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Bauingenieure 40+

  • Veröffentlicht von Legacy Forum User am 14. Juni 2007 15:17
  • Neueste Antwort:vor 16 Jahren
Hallo Kollegen in Nah und Fern,



habe mir ausführlich einige Beiträge durchgelesen und stelle denselben Tenor fest, den ich persönlich auch aus über 20 Jahren Berufserfahrung kenne. Trotz angeblichem Aufschwung viele Stellensucher und schlechte Bezahlung. Ich bin seit fünf Jahren Freiberufler (Einzelkämpfer) im Hochbau und der Sanierung. Mindestsatzabrechnung nach HOAI - no way. Abgebote von 30 - 40 % oder mehr sind die Regel. Zudem weiß offensichtlich jeder Laie mehr vom Bau als die studierten Profis!? Wo sind die schönen Aufträge und Stellen auch für langjährige erfahrene Leute? Wer kann sich leisten, diesen Erfahrungsschatz zu ignorieren? Müssen sich alle ab 40 oder 45 die "Kugel geben"? Freue mich über Antworten aus allen Altersgruppen.



Gruß Steve

37 Kommentare

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    • Veröffentlicht von: Mathias (inaktiv)
    • 14. Juni 2007 20:00
    Hallo Steffen,



    Du hast es auf den Punkt gebracht. Der propagierte Aufschwung auf dem Bau ist einfach nicht da, bzw. nicht stark genug. Was die Branche braucht, damit wieder angemessene Gehaelter erwirtschaftet werden, ist ein Boom. Den wird es aber nicht geben. Was bleibt ist eine Erholung auf niedrigstem Niveau, die kaum spuerbar auf die Einkommen durchschlagen wird.



    Die naechste Generation frustrierter Bauings wird ja auch schon kraeftig ins Bauing-Studium gelockt (mit den ueblichen Versprechungen, die wir alle seit 10 Jahren kennen)...



    Die Kollegen mit 5-10 Jahren im Geschaeft, die in Deutschland familaer gebunden sind und daher nicht ins Ausland koennen, werden meiner Meinung nach nie ein vernuenftiges Einkommen als Bauingenieur sehen. (Ich hoffe, dass ich mich da taeusche)



    Gruss

    • Veröffentlicht von: Bauigel (inaktiv)
    • 14. Juni 2007 23:18
    Hallo Steffen,



    die Firmen stellen gerne junge Bauingenieure ein, weil diese mit einem geringeren Gehalt "zufrieden" sind und noch nicht "verheizt" sind. Zudem sind sie mobil, unverheiratet und bereit, 500 km fern der Heimat zu arbeiten, in der Pension zu hausen und am Wochenende zu arbeiten. Auf Qualität kommt es schon lange nicht mehr im Bauwesen an, hauptsache billig.



    Es gibt eben keinen wirklichen Aufschwung im Bauwesen, im Firmenprospekt von Wolff & Müller ist die Rede von 500.000 Beschäftigten am Bau um ein auskömmliches Einkommen für alle zu gewähren, momentan sind es 700.000. Der Bauingenieurmangel wird nur von der Bauindustrie propagiert, um viele BI´s zu haben, die bereit sind, zu schlechten Bedingungen zu arbeiten. Anstatt die Arbeitsbedingungen zu verbessern, wird lieber gelogen und ein Bauingenieurmangel vorgegaukelt (den es nicht gibt).



    Viele der Bauingenieurabsolventen arbeiten in angrenzenden Wirtschaftszweigen, wie dem Maschinenbau. Dieser Einstieg ist für ältere Bauingenieure meistens verbaut.



    Einige Firmen können durch ihre "wenn du etwas werden willst, musst Du 70 Stunden in der Woche arbeiten, dann kannst du schnell Karriere machen" auch gar keine älteren, erfahrenen Bauingenieure einstellen, wenn der Niederlassungsleiter selber erst 35 ist.



    Man brauch sich doch nur die Lebensläufe von Bauingenieuren mal bei der Bundesagentur für Arbeit ansehen, da habe ich keinen Bauingenieur gefunden, der nur für eine oder 2 Firmen gearbeitet hat (von Berufsanfängern abgesehen).



    Ständig wechselnde Firmen mit Lücken von Arbeitslosigkeit, Hartz IV usw. Der Zeitarbeitsbereich für Bauingenieure wird das noch verstärken.



    Man kann daher jeden Abiturienten nur abraten, Bauingenieurwesen zu studieren, bis 67 wird man in diesem Beruf seine Brötchen nicht verdienen.

    • Veröffentlicht von: Tiefbau (inaktiv)
    • 15. Juni 2007 08:51
    Hallo Steffen,



    natürlich hast du und die anderen Beitragsschreiber recht, aber solang wir Bauingenieure für diese Mindest- oder Hungerlöhne diese überstundenreichen Stellen annehmen, sind wir selbst schuld.



    Jammer nutzt aber bekanntlich nichts!



    Wie wäre es denn, wenn wir uns, wie es auch unser Ruf ist, mit dem Problem beschäftigen und Lösungen finden?!? Wir sollten nicht seitenweise Beschwerdemails sammeln. Für mich stellt sich eher die Frage, was tut man dagegen? Wir sind Bauingenieure und darauf sollten wir stolz sein!

    Also, ich bin gespannt auf Mails von zufriedenen Bauingenieuren (und was sie so zufrieden macht) oder eben diesen, die Lösungen für die in Steffen´s Mail genannten Probleme hat.



    Gruß Tiefbau

    • Veröffentlicht von: Mathias (inaktiv)
    • 15. Juni 2007 14:12
    Hallo Tiefbau,



    Dein Vorschlag ist im Grunde der richtige Ansatz. Aber zu Rezessionszeiten wirst Du damit keinen Erfolg haben - es gelten die Marktgesetze (Angebot und Nachfrage). Solange es genug Bauings gibt, die zu solchen Konditionen arbeiten muessen, sind Versuche zwecklos, einen Mindeststandard fuer Honorare (und damit Gehaelter) durchzudruecken. In Zeiten der globalen Wirtschaft wird das auch unter besseren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schwerlich funktionieren - in Osteuropa, Indien, China ... gibt es schliesslich genug "Ingenieursmaterial", welches zu Konditionen arbeitet, zu denen Du Dir in Deutschland nicht mal genug zu essen kaufen kannst (geschweige denn Miete zahlen).



    Grusz
    • Veröffentlicht von: Baumann (inaktiv)
    • 15. Juni 2007 18:19
    Muss leider meinen Vorrednern Recht geben!



    Qualität ist nicht gefragt - der Preis ist heiss - das ist die Devise!



    Ich habe es selber am eigenen Leib erfahren: Mein langjähriger Kunde - ein Generalübernehmer im wahrsten Sinne des Wortes - bemerktee meine Annäherung an eine HOAI Bezahlung. Trotz Bauzeiten- und Kostenoptimierung in nenneswerter Höhe liess er mich fallen wie eine heiße Kartoffel und plagt sich jetzt seit einem Jahr mit Billigstatikern herum, die weder eine schnelle noch einen gute und kostengünstige Lösung schaffen - egal ......... es geht um Prinzipien und den längeren Hebel, an dem die Generäle sitzen.



    Ich glaube nur eine Meldestelle - wie bei den Prüf.-Ing. - wird hier im Ländle helfen. Traurig nicht wahr?

    • Veröffentlicht von: Klaus (inaktiv)
    • 18. Juni 2007 15:10
    Moin,



    den fullminanten Aufwärtstrend in der Bauwirtschaft habe ich auch noch nicht bemerkt, aber auch wenn dieser einsetzen würde - die GEIZ IST GEIL - Geilheit, auch und gerade der öffentlichen Hand, würde deren Früchte versauern lassen.



    Der Anteil der deutschen Arbeitnehmer auf Großbaustellen ist veschwindend gering, dieser Trend muss vor den Ingenieuren nicht halt machen - die deutsche Seeschifffahrt hat es vor 10 Jahren vorgemacht und wurde ausgeflaggt und nun macht man Kopfstände, dies wieder rückgängig zu machen.



    Aber nicht schwarzsehen, und mit 2.200 € ist man "noch" eine Weile konkurrenzfähig.



    Ingenieure über 40 haben dann noch das "Manko", dass sie nicht mehr so formbar und Gottergeben sind.



    Trotz allem: Ich bin gern Bauingenieur und würde es wieder werden - abwechslungsreicher und fordernder kann ich mir das Berufsleben nicht vorstellen.



    Und noch ein Trost: Wenn Du gut bist, bist Du auch gefragt - als Bauing.! - mit einem vernünftigen Gehalt! Wobei, ein bischen Glück oder "B" gehören (in dieser Welt) dazu.



    Gruß Klaus (42)

    • Veröffentlicht von: Josef (inaktiv)
    • 19. Juni 2007 21:44
    Hallo,



    ich hab das Gejammer gründlich satt. Seit 11 Jahren bin ich jetzt Bauingenieur und ich hatte immer ein gutes Auskommen. Gut, als gelernter Zimmermann hatte ich es beim Berufseinstieg etwas leichter, weil mein erster Arbeitgeber das als ausschlaggebend für meine Einstellung ansah.



    Zitat: "Sie haben Zimmermann gelernt, da kann ich davon ausgehen, dass sie einen Plan lesen können." Aber die Möglichkeit einer Ausbildung hat oder hätte jeder von uns gehabt. Ich bin zudem nie (ich wiederhole: NIE) wegen eines guten Zeugnisses eingestellt worden (würde gar nicht gehen!).



    Vielmehr wurde meine Bereitschaft mich auf etwas Neues einzulassen, meine Bemühung Aufgaben selbstständig zu lösen und nicht darauf zu warten, Arbeitsanweisungen zu empfangen, Mitdenken und die Probleme auch mal von einer anderen Seite zu betrachten, sehr geschätzt.



    Ich habe nach 9 Jahren meine Selbstständigkeit aus rein privaten Gründen aufgegeben und bin auch als über 40er problemlos in einer Baufirma als Bauleiter untergekommen (obwohl ich das vorher noch nie gemacht hatte) und das ganze noch zu einem (meiner Meinung nach) ganz passablen Gehalt.



    Es reicht zumindest, um eine Familie zu ernähren und ein Häuschen abzuzahlen. Mir persönlich genügt das. Ein guter Freund von mir ist als Verkaufsingenieur in einer Maschinenbaufirma tätig. Der verdient locker 50% mehr als ich. Ja und? Bei uns in Schwaben gilt der Spruch: "Hetsch was gscheits glernt". Und so sehe ich das auch. Jeder von uns hätte die Möglichkeit gehabt etwas anderes zu werden als Bauingenieur.



    Die andere Seite ist die: Ist Geld wirklich so wichtig? Oder ist es nur der einzige Wert, den wir in Zahlen fassen können?



    Grüße vom Bodensee

    Josef

    • Veröffentlicht von: Mathias (inaktiv)
    • 20. Juni 2007 14:00
    Hallo Joseph,



    Du hast das Gejammer gruendlich satt! Andere haben das Nischendenken gruendlich satt. Nur weil es bei Euch im Laendle in einigen Regionen noch etwas laeuft, heisst das noch lange nicht, dass das ueberall der Fall ist! Ein Blick ueber den Tellerrand hat noch nie geschadet.



    Nur fuer den Fall, dass Du jetzt sagst "na gut, dann sollen doch die, die in Regionen leben, in denen es nicht so gut laeuft, halt den Wohnort wechseln...". Das haben schon mehr als genug Bauings getan. Und alle finden in Sueddeutschland kein Auskommen!



    Grusz

    • Veröffentlicht von: Steffen (inaktiv)
    • 21. Juni 2007 14:37
    Hallo Josef,



    schön, daß es noch solche zufriedenen Berufskollegen gibt!

    Das "Jammern" ist nur ein Spiegel der Realität, kein Selbstzweck. Wenn es in Deiner Ecke so gut aussieht mit Jobs, dann komme ich sofort hin. Du brauchst mir nur Bescheid zu geben.



    Im Übrigen ist eine vernünftige Bezahlung schon sehr wichtig, oder willst Du mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung für ein Einsteigergehalt arbeiten?



    Ich halte 45.000 Eur p.A. oder mehr für erfahrene Bauings. für durchaus angemessen! Schau Dir mal andere Branchen an, da geht es so los nach dem Studium!?



    Freue mich auf Deine Antwort. Und wenn Du einen Job weißt, ich bin bereit!



    Grüße aus dem Augsburger Land

    Steffen
    • Veröffentlicht von: Grove (inaktiv)
    • 22. Juni 2007 21:12
    Hallo zusammen,



    ist schon interessant, wie weit die Meinungen auseinander gehen. Ich muss sagen, dass ich im Frühjahr einen gewissen Aufschwung wahrgenommen habe (mehr offene Stellen usw.), leider ist es jetzt nicht mehr so deutlich spürbar.



    Wenn ich einen Bauingenieur einstellen müsste, würde ich zuerst auf das schauen, was er gemacht hat und warum er seinen alten Arbeitsplatz nicht mehr ausübt, das Alter ist völlig nebensächlich.



    Wenn man als Bauingenieur arbeiten will und die Arbeit mit Leidenschaft und Hingabe angeht, sehe ich persönlich auch in schlechten Zeiten gute Chancen, sein Auskommen zu erwirtschaften. Eine Frage bleibt allerdings, wo ist meine persönliche untere Grenze für eine Ingenieurleistung? Die kann sich nur jeder selbst beantworten.



    Ich denke auch nicht, dass "ausländische Bauingenieure" hier den einheimischen Bauingenieuren die Arbeit wegnehmen. Also den Markt im Auge behalten und sobald sich eine Chance bietet gnadenlos zuschlagen.



    F. Grove 41

    • Veröffentlicht von: Sepp (inaktiv)
    • 28. Juni 2007 12:58
    Servus Kollegen,



    ist schon traurig und schade, daß unser Berufsstand so wenig Ansehen genießt, oder? Und das äußert sich dann in schlechter Bezahlung und Arbeitslosigkeit ab Anfang/Mitte 40?! Möglich, daß es in der Statik anders aussieht, aber in der Planung und Ausführung ist doch der Teufel los.



    Früher hat man Alter und Erfahrung zu schätzen gewußt, heute werden die Leute gesund und fit älter (nicht alle) und gelten in der Berufswelt nichts mehr? Wir sollten uns alle der Fähigkeiten bewußt sein, welche aus langjähriger Berufserfahrung und Lebenserfahrung resultieren.



    Vielleicht antwortet auch der eine oder andere Arbeitgeber/Personalchef und erklärt uns deren Sicht!?



    Wie sind Eure Erfahrungen, Chefs und Bauings. über 40/45/50? Laßt mal hören bzw. lesen. Ist es in Bayern/BW besser als in der Mitte oder im Norden? Oder andersrum?



    Gruß aus Bayern

    Sepp
    • Veröffentlicht von: Thorsten (inaktiv)
    • 4. Juli 2007 09:30
    Schönen guten Tag,



    ich als junger Kollege kann mir aufgrund fehlender Erfahrung nur schwer ein Urteil erlauben.



    Allerdings kann ich mit Erstaunen aus meinem Bekanntenkreis berichten, daß nicht nur junge Kollegen verheizt werden. Auch ältere Bauingenieure sind vor "Ausbeutung" nicht wirklich sicher.



    Und zu den regionalen Unterschieden kann ich sagen, dass es auch in Hessen gut laufende Firmen gibt, die Jungbauleiter mit 2100 € Brutto abspeisen. Man muß sich heute in allen Altersklassen sehr viel bieten lassen, von Niedriglöhnen bishin zu ewigdauernden Praktikas.



    Trotz allem ist es ein interessanter Job, den ich nie bereue gewählt zu haben.



    Gruß Thorsten
    • Veröffentlicht von: Walter (inaktiv)
    • 4. Juli 2007 10:34
    Hallo,



    wer glaubt noch von den Betroffenen, an den Weihnachtsmann? Es wird uns so viel vorgegaukelt, Heucheleien und Schönmalereien getätigt, so dass es nicht mehr darauf ankommt, ob es etwas mehr oder weniger ist.



    Welche Formen die destruktiven Ansprüche und Ahnungslosigkeiten (die Qualitätskompetenzen in aller Ernsthaftigkeit) der jüngeren Kollegen/ Egotaktiker haben, wissen wir.



    Eine Altersdiskriminierung/Altersfeindlichkeit hat schon lange stattgefunden bzw. findet schon lange statt, nur keiner, der Betroffenen will diese wahr haben. Das ist die Form der Sozialethik und die Realitätsverluste, die in unserer Gesellschaft schon lange Einzug gehalten hat, trotz des § 3 BGB und dem aktuellen Jugendwahn sowie New Econemy.



    Grüße Walter (56 Jahre mit ca. 25 Jahren Berufserfahrung)

    • Veröffentlicht von: Steff (inaktiv)
    • 4. Juli 2007 19:44
    Hallo Kollegen,



    ich bin seit 8 Jahren Bauingenieur und habe als Statiker zwei Jahre und anschliessend als Bauleiter gearbeitet. Dies meist in mittelständischen Unternehmen, da ich es vorziehe, den Firmeneigentümer persönlich zu kennen.



    Mein erste Einstellung war bei Hochtief, weshalb ich den Mittelstand vorziehe, da hier die Gehälter persönlich ausgehandelt werden und nicht nach Gehaltstabellen, sondern nach Leistung beurteilt werden.



    Mit 32 bin ich sogar nochmal für 1,5 Jahre als Bauleiter nach Nord Amerika. Ich hatte nur einen dreimonatigen Sprachkurs gebucht und mir vor Ort eine Baufirma gesucht. Da dort zur Zeit auch Bauleitermangel herrscht, ging auch die Arbeitsgenehmigung recht schnell über die Bühne.



    Als ich dann zurück nach Deutschland kam, hatte ich sehr gute Einstellungsgespräche und auch schnell wieder einen Job. Vor Amerika kämpfte ich mich durch ein Weiterbildungsstudium, berufsbegleitend 2,5 Jahre, was ich allen empfehlen kann.



    Kostet zwar ein paar Euro, aber die Kontakte, die hier entstehen, sind unbezahlbar und dies auch für die 40 Jährigen, von denen leider nicht viele im Studium dabei waren. Wieso ....? Keine Ahnung.

    • Veröffentlicht von: Tiefbau (inaktiv)
    • 5. Juli 2007 21:31
    Hallo Steff,



    welches Weiterbildungsstudium hast du denn absolviert? Wo? Welche Kosten? Welcher Zeitaufwand?



    Wo hast du denn den 3-Mon. Sprachkurs gemacht? Hier in Deutschland, bevor du nach Amerika bist oder erst dort, neben deiner Bauleitertätigkeit?



    Danke für die Antworten.



    Gruß aus dem Saarland.

    Tiefbau
    • Veröffentlicht von: Steffen (inaktiv)
    • 12. Juli 2007 12:17
    Hallo Kollegen,



    ich bin etwas enttäuscht über die fehlende bzw. mangelnde Reaktion von Bauings. über 40!? Seid Ihr alle gut untergekommen oder habt Ihr es aufgegeben?



    Oder haben die Zweifler Recht und man tut sich "im hohen Alter" schwer, einen PC zu bedienen?



    Wo sind die alten Hasen mit guten und weniger guten Erfahrungen? Meldet Euch, ich bin sehr gespannt!



    Gruß Steffen

    • Veröffentlicht von: RAUS (inaktiv)
    • 26. Juli 2007 12:47
    Hallo Alle,



    wenn ich die Beiträge in dieser Diskussionsrunde so durchlese, habe ich aus verschiedenen Gründen ein lachendes und ein weinendes Auge.



    Zuerst das weinende:

    - Was ist aus unserer schönen Deutschen Bauwirtschaft geworden?

    - Warum kann dieses ewige Gejammer nicht endlich ein Ende nehmen? Wo bleibt das im Ausland so viel gerühmte Engagement und die Tatkraft der Deutschen?

    - Wie kann Steff schreiben "Mit 32 bin ich sogar noch mal (!!!) für 1,5 Jahre als Bauleiter nach Nord Amerika?" Was sind denn bitte heute schon 32 Jahre? Wenn man sich da schon das Recht einräumt, sich auf sein "Altenteil" zurückziehen zu wollen, dann sollte man sich schnell eine andere Einstellung zulegen.



    - Ich kann einen Kommentar wie den von Thorsten auch nicht verstehen, der meint, dass Firmen "die Jungbauleiter mit 2100 € Brutto abspeisen." Tut mir leid, aber ich bin der Meinung, dass ein Studienabgänger, der (beruflich) noch nicht einmal aufrecht gehen kann, mit diesem Gehalt mehr als gut da steht. Oft wohnen diese noch zuhause und haben geringere Kosten. Man muss sich ja zum Studienschluss nicht unbedingt gleich einen 5er BMW kaufen.



    Wenn man in andere Länder sieht, erkennt man, dass dort Studienabgänger um einiges weniger verdienen, was den Unternehmen dann aber auch ermöglicht, den erfahreneren oder leistungsstärkeren Mitarbeitern einiges mehr zu bezahlen.



    - Auch die deutsche Unart zu denken, dass man am besten sein ganzes Leben bei derselben Firma arbeiten muss scheint, sich einfach nicht ausrotten zu lassen (Beitrag von Bauigel). Durch wechselnde Arbeitgeber erweitert man wesentlich seinen Erfahrungsschatz (jede Firma hat andere Arbeits-/Führungsmethoden etc.) und macht einen Mitarbeiter wertvoller, da er auch nicht geistig in einer Schublade steckt.



    - Am schlimmsten ist jedoch der Sachverhalt, dass die deutsche Regierung es einfach nicht schafft, die deutsche Arbeitskraft durch Reformen im Steuer- und Sozialversicherungsbereich endlich wieder attraktiv zu machen. Es werden schon die Sektflaschen geöffnet, wenn die Arbeitslosenversicherung um 0,5% gesenkt wird, was aber keinerlei Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt bringen wird. Hier müssten die Nebenkosten um mindestens 10% reduziert werden.



    Jetzt zum lachenden Auge:

    Ich habe mich vor 3 Jahren mit knapp 39 Jahren aus Deutschland verabschiedet. Nicht als hoch bezahlter Expatriate, mit Entsendevertrag, steuerfrei und 100 Zulagen – nein, ich bin mit Frau und 2 Kindern nach Spanien gegangen, habe mich ganz normal beworben, hatte nach 2 Monaten und 9 Bewerbungsgesprächen 2 Angebote und lebe seitdem hier.



    Was die Bezahlung angeht, geht es mir besser als je zuvor in Deutschland (auch wenn ich dort ausschließlich im Auslandsbereich gearbeitet habe). Das Bruttogehalt ist zwar Welten davon entfernt, was ich in Deutschland hatte, aber bei lediglich 25-30% Abzügen ist das Netto wesentlich besser als vorher. Jetzt kommt erfahrungsgemäß der Einwurf: aber die Sozialleistungen sind doch viel schlechter! Das war vielleicht mal so, aber seht Euch doch mal an, wie es um die Leistungen in Deutschland steht.



    Ich bin also nur noch der stille Beobachter der Situation in Deutschland und kann allen nur raten:

    Seht Euch um, wie es in den anderen Ländern aussieht (Nettolöhne, Arbeitsmarkt, Freitage (nicht nur Urlaub), Lebenshaltungskosten, Situation für Frau und Kinder, etc.) es muss nicht immer USA, Kanada oder Australien sein, auch Europa hat einiges zu bieten.
    • Veröffentlicht von: Ole (inaktiv)
    • 27. Juli 2007 13:03
    Hallo,



    ich bin nach meinem Studium zu einem Gehalt angefangen, dass auf dem Niveau meines Einkommens von 1992 lag, als ich kurz nach meiner Lehre als Zimmerer gearbeitet habe. Von den Arbeitern, die ich im Rahmen der Bauleitung betreut habe, bekam sogar der Azubi im 3 Lehrjahr mehr als ich. Ich habe jeden Samstag als Zimmermann nebenbei gearbeitet, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.



    Die Anforderungen wurden wegen des schlechten Gehaltes nicht geringer. Schuld an allem ist natürlich der bauleitende Ing. und nicht der 2 mal so teure Geselle. Diesen Job habe ich nach 2 Jahren gegen einen besser bezahlten aber in vielen Hinsichten noch schlechteren Job getauscht.



    Bei meinem ersten Arbeitgeber stimmte zumindest das Arbeitsklima 100%tig. In meinem 2. Job wurde im Prinzip nur geschrien und gemobbt. Das habe ich als Rekordhalter 2 Jahre ausgehalten. (Die Stelle war in 10 Jahren 8 mal neu besetzt, nach dem ich weg bin, ist der Schnitt nicht besser geworden).



    Ich bin dann bei einem Freund angefangen, in einem Projektplanungsbüro, relativ gute Arbeitszeiten und ausreichendes Gehalt (Ich musste nicht mehr schwarz Arbeiten, juhu!). Nach weiteren 2 Jahren hatte dieser leider keine größeren Auftrage mehr und, da alle anderen ausser mir Partner in dem Büro waren, musste ich gehen.



    Ich habe mich dann, weil ich bereits im Studium ein Praktikum in der VRC gemacht habe, im Ausland beworben und habe, was mich sehr wunderte, sofort mehrere Zusagen gehabt. Die Bezahlung ist super, die Arbeit auch. Im Moment denke ich gerade wieder über einen Wechsel nach, aber vollständig nach Deutschland möchte ich nicht mehr zurück.



    Um auf das Ursprungsthema zurück zu kommen, kann ich nur sagen, das in Asien ein Ing. ab 40 eigentlich erst so richtig ernst genommen wird. Erfahrung wird dort sehr hoch bewertet.



    In allen Berichten, die ich gelesen habe, stehen ähnliche Dinge wie Überstunden und schlechte Bezahlung. Was wir dringend brauchen ist ein branchenübergreifender Interessenverband, der ähnlich einer Gewerkschaft für Bauings Gehälter/Urlaub und Arbeitszeiten aushandelt.



    Arbeit scheint ja genug da zu sein, wenn jeder 60h die Woche arbeitet. Wenn jemand einen solchen Verband gründen möchte, wäre ich sofort dabei - im Zuge der Globalisierung meinetwegen sogar für die gesamte EU.



    Also bis dann Ole

    • Veröffentlicht von: Michael (inaktiv)
    • 29. Juli 2007 00:41
    Hallo RAUS,



    also einige Ihrer Aussagen kann ich hier beim besten Willen nicht unbeantwortet lassen:



    1. Sie sagen, 2.100 Euro brutto sind für einen Bauingenieur als Berufsanfänger kein Grund zur Klage, weil die meisten ja sowieso noch bei den Eltern leben und dadurch Kosten sparen. Das verschlägt mir die Sprache! Wir leben in einer Zeit, da die Bauingenieure so mobil sein müssen, wie nie zuvor.



    Was veranlasst Sie zu denken, dass es überhaupt einen nennenswerten Anteil an Bauingenieuren gibt, der noch bei seinen Eltern wohnt? Ich kenne keinen einzigen! Viele Bauingenieure bewerben sich bundesweit und oft noch darüber hinaus. Da wäre es ja wahrlich ein merkwürdiger Zufall, wenn die Arbeitsstelle in der Nähe des Elternhauses liegen würde!



    Und wie kommen Sie auf die Idee, dass der Beruf des Bauingenieurs nicht ausreichend bezahlt werden müsste, damit sich auch ein Berufsstarter mit Mitte/Ende Zwanzig eine eigene Wohnung leisten kann? Dass Sie diesen Zustand überhaupt für normal halten (wer möchte denn mit Mitte/Ende Zwanzig noch bei den Eltern wohnen?) finde ich befremdlich!



    2. Ich finde es zudem völlig absurd zu glauben, dass man einen Ingenieur erst dann "richtig" bezahlen muss, wenn er Berufserfahrung gesammelt hat! Was soll denn diese Miesmacherei von Berufsanfängern? Natürlich kann man nach dem Studium noch nicht sofort als vollwertiger Ingenieur eingesetzt werden und braucht die Anleitung der erfahrenen Kollegen. Aber bei begabten Ingenieuren kommt nach wenigen Monaten der Einarbeitung bereits ein beachtliches Leistungspensum.



    Und wer glaubt dann ernsthaft, dass jemand, der mit 2.100 Euro eingestellt wurde, anschließend entsprechend seinem kontinuierlichen Leistungsfortschritt mit Gehaltserhöhungen gesegnet wird? Wenn Sie glauben, dass ein junger Bauingenieur mit 2.100 Euro brutto "mehr als gut da steht", dann frage ich mich ernsthaft, ob Sie der Meinung sind, dass der Beruf des Bauingenieurs einen gewissen Anspruch besitzt.



    Haben Sie sich mal überlegt, mit wie vielen einfacheren Berufen Sie ohne ein zeit- und kostenintensives Studium ein solches Gehalt mit jungen Jahren in der Tasche haben? Bei Maschinenbauingenieuren (Univ. / TU) sind Einstiegsgehälter von z. T. deutlich(!) über 40.000 p. a. obligatorisch. Warum soll sich ein Bauingenieur mit etwas mehr als der Hälfte zufrieden geben?



    3. Wie können Sie einerseits so tun, als wäre die Bezahlung in Deutschland angemessen und dann später schreiben, dass Sie nach Spanien gegangen sind und ein Engagement in den USA (Beitrag von Steff) für quasi selbstverständlich halten? Was soll denn der Leser Ihres Beitrages daraus schließen?



    Deutschland ist toll – bloß schnell weg hier? Wenn tausende von Bauingenieuren nach einem anspruchsvollen Studium im eigenen Land keinen vernünftig bezahlten Job finden, kann man doch nicht zur Tagesordnung übergehen und einfach auf den Globus zeigen! Sollen jetzt etwa alle Bauingenieure auswandern und wer hier bleibt ist selbst schuld?

    • Veröffentlicht von: RAUS (inaktiv)
    • 31. Juli 2007 18:27
    Hallo Michael,



    ich finde es schon drollig, dass sich seitenlang alle über die Situation der Bauingenieure in Deutschland beschwert, sich aber aktiv keiner darum kümmert, dass sich etwas ändert, und wenn ich dann Vorschläge mache, wie man seine persönliche Situation verbessern kann, wir einem noch an den Karren gefahren.



    Zu Ihren Punkten 1+2:

    Ich gehe davon aus, dass Sie zu den von mir genannten Berufsanfängern gehören, die neidisch auf die Anfangsgehälter anderer Branchen blicken.

    Es stimmt, die Bauingenieure sind, was die Vergütung betrifft die "Deppen der Nation". Das war aber schon einmal anders und bis Mitte der 80er und auch kurz nach der Wende waren wir auf der Sonnenseite.



    Wenn wir als Bauingenieure uns endlich zusammentäten (siehe auch den Vorschlag von Ole, dessen Ausführungen ich von ganzen Herzen teile und bestätige), könnten wir auch wieder besseren Zeiten entgegensehen. Was war denn vor 20 Jahren im Maschinenbau los? Dort wurde man aktiv.



    Das von mir kritisierte Anfangsgehalt eines Studienabgängers, befristet sich auf die ersten 1-2 Jahre, denn dann ist man ja kein Studienabgänger mehr. Warum dauern Traineeprogramme bei den grossen Baufirmen genau diese Zeit? Weil das der Zeitraum, ist um "flügge" zu werden.



    Ihr Zweifel, dass die Arbeitgeber nach dieser Zeit das Gehalt nachbessern würden, ist sicherlich gerechtfertigt, sollte aber lösbar sein, denn in den Tarifverträgen kann man diese "Anlernphase" ja genauestens definieren und die Erhöhungen fänden dann ebenso automatisch statt wie heute durch Berufserfahrung. (Ok, jetzt melden sich bestimmt 100 und sagen mir dass sie ja so glücklich wären, wenn sie Tarif bekämen).



    Wer sich die Liste der Berufseinstiegsgehälter ansieht, stellt fest, dass es aber offensichtlich in keiner Branche die von Ihnen genannten "obligatorischen" Einstigsgehälter deutlich über 40.000 € gibt. Ich kann Ihnen da nur zu Ihrem tollen Bekanntenkreis gratulieren, der gehaltsmässig offensichtlich zu den Ausnahmen gehört.



    Das ist genau der Punkt, der mich stört:



    -jammern

    -übertreiben was die anderen Branchen betrifft

    -selbst nichts unternehmen

    -wenn jemand anderes aktiv wird und seine Situation verbessert, sofort attackieren.



    (Es ist natürlich unverständlich, warum ein Abgänger im Baugewerbe 20% und in den Ingenieur Büros 25% weniger verdient als im Fahrzeugbau. Ich kritisiere in diesen Branchen die Einstiegsgehälter daher noch viel mehr!)



    Mein Beitrag war in keinster Weise als Angriff auf den deutschen Bauingenieurstand gedacht. Ich will nur dazu anregen, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Es wäre wohl das erste mal, wenn sich von alleine etwas verbessern würde. Wird kein Druck auf die Arbeitgeberschaft ausgeübt (z.B. auch durch die Abwanderung der Spezialisten), bewegt sich dort nie etwas.



    Wäre ich ein Personalentscheider und würde die Beiträge zum Thema Gehälter etc. in diesem Forum lesen, würde ich mich totlachen und den nächsten Ingenieur zu gleich 10% weniger einstellen.



    Ich denke die Idee von Ole ist genial und Plattformen wie diese von bauingenieur24 sollten eher dazu genutzt werden, um sich zu organisieren und eine einheitliche Strategie zu entwickeln, als sich nur dauernd auszuheulen und zu bezanken.



    Ihr Punkt 3 hat mit meinen Ausführungen nichts zu tun, denn ich bezog mich nicht auf die Tatsache, dass Steff nach USA ging, sondern auf seine Formulierung "Mit 32 bin ich sogar noch mal (!!!) für 1,5 Jahre als Bauleiter nach Nord Amerika" und bei den hohen Gehältern nur auf Studienabgänger.



    Wenn Sie meinen Beitrag aufmerksam gelesen hätten (aber um 0:41 Uhr morgens ist das schwierig) hätten Sie bemerkt, dass gerade die bessere finanzielle Situation in anderen Ländern Auslöser für mich war, Deutschland zu verlassen.



    Ihre letzte Frage, die eigentlich ja nur rhetorisch und ironisch gedacht war, will ich aber trotzdem beantworten: "JA"



    Wer sich und seiner Familie gegenüber Verantwortung zeigt und persönlich (Sprachen, Mentalität, Bereitschaft der Familie, etc.) die Möglichkeit hat, Deutschland zu verlassen, sollte dies dann auch tun, statt übelgelaunt durchs Leben zu ziehen und sein Schicksal zu beklagen.

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