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Arbeitssuchend mit großen Lücken

  • Veröffentlicht von BauPapa (inaktiv) am 4. Feb. 2014 11:31
  • Neueste Antwort:vor 10 Jahren
Hallo Kollegen,

ich habe folgendes Problem und hoffe ihr könnt mir entweder helfen oder Mut machen oder beides: Ich bin seit 2011 Bauingenieur (Vertiefung Hochbau), habe danach 1 Jahr als Planungsingenieur in einem Ingenieurbüro gearbeitet und war dann 4 Monate arbeitssuchend. In dieser Zeit wurde meine Freundin schwanger und wir haben ein sogenanntes Schreikind bekommen.

Anschließend habe ich 4 Monate als Tragwerksplaner/Statiker gearbeitet (als Anfänger eingestellt mit theoretischer Einarbeitungszeit) und musste mich aufgrund meiner stark erkrankten Freundin kündigen lassen, da ich unter dem enormen Leistungsdruck und familiären Zustand nicht mehr arbeiten konnte. Bin nun wieder seit 6 Monaten arbeitssuchend und bin ziemlich verzweifelt.

Meiner Freundin geht es besser und das Baby geht zur Tagesmutter. Ich habe schon mehrere Vorstellungsgespräche geführt und ich glaube langsam, dass diese großen Lücken in meinem Lebenslauf mir beruflich das Genick brechen werden. Wie würdet ihr diese großen Lücken erklären oder auch nicht? Was würdet ihr an meiner Stelle jetzt machen?

Bin auf eure Antworten gespannt!

7 Kommentare

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    • Veröffentlicht von: Doktorand (inaktiv)
    • 5. Feb. 2014 12:06
    Bester Baupapa,
    dein Berufsstart ist etwas verkorkst. Leider läßt er bei poteniellen Bewerbungsempfängern alle Alarmglocken schrillen, da davon ausgegangen wird, dass der Bewerber Probleme macht. Ansonsten wären die Anstellungszeiten nicht so kurz gewesen. Bei Bewerbungen würde ich jetzt auf jeden Fall die Gründe kommunizieren. Es muss unter allen Umständen glaubhaft kommuniziert werden, dass es keine Wiederholungsgefahr gibt und die Gründe nun nachhaltig beseitigt sind! In der Baubranche sind Begriffe wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder Väterarbeit Fremdworte und man geht von einer klassichen Rollenverteilung aus!

    Als oberstes Ziel gilt es unbedingt rauszukommen aus der Arbeitslosigkeit! Eventuell auch Jobs akzeptieren für die man überqualifiziert ist. Dann mindestens 5 Jahre in der gleichen Anstellung bleiben. Damit dürfte der Makel der anfänglichen kurzen Beschäftigungen getilgt sein und werden gewöhnlich unter Orientierungsphase/Ahnungslosigkeit eines Berufsanfängers abgelegt. Wichtig ist auch, dass du nun auch weißt wo du hin willst. Ausprobieren geht definitiv nicht mehr! Viel Glück!
    • Veröffentlicht von: KR69 (inaktiv)
    • 5. Feb. 2014 14:39
    Wer gerade zweieinhalb Jahre fertig ist mit dem Studium, hat keine großen Lücken. Auch ist kein Problem, wenn Elternzeit genommen wird oder wenn eine Arbeit aus familären Gründen (Kinder, Pflege naher Angehöriger, Krankheit) auf eigenen Wunsch aufgegeben wird. Andere erledigen das nicht über eine Kündigung, sondern lassen sich auf Kosten des Arbeitgebers und später auf Kosten der Krankenkasse langzeitkrankschreiben. Also das beste ist, du stehst zu dieser Geschichte. Würde ein Betrieb dich deswegen diskriminieren, spräche das nicht für ihn. Er käme unter Umständen sogar in Konflikt mit dem Antidiskriminierungsgesetz und müsste Schadenersatz leisten.

    In meiner inzwischen zwanzigjährigen Berufserfahrung durften Kollegen ihre Einfamilienhäuser im Betrieb rechnen und in der heißen Bauphase tagsüber auf die Baustelle. Ich selbst wurde vor Jahren während einer heißen Projektphase aus einem Krankenhaus angerufen: Meine Frau war auf dem Weg zur Mutter-Kind-Kur mit einem Kleinkind und schwanger auf dem Bahnhof mit einem Kreislaufkollaps zusammengebrochen. Ich wurde vom Büro sofort freigestellt und erhielt auf Kosten der Firma am nächsten Tag einen großen VAN vom Autoverleih, um sie 500 km komfortabel fahren zu können. Drei Wochen später das Ganze für die Rückfahrt. In der Folge habe ich dann auch Elternzeit genommen.

    Wenn da im Lebenslauf steht Elternzeit, Erziehungszeit, Pflege kranker Familienangehöriger ist das völlig OK. Du warst nicht im Strafvollzug. Gerade auch in mittleren und großen Büros schlägt das Schicksal immer wieder hart zu. Komplikationen mit den Kindern, schwere und/oder akute Erkrankungen treten häufiger auf, als man denkt.
    • Veröffentlicht von: Pro21 (inaktiv)
    • 6. Feb. 2014 18:20
    Von mir ein Tipp: Vielleicht besuchst Du mal ein, zwei Weiterbildungsseminare die mehr als ein Tag dauern. Erstens lernst Du vielleicht noch was dazu und zweitens, viel entscheidender, Du kommst direkt mit den Leuten in Kontakt die dich vielleicht einstellen würden. Einer der besten Möglichkeiten ein bisschen "Networking" zu betreiben. Wünsche viel Erfolg!
    • Veröffentlicht von: BauPapa (inaktiv)
    • 7. Feb. 2014 11:02
    @Doktorand:
    Vielen Dank für deine Antwort. Meinst du ich sollte das bereits in meinem Lebenslauf irgendwie kenntlich machen, z.B. durch Familienphase oder Familiengründung o.ä.? Hat irgendjemand vielleicht ähnliche Erfahrung gemacht?
    • Veröffentlicht von: ckr (inaktiv)
    • 11. Feb. 2014 00:15
    "Doktorand" scheint das Arbeitsrecht nicht so geläufig zu sein. Es muss hinsichtlich nicht akuter Erkrankungen und 1-2-3-4-x Kindern grundsätzlich garnix kommuniziert werden. Diese Themen sind in Bewerbungsgesprächen tabu. Es ist schon immer normal, dass junge Menschen, insbesondere nach dem Studium Kinder bekommen. Und es wird zunehmend normal, dass auch die jungen Väter in Elternzeit und in Teilzeit gehen. Insbesondere, da in Ingenieurbüros ja nun häufig das niedrigere Gehalt bezogen wird, müssen sich die Büroinhaber auch mit Teilzeitkräften zufrieden geben. Warum soll in der Lebensgemeinschaft auf das höhere Gehalt aus einer anderen Branche verzichtet werden. Sprich, wer von der klassischen Rollenverteilung ausgeht (bis hier O-Ton "Doktorand"), müsste auch nach der klassischen Rollenverteilung bezahlen.

    "Wiederholungsgefahr" hinsichtlich Kindern oder Erkrankungen, vor den schönen und auch den schlimmen Schicksalsschlägen ist niemand im Leben gefeit. Gerade in großen und schon lange bestehenden Firmen ist nicht so unwahrscheinlich, dass familiäre oder gesundheitliche Probleme irgend jemand zum beruflich kürzer treten zwingen. Von drei Jahren nach 2011 hast du ja ca. die Hälfte gearbeitet, das sind nicht 10 Jahre von 15. Und Elternzeit sowie Betreuung von kranken Familienangehörigen ist kein Aufenthalt im Strafvollzug. Seriöse Büros werden das nicht zum großen Thema machen, und diejenigen, die das (verbotenerweise) thematisieren, sollten nicht als Arbeitgeber in Betracht kommen. Das sind dann eh Knochenmühlen, die ihre Leute verschleißen. Keinesfalls Jobs akzeptieren, für die du überqualifiziert bist. Lieber den Tätigkeitsbereich wechseln. öffentlicher Dienst, Wasser und Abwasser, Bergbau, Energie - da ist allemal mehr zu holen als in der Planung. Und du bist noch nicht festgelegt.

    Dein Problem ist nicht deine (nach drei Jahren!) in deinen Augen magere Berufsbiografie, sondern dein mangelndes Selbstbewusstsein. Sei dir bewusst, dass du einen Abschluss in einem Ingenieurstudium hast - das hat seinen Preis für denjenigen, für den du arbeitest. Und das was du mit Unterbrechung deiner beruflichen Tätigkeit geregelt hast, regeln andere per Langzeitkrankschreibung.
    • Veröffentlicht von: BauPapa (inaktiv)
    • 11. Feb. 2014 22:58
    Hallo Kollegen, vielen Dank für eure aufbauenden Worte. Das macht mir auf jeden Fall Mut.

    @Pro21: Der Tipp mit der Weiterbildung ist gut, das werde ich im Auge behalten. Zur Zeit beschäftige ich mich mit diversen Programmen aus dem Bauwesen um auf dem Laufenden zu bleiben, bzw. mit Programmen die bei meinen potentiellen Arbeitgebern so gefordert werden - das sind dann halt Testversionen für einen Monat, aber besser als nichts denke ich. Ich überlege schon, wie und ob ich das in meinen Lebenslauf kenntlich mache.

    @ckr: Warum nicht auf Jobs bewerben, für die ich überqualifiziert bin (ich bewerbe mich zur Zeit auch als Bauzeichner)?

    @KR69: Bei einem meiner Vorstellungsgespräche meinte der Chef bezgl. meiner familiären Situation und Schreikind nur: Ich bin auch Opa, ich kenn das, ... , aber da muss man durch. Fand ich sehr "nett". Die haben mir da auch was vorgejammert, welches Risiko Sie mit mir eingehen usw. Ich meine, das Risiko geht man ja immer ein, gehn beide Parteien ein. Genommen haben die mich natürlich nicht.

    Was die Arbeitslosigkeit anbetrifft - natürlich will ich wieder einen Job, das ist doch gar keine Frage, ich fühle mich ja mittlerweile total unnütz auf dieser Welt, außer dass ich mich um meine Familie kümmere.
    • Veröffentlicht von: ckr (inaktiv)
    • 12. Feb. 2014 14:31
    Also, du musst grundsätzlich bei einem Bewerbungsgespräch keinen Seelenstrip hinlegen. Du warst in Elternzeit - man kann hinzufügen, dass die Entscheidung dazu nicht ganz aus freien Stücken, sondern zwangsläufig war. Punkt. Ob das Kind nun ein "Schreikind" war, ob die Mutter krank war - das geht wirklich niemanden etwas an und schwächt deine Position ("Da muss man durch.") Ansonsten kannst du dich natürlich als Bauzeichner bewerben. Die Büros lieben Ingenieure ohne Selbstbewusstsein, die das für einen Appel und ein Ei erledigen - nur - aus der Nummer kommst du nicht mehr raus.

    Und das Hintergrundwissen von einem Studium im Unterschied zu einer Lehre bezahlt dir keiner. Du solltest dir nicht so viele Gedanken über deine Probleme in der Vergangenheit machen, sondern dir Ziele setzen und die verfolgen. Mach ein Bewerbungstraining - um zu lernen, welche Fragen man beantworten muss und welche nicht, welche Infos man besser für sich behält und welche Eindrücke man am besten nicht hinterlässt. Ich kann mir gut vorstellen, dass du nicht allzu selbstbewusst in ein Gespräch gehst und unsicher wirkst - Unsicherheit kann man auf dem Bau aber am wenigsten gebrauchen. Und das scheint mehr der Haken zu sein, als deine Familie oder die Lücken im Berufslebenslauf.

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