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Die Öresund-Brücke – ein Jahrtausendprojekt

Verfasst von: Gerhard Butke
Veröffentlicht am: 2. Nov. 2001
Kategorie:

# 05.11.2001

Am 1. Juli 2000 wurde eines der größten technischen Bauwerke Europas, die Öresund-Brücke, eröffnet. Diese etwa 16 Kilometer lange Verkehrsanlage mit vierspuriger Autobahn und doppelspuriger Schienenstrecke verbindet die dänische Hauptstadt Kopenhagen (1,2 Millionen Einwohner) mit der drittgrößten schwedischen Stadt Malmö (250.000 Einwohner). Sie ist Teil des Transeuropäischen Netzwerkes.

Planungen in den 1930er Jahren begonnen

Das Hauptportal des Jahrhunderbauwerks Öresund-Brücke wird durch Schrägseile über vier 204 Meter hohe Pylonen getragen. Foto: Erich Westendarp / Pixelio
Das Hauptportal des Jahrhunderbauwerks Öresund-Brücke wird durch Schrägseile über vier 204 Meter hohe Pylonen getragen. Foto: Erich Westendarp / Pixelio

Erste konkrete Pläne für eine feste Verbindung über den Öresund gab es bereits in den 1930er-Jahren. Es dauerte allerdings bis zum März 1991, bis die beiden Regierungen den Bau einer kombinierten Straßen- und Schienenverbindung beschlossen.

Bauherr war das Öresundkonsortium, das zu gleichen Teilen dem dänischen und dem schwedischen Staat gehört und heute selbstständiger Besitzer und Betreiber der Brückenanlage ist. Mit den Bauarbeiten wurde im August 1995 begonnen.

Zum ausführenden Baukonsortium Sundlink gehörte neben den dänischen Firmen Hojgaard & Schulz und Monberg & Thorsen sowie dem schwedischen Unternehmen Skanska auch die deutsche Firma Hochtief.


Tunnel, Insel und Brücke bilden Gesamtanlage Öresundbrücke

Die Gesamtanlage besteht aus drei Teilen: Tunnel, künstliche Insel und Brücke. Zur Brücke gehören die Westbrücke mit 3.014 Metern Länge, die Hochbrücke, mit 1.029 Metern Länge und die Ostbrücke mit 3.739 Metern Länge. Die Hochbrücke ist eine Schrägseilkonstruktion, deren 204 Meter hohe Pylonen die freien Spannweiten von bis zu 490 Metern über die Fahrrinne Flintrännan tragen. Die maximale Schifffahrthöhe beträgt 57 Meter.

Eisenbahn und Autobahn verlaufen auf der Brücke getrennt in zwei Stockwerken – unten die Züge, oben die Autos. Fast alle Brückenteilstücke wie Fundamente, Brückenpfeiler und Überbauten wurden an Land vorgefertigt und dann mit einem Katamaran und dem Pontonkran "Svanen" zur Baustelle befördert und zusammengesetzt. Lediglich die Pylonen wurden vor Ort mittels einer Kletterschalung hochgezogen.


Künstliche Insel Peberholm aus Abraum aufgeschüttet

Die künstliche Insel Peberholm verbindet den Tunnel mit der Brücke. Sie wurde aus Abraum vom Boden des Öresund aufgeschüttet. Auf der Insel verlaufen Eisenbahn und Autobahn parallel. Genau wie auf der Brücke sind für Notfälle alle 750 Meter orangefarbene Notruftelefone angebracht. Nimmt man den Hörer ab, wird direkt eine Verbindung zur Alarmzentrale in Dänemark oder Schweden hergestellt.


Zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt im Tunnel 90 km/h

Im Tunnel befinden sich im Abstand von 88 Metern Notruftelefone, die an der rechten Tunnelwand hinter einer Glastür angebracht sind. Im Notfall, zum Beispiel bei Ausbruch eines Feuers, kann die Autobahn durch einen ausgeschilderten Fluchtweg verlassen werden.

Hierfür befinden sich im Abstand von 88 Metern grüne Fluchttüren links neben den Fahrbahnen. Durch diese Türen gelangt man in einen etwa vier Kilometer langen Nottunnel, der sich zwischen den beiden Autobahntunneln befindet. Man kann dort auf Hilfe warten, oder diesen Nottunnel zu Fuß verlassen.

Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt im Tunnel 90 km/h, auf der Brücke und der Insel 110 km/h. Über den Fahrbahnen sind Info-Schilder angebracht, die auf etwaige Änderungen der Höchstgeschwindigkeit, sowie auf Glätte, starken Wind, Nebel, Stau und Blockaden hinweisen.


Vollständige Beleuchtung für 16 Kilometer lange Gesamtanlage

Bei Windgeschwindigkeiten von über 25 m/s wird die Öresund-Brücke für Pkw gesperrt. Foto: Jonas Börje Lundin / Wikimedia
Bei Windgeschwindigkeiten von über 25 m/s wird die Öresund-Brücke für Pkw gesperrt. Foto: Jonas Börje Lundin / Wikimedia

Bei Windgeschwindigkeiten von über 25 m/s wird die Brücke für Pkw gesperrt. Für Wohnmobile und Motorräder liegen die Grenzwerte bei 20 m/s beziehungsweise 15 m/s.

Aus Sicherheitsgründen ist die gesamte 16 Kilometer lange Anlage beleuchtet. In der Leitstelle Lernacken (Schweden) überwachen Lotsen das Verkehrsgeschehen rund um die Uhr mit ferngesteuerten Kameras und automatischen Alarmsystemen.

Insgesamt wurden für das Projekt etwa 550.000 Tonnen Stahl und 655.000 Kubikmeter Beton benötigt. Die Kosten, die sich nach Berechnung der Betreiber in 30 Jahren amortisiert haben sollen, werden mit rund vier Milliarden Mark beziffert.