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Nachgefragt bei: Walter Muck

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 27. Juli 2016

# 24.08.2016

Dipl.-Ing. Walter Muck vom Ingenieurbüro MUCKINGENIEURE - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Bauingenieure und Experten ihres Faches liefern dabei im Interview aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Dipl.-Ing. Walter Muck ...

Dipl.-Ing. Walter Muck führt das eigene Ingenieurbüro für Tragwerksplanung und Bauphysik mit 20 Mitarbeitern in Ingolstadt. Foto: MUCKINGENIEURE
Dipl.-Ing. Walter Muck führt das eigene Ingenieurbüro für Tragwerksplanung und Bauphysik mit 20 Mitarbeitern in Ingolstadt. Foto: MUCKINGENIEURE

...ist Geschäftsführer des eigenen Ingenieurbüros MUCKINGENIEURE Innovative Tragwerksplanung mit integrierter Bauphysik (Wärme- und Schallschutz) in Ingolstadt. Der Schwerpunkt des Unternehmens mit 20 Mitarbeitern liegt im Wohnungs- und Industriebau.

Das Büro setzt nach eigenen Angaben ausdrücklich auf innovative Arbeitsweisen und Technologien und erwarb bereits 1995 die offizielle Lizenz zur Arbeit mit BAMTEC®, seit 2011 arbeitet es nach dem vom TÜV Rheinland zertifizierten QualitätsStandard Planer am Bau.


Herr Muck, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?

Derzeit arbeiten wir an vielen interessanten Projekten. Darunter befinden sich der Neubau eines Grundschulstandortes im Nürnberger Norden, die Erweiterung und Sanierung eines Kulturzentrums in Erlangen, ein großes Wohn- und Geschäftshaus in Geretsried, Wohnanlagen verschiedener Größen in Ingolstadt, München und Umgebung, der Umbau einer Produktionshalle bei Audi in Ingolstadt unter laufendem Betrieb und die Erweiterung eines Kunststoff verarbeitenden Betriebes in Bremen.

Intern arbeiten wir an der Implementierung von BIM im Büro und sind dabei mit in die Weiterentwicklung entsprechender Software eingebunden. Wir arbeiten daher auch im Massivbau nur noch in 3D, bauteilorientiert und mit Attributen.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Ich bin seit dem Abschluss meines Studiums 1982 in der Baubranche tätig. Zunächst habe ich zwei Jahre als Softwareentwickler bei Professor Nemetschek gearbeitet und danach sieben Jahre als Tragwerksplaner bei Martinka+Grad. Seit 1991 bin ich selbstständig, bis 1995 mit Partner, ab 1996 als Alleininhaber der MUCKINGENIEURE.

Ich wollte schon immer Bauingenieur werden. Es gab für mich nie einen anderen Beruf. Als kleiner Junge habe ich schon mit LEGO-Steinen gearbeitet und alles Mögliche und Unmögliche gebaut. Mein Vater, ein gelernter Schreiner, hat am Bau als Schalungszimmerer gearbeitet, ein Onkel von mir hatte zudem ein kleines Baugeschäft. Somit liegt das Bauen in der Familie.


Welche Wege geht Ihr Unternehmen in punkto Personalgewinnung?

Der Mangel an Fachkräften stellt derzeit die größte Herausforderung für unser Unternehmen dar. Wir reagieren darauf mit verstärkter Ausbildung. Neben einer Auszubildenden zur Bauzeichnerin beschäftigen wir auch zwei Studenten im dualen Studiengang Bauingenieur.

Letztere erwerben neben dem Studium auch den Abschluss als Bauzeichner Ingenieurbau und verpflichten sich dazu, mindestens drei Jahre nach Abschluss des Studiums bei MUCKINGENIEURE zu arbeiten. Der Vorteil besteht für die Ingenieure darin, dass sie sicher in der CAD-Anwendung sind, was in Zukunft gerade bei der BIM-orientierten Arbeitsweise an einem Modell von Bedeutung sein wird. Das Büro hingegen hat sofort junge Ingenieure, die bereits während des Studiums aktiv im Büro mitarbeiten, so die Abläufe kennen lernen, und damit effektiv einsetzbar sind.

Als weiteren Anreiz ermöglichen wir es unseren Mitarbeitern, teilweise über das Internet von zu Hause zu arbeiten, was sich besonders bei unseren Ingenieurinnen bewährt hat, da diese sonst bei Familiennachwuchs längere Zeit keiner beruflichen Tätigkeit mehr nachgehen könnten.


Auf wen hören Sie beruflich?

Ich orientiere mich an großen Vorbildern und Bauingenieuren wie Santiago Calatrava Valls, Werner Sobek oder Jörg Schlaich, vor allem wegen ihres Ansatzes eines ganzheitlichen, nachhaltigen Bauens.


In welche (Informations-)Technik investiert Ihr Unternehmen und was kostet Sie das?

Wir sind seit jeher auf dem aktuellem Stand, was unsere Hard- und Software- Ausstattung betrifft. Hier investieren wir ständig, im Jahr ca. 40.000 Euro an Wartungsverträgen für Hard- und Software.

Aktuell wurden alle Rechner auf Windows 10 umgestellt. Die nächste Investition wird die Erneuerung unserer Firewall und der VPN-Komponenten zum Arbeiten von zu Hause aus für unsere Mitarbeiter sein.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Eine Vereinfachung der Kriterien bei der Ausschreibung öffentlicher Aufträge nach VOF ist dringend geboten. Die Kriterien zu den Referenzen waren bisher oft so eng gefasst, dass eine Bewerbung oft schon von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist. Warum ich beispielsweise als Tragwerksplaner für den Bau eines Krankenhauses nicht auch ein großes, komplexes Wohn- und Geschäftshaus als Referenz benennen darf, leuchtet mir nicht ein. Zumindest für unsere Leistungen hat die Nutzung des Gebäudes die geringste Bedeutung.

Die Komplexität einer Bauaufgabe sollte stets für die Berücksichtigung bei einer Ausschreibung entscheidend sein. Mit der herkömmlichen Ausschreibungspraxis wurde es kleineren, mittelständischen Büros bisher sehr erschwert, auch bei größeren Projekten Fuß zu fassen. Hinzu kommt, dass nicht jedes Büro nur Krankenhäuser, nur Schulen oder nur Turnhallen baut. Wenn hierfür aber eine Referenz einen Monat älter ist als gefordert, darf diese nicht mehr gewertet werden.

Mit Inkrafttreten der neuen Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge (VgV; siehe "Quellen und Verweise", Anm. d. Red.) wurden unlängst Änderungen in Sachen Referenzen vorgenommen. Ich hoffe, dass wir in Zukunft davon profitieren und sich mein oben geäußerter Wunsch somit schon erfüllt hat.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Die Bayerische Ingenieurekammer Bau bietet mit Ihrer Ingenieurakademie Bayern ein umfangreiches Weiterbildungsangebot an, das ich gerne und häufig nutze. Zudem besuche ich relevante Veranstaltungen von Produktherstellern. Nicht zuletzt treffe ich Kollegen in einem eigenen Arbeitskreis, wo wir uns gemeinsam mit einem Unternehmensberater und analytischen Coach auch in Fragen der Unternehmensführung weiterbilden.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Einen Ausgleich finde ich in meinem Garten und Gewächshaus, wo ich selbst Tomaten, Gurken und vieles andere, darunter auch scharfe Sachen wie Peperoni, Chili und Habaneros, ziehe. Meine Mitarbeiter sind nicht verpflichtet, diese zu essen, nutzen das Angebot aber gerne, frisches Biogemüse aus dem "Chefgewächshaus" zu genießen.



QUELLEN UND VERWEISE:

Vergaberecht 2016: VOF ist Geschichte
VBI-Broschüre zum Vergaberecht 2016 erschienen