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Nachgefragt bei: Stephen Hagenmayer

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 22. Apr. 2015

Dipl.-Ing. Stephen Hagenmayer (46) ...

...ist einer von drei Geschäftsführern der Werner Sobek Stuttgart GmbH mit insgesamt circa 80 Angestellten. Neben dem Vertragswesen befasst er sich als Personalverantwortlicher mit sämtlichen Neueinstellungen, den Fortbildungsmaßnahmen der Belegschaft sowie der sonstigen individuellen Mitarbeiterentwicklung am Standort.

Darüber hinaus koordiniert er den Mitarbeitereinsatz innerhalb der laufenden Projekte. Als Leiter eines eigenen 15-köpfigen Teams ist er zudem kontinuierlich mit der direkten Bearbeitung von internationalen Groß- und Hochbauprojekten betraut.

Dipl.-Ing. Stephen Hagenmayer ist Geschäftsführer der Werner Sobek Stuttgart GmbH mit insgesamt ca. 80 Mitarbeitern. Foto: Werner Sobek Stuttgart

Dipl.-Ing. Stephen Hagenmayer ist Geschäftsführer der Werner Sobek Stuttgart GmbH mit insgesamt ca. 80 Mitarbeitern. Foto: Werner Sobek Stuttgart
 

Herr Hagenmayer, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?

Zusammen mit meinem Team bearbeite ich zurzeit um die zehn bis fünfzehn Projekte, darunter die Planungen für ein Doppelhochhaus in Moskau, den Um- und Neubau des Verwaltungsgebäudes der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg in Stuttgart sowie Aufträge aus den USA und Saudi-Arabien.

Da wir kontinuierlich wachsen, führe ich regelmäßig Vor- und Einstellungsgespräche mit neuen Mitarbeitern. Hier gibt es immer wieder eine enge Abstimmung mit unserem Firmengründer, Werner Sobek.

Welche Bedeutung messen Sie dem Fritz-Leonhardt-Preis bei, den Herr Sobek am 4. Juli 2015 für sein Lebenswerk verliehen bekommt?

Diese hohe Auszeichnung passt wunderbar in die Reihe vieler anderer Ehrungen, die Werner Sobek für die von ihm entworfenen und geplanten herausragenden Bauwerke bereits erhalten hat. Es ehrt ihn wie uns, dass mit diesem Preis, der ja ausdrücklich großen Bauingenieuren vorbehalten ist, eine direkte Verbindung zum Namensgeber Fritz Leonhardt geknüpft wird.

Der Preis passt auch sehr gut zum Unternehmen Werner Sobek, da in unseren Projekten die planenden und ausführenden Bauingenieure immer eine große Rolle spielen. Entscheidend für ein Bauwerk von Werner Sobek - sei es ein Bürogebäude, ein Flughafen oder eine Messehalle - ist dessen ganzheitliche Verbindung des Designs bzw. der Optik mit einer Energie und Ressourcen schonenden Funktionsweise. Ohne herausragende Bauingenieure gelingt das nicht.

Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Ich habe 1995 meinen Abschluss als Bauingenieur gemacht, wurde 1998 Freier Mitarbeiter bei Werner Sobek und habe parallel noch ein weiteres Studium absolviert. Nach dessen Abschluss habe ich verschiedene Positionen im Unternehmen durchlaufen, darunter vier Jahre lang die des Geschäftsführers in unserer Niederlassung in Moskau, bis ich schließlich 2009 die Leitung des Büros in Stuttgart übernommen habe.

Aufgrund der Laufbahn vom studentischen Mitarbeiter bis zum Geschäftsführer besteht zwischen mir und dem Unternehmen Werner Sobek eine sehr enge Verbindung. Hier konnte ich meinen Jugendtraum vom Bauen und Konstruieren funktionaler und standfester Gebäude erfüllen, wobei mir viel Raum zur individuellen Entwicklung gegeben wurde.

Welche Wege gehen Sie in punkto Personalgewinnung?

Wir fördern junge Studenten unter anderem durch Stipendien aber auch mit Praktikumsangeboten. Die Bewerbungen dafür erreichen uns aus aller Welt. Viele Kandidaten berichten uns von Vorträgen Werner Sobeks, die sie gehört und während derer sie die Begeisterung für den Beruf des Bauingenieurs gespürt und übernommen haben.

Somit sind wir in der vorteilhaften Lage, durch unseren guten Ruf immer wieder hochqualifizierte und leistungsstarke Mitarbeiter mit dem Interesse an einem internationalen Betätigungsfeld für unser Büro rekrutieren zu können.

Würden Sie - in Zeiten einer immer älter werdenden Gesellschaft und des hohen Fachkräftebedarfs - einen Bewerber über 65 einstellen?

In der Regel haben diese Kollegen eine sehr gute Berufserfahrung und sie strahlen eine gewisse Ruhe und Selbstständigkeit aus; insbesondere für den Erfolg komplexer Projekte ist dies essentiell.

Wer sich bei uns mit 65 bewirbt, sollte sich zeit seines Arbeitslebens mit den für uns relevanten Themen beschäftigt haben - sprich mit Nachhaltigkeit, Design und Formensprache ebenso wie dem Arbeiten auf der ganzen Welt. Hierbei sind ein Verständnis für unterschiedliche kulturelle Mentalitäten, der Wille zur Übernahme regelmäßig wechselnder Aufgaben sowie Mehrsprachigkeit ein Muss. Mit diesen Voraussetzungen hätte er oder sie eine realistische Chance, eingestellt zu werden.

Vorbehalte, die es in der Branche gegenüber älteren Fachkräften geben mag, teilen wir grundsätzlich nicht, auch wenn die Anforderungen an einen Bauingenieur heute höher sind als vor einigen Jahrzehnten. Es mag sein, dass man mit 65 weniger flexibel ist als mit 35. Aus unterschiedlichen Gründen mag aber auch das Gegenteil zutreffen. Wir bemühen uns auf jeden Fall, die jeweilige Lebenssituation jedes Einzelnen des aus 15 Nationalitäten bestehenden Mitarbeiterstabs in unserem Haus anzuerkennen. Ein Familienzuwachs oder das Anstreben einer Promotion werden beispielsweise durch die Möglichkeit der vorübergehenden Arbeitszeitreduzierung unterstützt.

Unsere Mitarbeiter, die sich im Beruf mit großen Herausforderungen konfrontiert sehen, sollen sich gleichsam als Teil einer Solidargemeinschaft fühlen. Ich habe diese Erfahrung selbst von Anfang an gemacht und weiß wie sehr sie motiviert und zu einem guten Arbeitsklima beiträgt.

Auf wen hören Sie beruflich?

Unser Firmengründer, Herr Sobek, setzt ungebrochen starke Impulse im Unternehmen. In stets erfrischenden Meetings teilt er seine Ansichten und Lösungsvorschläge mit, die wir gemeinsam diskutieren und auf die ich mit meinen beiden Geschäftsführerkollegen gerne höre. Untereinander stehen wir genauso im ständigen Austausch, wobei jeder für die anderen Ratgeber sein kann und ist.

Die Gespräche mit unseren Projektleitern führe ich nicht aus einer Hierarchieebene heraus sondern ebenfalls auf Augenhöhe. Eine Lösung wird hierbei nicht vorgegeben sondern ingenieursmäßig auf Grundlage der besten Argumente gemeinsam entwickelt.

In welche (Informations-)Technik investieren Sie?

Die IT und ihre Sicherheit hat für uns - neben den Mitarbeitern - oberste Priorität. Es ist nicht so, dass wir auf eine bestimmte Investition hinarbeiten. Wir verfügen über eine sehr große Auswahl an aktueller Software sowie eine enorm leistungsfähige Hardware, wofür vier Mitarbeiter in einer eigenen Abteilung verantwortlich sind.

Durch diese Ausstattung sind wir in der Lage, jedes eventuell auftauchende Problem innerhalb einer Stunde zu lösen. Potentielle Cyber-Angriffe von außen sind natürlich ein Thema, sie beunruhigen uns aber nicht, da wir unsere Technik ständig überarbeiten.

Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Es ist sinnvoll, Missstände zu hinterfragen und ihre tatsächlichen Ursachen zu ergründen. Ich bin daher froh, Bauingenieur zu sein und nicht Politiker. Grundsätzlich ist auf das politische System in Deutschland Verlass, auch die Zahlungsmoral und das Rechtssystem sind im internationalen Vergleich gut. International begegnet uns oft auch ein noch viel größerer Bürokratismus, wodurch sich manche Genehmigungsprozesse sehr mühsam gestalten.

Persönlich liegt mir die Verringerung des Ressourcenverbrauchs sehr am Herzen. Auf dem Weg, dies zu erreichen, sollte die Politik auch vor Widerständen nicht zurückstecken und an den Einzelnen appellieren, sich und sein Verhalten zu hinterfragen, um den nächsten Generationen ein gutes Leben zu sichern.

Weltweite Krisen politischer Natur, wie die derzeitige um die Ukraine, behindern natürlich unser Arbeiten in den jeweiligen Regionen. Dank unserer globalen Ausrichtung können wir solche Engpässe zum Glück aber relativ gut und schnell ausgleichen.

Wie sieht die individuelle Weiterbildung in Ihrem Unternehmen aus?

Als direkt Verantwortlicher für die Entwicklung und Weiterbildung unserer Mitarbeiter schaue ich bei anderen wie bei mir genau darauf, was die Person für ihr spezielles Aufgabengebiet braucht, um dort erfolgreiche Lösungen zu schaffen. Einzelne Kollegen unterstützen sich hierbei auch sehr gut gegenseitig, z.B. durch die Zusammenarbeit in Arbeitskreisen, welche sich mit bestimmten Fachfragen beschäftigen.

Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Beruflich wie privat ist das Bauen meine Leidenschaft. Ich habe eine gut ausgestattete Werkstatt, wo schon das eine oder andere Möbelstück entstanden ist. In nächster Zeit soll ein Baumhaus für meinen siebenjährigen Sohn realisiert werden. Meinen Weg zur Arbeit und zurück nach Hause lege ich gerne mit dem Mountainbike zurück, was mich fit hält und einen guten Ausgleich zur Büroarbeit bietet.

QUELLEN UND VERWEISE:

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