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CargoLifter AG: Moderne Werftanlage für Luftschiffproduktion gebaut

Verfasst von: Gerhard Butke
Veröffentlicht am: 21. Juni 2001
Kategorie:

# 18.04.2002

Die größte freitragende Halle der Welt steht in Brand, etwa 60 Kilometer südlich von Berlin. Das Gesamtkonzept der Werfthalle wurde von CargoLifter gemeinsam mit der hundertprozentigen Siemenstochter SIAT entwickelt. Aufgrund der enormen Spannweite und des geforderten Lichtraumprofils entschied man sich schon frühzeitig für eine Bogenkonstruktion.

Größte freitragende Halle der Welt

Torsegment in der Aussenansicht. Foto: Cargolifter AG
Torsegment in der Aussenansicht. Foto: Cargolifter AG

Die größte freitragende Halle der Welt steht in Brand, etwa 60 Kilometer südlich von Berlin. Auf dem Gelände eines ehemaligen russischen Militärflughafens hat dort die CargoLifter AG eine moderne Werftanlage für die Produktion ihres Transport-Luftschiffes CL 160 errichtet.

Mit einer Länge von 360 Meter, einer Breite von 210 Metern und einer Höhe von 107 Metern stellt das Gebäude ein Stück High-Tech-Architektur dar.

Das Gesamtkonzept der Werfthalle wurde von CargoLifter gemeinsam mit der hundertprozentigen Siemenstochter SIAT entwickelt. Aufgrund der enormen Spannweite und des geforderten Lichtraumprofils entschied man sich schon früh für eine Bogenkonstruktion.

"Die gewaltige Dimension stellte höchste Anforderungen an die Planer", erklärte die verantwortliche Architektin Verena Thiels.


Natürliche Belichtung durch verglaste Bogenbinder

Königszapfen der Torsegmente. Foto: Cargolifter AG
Königszapfen der Torsegmente. Foto: Cargolifter AG

Das Gerüst besteht aus fünf tragenden Stahlbögen, die als Viergurtbinder mit einem Achsabstand von 35 Metern ausgeführt sind. Als Auflage der Bögen dienen Stahlbetonsockel mit achteinhalb Metern Höhe, zwischen denen Büros, Sozialräume und Lager untergebracht sind.

Die acht Meter hohen Viergurtbinder bestehen aus kreis-förmigen, nahtlosen MSH-Hohlprofilen. In der Hallenlängsachse sind sie mittig mit einem Firstträger verbunden, an dessen beiden Enden jeweils ein Königszapfen die Verankerung für die Torsegmente aufnimmt.

Insgesamt wurden über 14.000 Tonnen Stahl verarbeitet. Um eine natürliche Belichtung zu ermöglichen, wurden die Bogenbinder und der Firstträger verglast. Überspannt sind die Bögen mit einer recyclefähigen, halb-transparenten Polyesterkonstruktion. Sie besteht aus zwei tragenden, vorgespannten Membranen in einem Abstand von 60 Zentimetern und zwei Zwischenmembranen. Die dadurch entstehenden Luftkissen ermöglichen eine k-Wert von unter eins. Die Lichtdurchlässigkeit von 2 % führt zu einem relativ hohen Anteil an natürlicher Belichtung.


Verschiebbare Segmenttore wiegen 600 Tonnen

Detailansicht Tor. Foto: Cargolifter AG
Detailansicht Tor. Foto: Cargolifter AG

An den Enden wird die Halle durch zwei halbkugelförmige Segmenttore wetterfest und winddicht abgeschlossen. "Die Tore muss man sich wie die mehrfach geteilte Schale einer halben Orange vorstellen", erläuterte Karl Bangert, Vorstandsmitglied der CargoLifter AG.

"Die einzelnen, gewölbten Lamellen werden beim Öffnen nebeneinander zur Seite gefahren und bieten damit eine ausreichend große Öffnung von bis zu 200 Metern Breite, um den CargoLifter CL 160 gefahrlos ein- und auszuhallen."

Jedes Tor besteht aus zwei festen und sechs auf Schienen verschiebbaren Elementen. Die rund 110 Meter hohen und 41 Meter breiten Segmente wiegen jeweils etwa 600 Tonnen. Sie wurden am Boden vorgefertigt, mit einer Spezialvorrichtung über dem Königszapfen hochgezogen und in diesem eingepasst.


Luftschiff-Werft mit eigenem Kraftwerk

Torsegment unterer Teil. Foto: Cargolifter AG
Torsegment unterer Teil. Foto: Cargolifter AG

Rund um die zentrale Werfthalle ist in Brand eine komplette Luftschiff-Werft entstanden. Neben den Bürogebäuden "Airship Design Center I und II" und den "Lighter Than Air Academies" für die Luftschiff-Entwickler und Verwaltung vor Ort hat das Baukonsortium eine eigene Energiezentrale zur Versorgung mit Strom und Wasser errichtet.

Das mit Erdgas betriebene Kraftwerk kann stündlich 800 Kilowatt Strom und etwa acht Megawatt thermische Energie in das Netz des Werftgeländes einspeisen.


Produktion von vier Luftschiffen pro Jahr ab 2005

Halle in der Gesamtansicht. Foto: Cargolifter AG
Halle in der Gesamtansicht. Foto: Cargolifter AG

Zurzeit arbeiten rund 200 Ingenieure an der Entwicklung und den Vorbereitungen des ersten Prototypen des Transport-Luftschiffes CargoLifter CL 160. Dieser "fliegende Kran" soll künftig große und schwere Güter bis zu einem Gewicht von 160 Tonnen und bis zu einer Länge von 50 Metern transportieren.

Und dies schnell, ökonomisch und punktgenau, unabhängig von Staus und konventionellen Verkehrswegen. Im Juni 2000 wurde auf dem Werftgelände der Themen-und Erlebnispark "CargoLifter World" eröffnet. Nach dem Motto "Luftschiff-Technologie zum Anfassen" können Besucher die Entwicklung und Produktion des CL 160 "live" miterleben.

Ab Herbst 2001 werden Interessierte von der Besuchergalerie im Inneren der Werfthalle die Montage des CargoLifter hautnah miterleben können. Die Serienproduktion des CL 160 ist ab 2004/2005 geplant. Dann sollen jährlich bis zu vier Luftschiffe gebaut werden.