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Nachgefragt bei: Thomas Jundt

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 22. Aug. 2013

# 20.09.2013

Thomas Jundt vom Büro Thomas Jundt Ingénieurs civils - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat Nachgefragt bei ...

Dipl.-Ing. Thomas Jundt...

Der Schweizer Dipl.-Ing. Thomas Jundt führt das eigene Büro in Carouge, nahe Genf. Foto: Thomas Jundt  Ingénieurs civils
Der Schweizer Dipl.-Ing. Thomas Jundt führt das eigene Büro in Carouge, nahe Genf. Foto: Thomas Jundt Ingénieurs civils

...ist Inhaber und Geschäftsführer des eigenen Büros Thomas Jundt Ingénieurs civils mit Sitz in Carouge, nahe Genf, in der Schweiz. Das Unternehmen mit 30 Mitarbeitern hat sich auf Statikprojekte im Hochbau spezialisiert. Eine zweite Niederlassung in Bern befindet sich im Aufbau. Das Büro arbeitet überwiegend für private Auftraggeber und Bauherren. Mit Thomas Jundt sprach bauingenieur24-Redakteur Fabian Hesse.

Herr Jundt, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?

Ich habe zur Zeit große Probleme damit, fähige Leute für unser Unternehmen zu finden, was mich sehr stört. Ich würde sehr gerne die anfallende Arbeit auf mehr Beschäftigte verteilen. Auch wollen wir in Zukunft weiter wachsen, um bei größeren Projekten nicht auf Arbeitsgemeinschaften mit Konkurrenten angewiesen zu sein. Was sich jedoch an Bewerbern auf unsere Stellenanzeigen gemeldet hat, ist wegen zu schlechter Qualifizierung nicht einstellbar.

Mir scheint, die Ausbildung hat sich in den letzen Jahren, vor allem aufgrund des Bologna-Prozesses, stark verschlechtert. Wir schicken den Bewerbern standardmäßig einen Statiktest zu, um herauszufinden, ob sie die Anforderungen für eine Mitarbeit erfüllen. Die Resultate sind sehr ernüchternd.

Neben dem Personalmanagement beschäftigen mich als Geschäftsführer vor allem laufende Wettbewerbe und Ausschreibungen. Zudem biete ich fachliche Expertisen im Falle von Baumängeln und -schäden für private Bauherren an.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig?


Ich bin seit 1981 Bauingenieur. 1984 habe ich mich selbstständig gemacht.

Welche Eigenschaften schätzen Sie als Vorgesetzter bei Ihren Mitarbeitern am meisten?

Sie müssen vor allem vertrauenswürdig sein und technisch gut ausgebildet. Als Unternehmensführer möchte ich mich auf sie verlassen und abstützen können. Zudem sollten sie das Büro gern haben und allein deswegen schon keinen "Mist" bauen.

Glücklicherweise habe ich zwei Direktoren zur Verfügung, die den gleichen Stil wie ich pflegen. Sie legen Wert auf Pünktlichkeit und die tiefgründige Bearbeitung eines Projekts. Mir kommt es auf Service an. Den Kunden sollen Probleme weggenommen und nicht gemacht werden.


Auf wen hören Sie beruflich?


In technischen Fragen vertraue ich ganz auf meine aktiven Mitarbeiter. Diverse Fachzeitschriften geben mir Auskunft über sonstige aktuelle Fragestellungen.

Es ergeben sich an konkreten Fällen immer wieder neue Probleme und Herausforderungen, die mithilfe interner Diskussionen und Recherchen bewältigt werden müssen.

Regelmäßig ziehe ich auch den Rat zweier Professoren der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne zu Rate.


In welche IT und EDV-Technik investieren Sie?


Die letzte Anschaffung lag im Bereich der Erdbewegungsoptimierung. Das spezielle Programm erstellt Berechnungen zum optimierten Aushub von Baugruben und zur Aufschüttung des anfallenden Erdmaterials. Die Anwendung lohnt sich sowohl in ökonomischer als auch ökologischer Hinsicht.

Wir nutzen noch weitere 3-D-Statikprogramme. Der Hersteller Geomensura bietet da gute Produkte.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?


Ein typisches Problem in der Schweiz ist die Baubewilligung. Genehmigungen beanspruchen oft ein ganzes Jahr, auch wenn es sich nur um einfachste Projekte im Wohnungsbau handelt. Im Genfer Raum ist dies besonders schlimm. Schuld ist ein viel zu großer Beamtenapparat im Baudepartement mit größtenteils unnötigen Posten. Aus diesem ineffizienten System resultieren irrsinnige Bearbeitungszeiten.

Die Politik sollte den Mut aufbringen, diesem allgemein bekannten Missstand entschlossen entgegenzutreten. Auch gegen den Widerstand der starken Beamtenlobby.

Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Ich lasse mich vor allem über rechtliche Aspekte von meinem Anwalt aufklären.

An der Universität im schweizerischen Freiburg besuche ich zudem hin und wieder Kurse des Fachstuhls der Juristerei.

Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Als typischer Schweizer suche ich Ruhe und Entspannung beim Bergsteigen und Skilaufen mit Freunden.