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Nachgefragt bei: Thilo Moser

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 31. März 2015

# 24.04.2015

Thilo Moser von der Adolf Lupp GmbH & Co. KG - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat Nachgefragt bei ...

Dipl.-Ing. Thilo Moser (51) ...

Hält BIM für die Zukunft, sobald die Methode wirklich Zeit und Kosten spart: Dipl.-Ing. Thilo Moser, technischer Geschäftsführer der Adolf Lupp GmbH & Co. KG. Foto: Lupp
Hält BIM für die Zukunft, sobald die Methode wirklich Zeit und Kosten spart: Dipl.-Ing. Thilo Moser, technischer Geschäftsführer der Adolf Lupp GmbH & Co. KG. Foto: Lupp

... ist technischer Geschäftsführer der Adolf Lupp GmbH & Co. KG mit Hauptsitz im hessischen Nidda. Die Unternehmensgruppe beschäftigt insgesamt circa 500 Mitarbeiter an neun deutschen Standorten. Realisiert werden Projekte im In- und Ausland für vorrangig private Kunden mit Bauvorhaben im Bereich des (schlüsselfertigen) Hochbaus und Brückenbaus. Verschiedene Tochtergesellschaften bieten generalunternehmerische Leistungen von der Fertigteilproduktion bis zum Facility Management. Mit Thilo Moser sprach bauingenieur24-Redakteur Fabian Hesse.


Herr Moser, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?

Ich führe derzeit zahlreiche Gespräche mit Kunden und solchen, die es werden könnten. Es geht dabei unter anderem um die Akquisition zukünftiger Bauvorhaben, aber auch die Verhandlungen über Ansprüche aus einem vorzeitig beendeten Projekt. Bei letzteren sind wir stets bemüht, uns gütlich mit dem Kunden zu einigen, um eine erneute Zusammenarbeit nicht zu gefährden.

In den verschiedenen Gesprächen ist Kundennähe durch den persönlichen Kontakt für mich sehr wichtig. Da unsere Auftraggeber den persönlichen Umgang, Zuverlässigkeit und Qualität schätzen, funktioniert die Auftragsbeschaffung gut.

Am liebsten sind uns Projekte mit einem Umsatzvolumen von zehn bis 15 Millionen Euro. Die Risiken sind bei solchen Projektsummen sehr überschaubar. Sind die Projekte einmal angelaufen, kommt es vor, dass sich die weiteren Aufgaben, wie z.B. unlängst bei einem realisierten Hotel in Bensheim, auf persönliche Gespräche mit dem Auftraggeber und die Feier des Richtfestes beschränken.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Ich habe direkt nach dem Abitur eine Lehre als Stahlbetonbauer in dem Unternehmen begonnen, in dem mein Vater als Kraftfahrer beschäftigt war und das ich somit schon von Kindheit an kenne. Ursprünglich wollte ich Bauzeichner werden, wofür es jedoch keinen freien Ausbildungsplatz mehr gab. Das Unternehmen war die Lupp GmbH, bei der ich seitdem tätig bin.

Aus Ehrgeiz, nicht auf der Stufe des einfachen Facharbeiters stehen zu bleiben, habe ich studiert und 1990 meinen Abschluss als Bauingenieur gemacht. Vom Posten eines Bauleiters und Oberbauleiters über den des Abteilungsleiters und später als Prokurist wurde ich schließlich 2011 einer von zwei technischen Geschäftsführern.

Bis heute motiviert es mich, die gute Entwicklung der Firma mitzuverfolgen und mich selbst dabei weiterzuentwickeln. Die Arbeit als Bauingenieur wird nie langweilig und die ständige Begegnung mit neuen Leuten und Herausforderungen macht einfach Spaß. Mir hat zudem noch nie jemand etwas vorgeschrieben.


Welche Eigenschaften schätzen Sie bei Ihren Mitarbeitern am meisten?

Unsere Mitarbeiter sollten stets offen gegenüber neuen Dingen sein, somit lernwillig und kommunikativ. Außerdem zählt der Teamgeist sowie die technische Versiertheit. Wenn sich jemand im Unternehmen aus irgendeinem Grund nicht richtig wohl fühlt, sollte er das auch sagen, denn ansonsten leidet die Leistung darunter.

Als traditionsreiches Familienunternehmen mit einer über hundertjährigen Geschichte wollen wir bei Lupp auch weiterhin als "Familie" agieren. Das funktioniert vor allem durch einen guten Teamgeist. Da wir kein börsennorientiertes Unternehmen sind, können wir in Ruhe und ohne ständige Umstrukturierungen in der Hoffnung auf höhere Profite arbeiten.

Aufgrund dieser Philosophie herrschen bei uns keinerlei interne Grabenkämpfe oder Profilierungsgedanken. Unser gutes Betriebsklima wird auch beispielsweise durch die Tatsache belegt, dass sich viele Mitarbeiter in ihrer Freizeit treffen, um etwa gemeinsam Motorrad zu fahren oder Feierlichkeiten zu begehen.


Auf wen hören Sie beruflich?

Wenn es um konkrete Angebote geht, höre ich die Meinungen meiner Kollegen an und wir entscheiden danach gemeinsam. Stimmen die Argumente, lasse ich mich gerne auch umstimmen. Nichts ist schlimmer als jemand, der stur auf seinen Ansichten beharrt.

Da meine Frau Architektin ist, schätze ich ihren Rat ebenfalls sehr. Für juristische Dinge gibt es entsprechende Anwälte als Ansprechpartner. Dank der langjährigen Berufstätigkeit verfüge ich über ein großes Netzwerk an Kontakten für verschiedene Problemfälle. Wichtig ist das Vertrauen in das jeweilige Gegenüber.


In welche (Informations-)Technik investieren Sie?

Seit Ende 2014 beschäftigen wir einen neuen EDV-Leiter, da wir zuvor etwas unglücklich mit unserer IT im Haus waren. Erst kürzlich war der Kollege bei mir und hat mein I-Pad mit einem virtuellen privaten Netzwerk (VPN) ausgestattet, was zuvor angeblich nicht möglich war. Mit einer Generalüberholung unserer bestehenden digitalen Speicher- und Kommunikationstechnik rüsten wir uns derzeit sehr aufwendig für die Zukunft.

Im kaufmännischen Bereich setzen wir auf die Software Bau financials des Anbieters Nemetschek. Für die technische Projektbearbeitung liegen uns derzeit mehrere Angebote namhafter Softwarehersteller vor, welche wir gerade abwägen.


Wie halten Sie es mit dem Building Information Modeling (BIM)?

BIM wird meiner Ansicht nach zu oft so dargestellt, als sei die Implementierung gar kein Problem. Natürlich gehört dieser digitalen Methode die Zukunft. Im Moment ist es jedoch leider noch so, dass beispielsweise die Planungen von Großprojekten, welche in 3D verlangt werden, häufig sehr fehlerhaft sind. Auf einer solchen Grundlage müssen diese Projekte Schiffbruch erleiden.

Da meine Mitarbeiter mithilfe von BIM eine Massenermittlung noch nicht schneller und besser durchführen können als auf herkömmliche Weise, verfolgen wir das Verfahren zurzeit nicht mit Priorität, da damit kein Qualitätsgewinn und schon gar keine Kostenoptimierung verbunden ist.

In punkto allgemeine Digitalisierung und Technisierung kommt hinzu, dass beispielsweise für die Ausführung im Facility Management durch die verpflichtende digitale Unterstützung - Stichwort CAFM - erhebliche Datenmengen verarbeitet werden müssen. Dazu zählt etwa die detaillierte Beschreibung von Bauteilen, die erwartungsgemäß Jahrzehnte lang halten. Die geforderten Angaben sind nach dieser Zeit veraltet. Warum müssen sie zuvor aufwendig verarbeitet werden?

Solch ein digitaler "Fortschritt" erfordert lediglich mehr Manpower und Datenmengen. Ein höherer Nutzen entsteht dadurch nicht. Das bloße Nachsehen eines FM-Managers im Einzelfall löst das Problem genauso und bedarf deutlich weniger Aufwand.

Letztlich braucht es für eine neue Arbeitsmethodik wie BIM auch die entsprechend ausgebildeten Fachleute. Diese gibt es zurzeit in den Firmen noch nicht in ausreichender Zahl. Eine umfassende Qualifizierung der älteren Kollegen halte ich für schwer möglich. Darüber hinaus müssten junge Architekten und Fachplaner im Bereich der Ausführungsplanung grundsätzlich besser ausgebildet werden, damit sich die Qualität der Planung an dieser Stelle verbessert.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Sie sollte Bürokratie abbauen, statt sie, wie es derzeit leider geschieht, weiter anzuhäufen und uns so Steine in den Weg zu legen. Der Mindestlohn war kein Thema im Bausektor, es wurde längst mehr gezahlt. Dennoch entstehen durch die Einführung der neuen Regeln auch bei uns verschärfte Dokumentationspflichten und Kontrollen.

Ein weiterer Punkt betrifft die bereits angesprochene Ausbildung von Architekten und anderen Planern. Sie haben heute nach ihrem Abschluss zwar ein Verständnis für das Entwerfen, jedoch sind die Kenntnisse und das Verständnis für das Ausführen von Baumaßnahmen zu gering. Wir geraten oft in Konflikt mit Planern, die Dinge realisiert haben wollen, die sich nicht mit dem Stand der Technik decken. Studenten im Fachgebiet Architektur sollten neben dem Entwurf sämtliche Ausführungsdetails planen können. Am besten eignet sich dazu die Planung eines Einfamilienhauses.

Die Bauingenieurausbildung sollte man gerade hinsichtlich des kaufmännischen Denkens und des rechtlichen Verständnisses verbessern. Häufig wollen die jungen Kollegen nur technisch gut bauen ohne auf die Kosten zu achten. Um hier eine bessere Lehre zu ermöglichen, müssten einschlägige Fachleute aus der Bauwirtschaft als Dozenten an den Unis und Hochschulen gewonnen werden.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Ich halte nichts von Veranstaltungen, wo viel geredet wird, ohne dass Mehrwert entsteht. In meiner eigenen Kommunikation vertraue ich, um authentisch zu bleiben, auf meine gegebenen Fähigkeiten und nicht auf Rhetorikkurse oder Ähnliches.

Bereits als Bereichsleiter habe ich das Mängelmanagement sowie interne Schulungen dazu vorangetrieben. Gemeinsam mit dem Abteilungsleiter Mangelmanagement erstelle ich heute das entsprechende Schulungsprogramm für das jeweilige Geschäftsjahr. Als Dozenten gewinnen wir Fachleute aus der Herstellerbranche sowie Vertreter erfahrener Sachverständigenbüros. Darüber hinaus gibt es einen Schulungskomplex in unserer Abteilung "Gewährleistung", der sich auf die eigenen Mängel bezieht, um sicherzustellen, dass Fehler nicht wiederholt werden.

Der Besuch von externen Weiterbildungsveranstaltungen beschränkt sich für mich im Wesentlichen auf solche zum Baurecht, die von verschiedenen Kanzleien und Institutionen, wie z.B. dem BVMB, angeboten werden. Kenntnisse über neue Techniken zur Bauausführung gewinne ich durch einschlägige Fachzeitschriften.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Nach Feierabend freue ich mich auf meine Familie mit zwei kleinen Kindern im Haus. Ich genieße bei schönem Wetter die Fahrt mit dem Cabrio, verbringe Zeit im Urlaub oder beim Sport. Bei weniger guten äußeren Bedingungen bleiben mir Sportsendungen im TV. Mit Freunden und Kollegen geht es hin und wieder zum Skifahren.