine Arbeit sehr spannend.


Welche Eigenschaften schätzen Sie bei Ihren Mitarbeitern am meisten?

Ich schätze Mitarbeiter, die ihre Ziele klar verfolgen und möglichst selbstständig und eigenverantwortlich handeln. Zudem sind bei unseren Bauprojekten Teamfähigkeit und Verlässlichkeit unabdingbar. Ein fundiertes Fachwissen auf der einen Seite und gelebte Kundennähe auf der anderen gehören zu den Eigenschaften, die wir in unserer Branche brauchen.

Einen Teil dieser Fähigkeiten muss jeder selbst mitbringen. Den überwiegenden Teil und insbesondere das Fachwissen vermitteln wir den Mitarbeitern zudem in der "Wolff & Müller Akademie" - einer internen Schulungsreihe, die regelmäßig zu verschiedensten Themen stattfindet, darunter BIM, Bautechnik, Umweltmanagement auf Baustellen oder Prävention von Schwarzarbeit.


Auf wen hören Sie beruflich?

Ich höre gleichermaßen auf meine Vorgesetzten wie auf meine Mitarbeiter und Kollegen. Es liegt in meiner Natur, verschiedene Meinungen aus verschiedenen Perspektiven zu hören, um danach abzuwägen. Dazu gehört auch der intensive Dialog mit meinem Kollegen der kaufmännischen Leitung unserer Niederlassung. Ein gutes Netzwerk in der Branche gehört selbstverständlich auch dazu.

Bei Wolff & Müller gibt es außerdem seit Anfang 2014 ein zentrales Design & Engineering Center, auf das alle Geschäftsbereiche und Standorte bundesweit zugreifen können. Dort sitzen zum Beispiel ausgewiesene Experten für Planungsprozesse, Bemusterung, Vertragsmanagement, BIM, Tragwerksplanung, Roh- und Ausbau, Bauphysik und nachhaltiges Bauen. Gerade bei großen, komplexen oder technisch anspruchsvollen Bauprojekten unterstützen uns die Fachleute dort. Die Entfernungen zu den 27 bundesweiten Standorten sind dank Videokonferenzen kein Hindernis für den schnellen Austausch.


In welche Technik investiert Ihr Unternehmen?

Bei Wolff & Müller sind wir Vorreiter im Building Information Modeling. Das wurde uns bereits durch verschiedene Auszeichnungen im In- und Ausland bestätigt. Wir investieren sehr viel in diese Technik beziehungsweise in die Ausbildung von Experten in diesem Bereich. Außerdem versuchen wir für jedes unserer Projekte ein Netzwerk an Baupartnern aufzubauen, die mit BIM arbeiten.

Derzeit ist es noch etwas schwierig, bei jedem Bauprojekt alle Baupartner schon in der frühen Planungsphase mit ins Boot zu holen. Wo es uns gelingt, stellen wir die technische Grundlage und unsere hauseigenen Experten unterstützen die Partner bei der Umsetzung.

Wir arbeiten auch intern viel mit BIM, speziell in der Massenermittlung und um Erfahrungen zu sammeln und unsere Prozesse zu verbessern. Die Vorteile liegen auf der Hand: eine höhere Datenqualität, die unmittelbare und kontinuierliche Verfügbarkeit und ständige Aktualität der Daten sowie die Verbesserung des Informationsaustauschs aller Beteiligten - und zwar während des gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks.

Eine frühe Verknüpfung aller Kompetenzen durch BIM hilft uns besonders bei komplexen Bauprojekten effizient und nachhaltig zu bauen. Zudem erhöht es die Termin- und Kostensicherheit für den Bauherrn. Aktuell wenden wir BIM für den gesamten Rohbau sowie einen Großteil des Ausbaus an. Im Bereich der Haustechnik sind wir mit einem entsprechenden Partner auf Planerseite im Gespräch.

Neben BIM investieren wir ständig in nachhaltiges Bauen. Auch hierfür wurden wir bereits ausgezeichnet. Durch die Nachrüstung des unternehmenseigenen Maschinenparks mit Leerlaufabschaltung sparen wir z.B. bis zu 600 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ein und damit bis zu 30 Prozent Spritkosten. Das zeigt, dass nachhaltiges Bauen nicht nur ein Imageaspekt ist, sondern auch wirtschaftlich absolut sinnvoll ist.

Ein weiteres Beispiel für Nachhaltigkeit in unserem Unternehmen ist ein umfassendes Präventionsprogramm gegen Schwarzarbeit in enger Abstimmung mit dem Zoll. Dazu gehört die Schulung unserer eigenen Mitarbeiter und die umfassende Aufklärung und lückenlose Überprüfung der Nachunternehmer durch tägliche Kontrollen.

Seit Kurzem arbeiten wir im Rohbau nur noch mit zehn ausgewählten Nachunternehmern in Europa zusammen, die wir gut kennen und auf die wir uns verlassen können. Das alles ist zwar eine Investition, die wir nicht entlohnt bekommen. Trotzdem sind wir davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist, um fair und gut Bauen zu können.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Was die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Sachen BIM angeht, sind andere Länder schon sehr viel weiter. In Skandinavien ist BIM für öffentliche Projekte verpflichtend, in den USA für alle Projekte der U.S. Army. In Großbritannien gilt ab 2016 eine Pflicht für Großprojekte.

BIM hat das Potenzial, das Bauen wesentlich besser und effizienter zu machen. Deshalb sollte die Methode bei öffentlichen Bauvorhaben in absehbarer Zeit auch in Deutschland sowohl für die Planung als auch für die Realisierung Standard sein.

Die Politik muss hierfür die nötigen Bedingungen, sprich Gesetze schaffen. Bisher hat das Europäische Parlament leider den Einsatz von computergestützten Methoden wie BIM zur Vergabe von öffentlichen Bauaufträgen und Ausschreibungen lediglich empfohlen, um das Vergaberecht der Europäischen Union zu modernisieren.

Die verantwortlichen Verbände der Baubranche schließen sich zwar mehr und mehr zusammen, um diesem Ziel näher zu kommen. Dennoch muss der Gesetzgeber seinen Teil dazu beitragen.

Auch in Bezug auf Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung wäre es wünschenswert, dass die Standards in der Baubranche insgesamt angehoben werden. Eine enge Zusammenarbeit der einzelnen Unternehmen mit dem Zoll sollte Pflicht sein.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Ich nehme regelmäßig am erwähnten Weiterbildungsangebot der "Wolff & Müller Akademie" teil. Zudem nutze ich externe Angebote, besonders auch für die Persönlichkeitsentwicklung. Ich besuche auch häufig Fachbeiträge an Hochschulen oder sonstigen Forschungseinrichtungen. Gerade im technischen Bereich tut sich derzeit viel und es lohnt sich, bestimmte Trends von Anfang an zu verfolgen.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Ich lebe in einem kleinen Ort auf dem Land. Dort betreibt meine Frau eine Pferdepension, wo ich zumindest am Wochenende kräftig mit anpacke. Ein weiterer Ausgleich ist mein Engagement in der Kommunalpolitik.